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Aktualisiert: 7. Juni 2025


In eisiger Kälte stand sie einsam da und erstarrte. Die schrecklichen Tage von Tostes wiederholten sich nun. Nur bildete sie sich ein, noch unglücklicher denn damals zu sein, weil sie jetzt ein wirkliches Herzeleid trug und genau wußte, daß es nie anders werden könne. Eine Frau, die so viel geopfert, sei so sagte sie sich wohlberechtigt, sich ein paar harmlose Liebhabereien zu gönnen.

In dem Briefe, den ein niedliches blaues Siegel verschloß, wurde Herr Bovary dringend gebeten, unverzüglich nach dem Pachtgut Les Bertaux zu kommen, ein gebrochenes Bein zu behandeln. Nun braucht man von Tostes über Longueville und Sankt Victor bis Bertaux zu Fuß sechs gute Stunden. Die Nacht war stockfinster. Frau Bovary sprach die Befürchtung aus, es könne ihrem Manne etwas zustoßen.

Dieweil sie sich fortwährend über Tostes beklagte, bildete sich Karl ein, ihr Leiden sei zweifellos durch irgendwelchen örtlichen Einfluß verursacht, und so begann er ernstlich daran zu denken, sich in einer andren Gegend niederzulassen. Um diese Zeit fing Emma an, Essig zu trinken, weil sie mager werden wollte. Sie bekam einen leichten trocknen Husten und verlor jegliche Eßlust.

In seinem Zorn warf der alte Bovary einen Stuhl gegen die Wand, daß er in tausend Stücke ging, und machte seiner Frau den Vorwurf, sie habe den Jungen in das Unglück gestürzt und ihn mit einer alten Kracke eingespannt, die des Futters nicht einmal mehr wert sei. Sie fuhren nach Tostes. Es kam zu einer Auseinandersetzung und zu heftigen Szenen.

Karl widmete sich von neuem seinem Studium und bereitete sich hartnäckigst auf eine nochmalige Prüfung vor. Alles, was er gefragt werden konnte, lernte er einfach auswendig. Seine Mutter erlebte einen Freudentag. Es fand ein großes Festmahl statt. Wo sollte er seine ärztliche Praxis nun ausüben? In Tostes. Dort gab es nur einen und zwar sehr alten Arzt.

Bei der Übersiedelung von Tostes nach Yonville war vieles beschädigt worden oder verloren gegangen, unter anderm der tönerne Mönch, der unterwegs vom Wagen heruntergefallen und in tausend Stücke zerschellt war. Eine zartere Sorge lenkte ihn ab: die Mutterhoffnungen seiner Frau. Je näher diese ihrer Erfüllung entgegengingen, um so liebevoller behandelte er Emma.

Und heim ging es nach Tostes. Schweigsam sah Emma dem Drehen der Räder zu. Karl saß auf dem äußersten Ende des Sitzes und kutschierte mit abstehenden Ellbogen. Das kleine Pferd lief im Zotteltrab dahin, in seiner Gabel, die ihm viel zu weit war. Die schlaffen Zügel tanzten auf der Kruppe des Gaules. Gischt flatterte.

Und mit einem Male sah er sie wieder in Tostes auf der Gartenbank unter dem blühenden Weißdornbusch ... dann in Rouen auf dem Gange durch die Straße ... und dann auf der Schwelle ihres Vaterhauses, im Gutshofe, in Bertaux ... Es war ihm, als höre er das Jodeln der lustigen Burschen, die unter den Apfelbäumen tanzten bei seiner Hochzeitsfeier. Wie hatte das Brautgemach nach ihrem Haar geduftet!

Es fiel Karl sehr schwer, Tostes aufzugeben, wo er gerade jetzt, nach vierjähriger Praxis, ein gemachter Mann war. Indessen, es mußte sein! Er ließ Emma in Rouen von seinem ehemaligen Lehrmeister untersuchen. Es sei ein nervöses Leiden; Luftveränderung wäre vonnöten.

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