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Aktualisiert: 22. Juni 2025
Da der Amtmann keinerlei Anverwandte in der Welt hatte, verlief die Feierlichkeit im ganzen ziemlich kühl. Auf dem Gut wurde nachmittags ein Gelage abgehalten, bei dem von Trauer nicht mehr viel zu spüren war. Tarnow hielt sich jedoch fern. Er war der Abrechnungen halber mit den Büchern zum Generalleutnant gegangen.
Er hatte eine Lust in sich zu klagen, was ihm alles widerfahren, aber die Hitze, die er empfand, drückte seine Kehle zusammen. »O Gott,« murmelte er, »wirst du mich denn nicht erlösen!« Eine kleine Weile darauf wurde es nebenan still. Dann wünschte die Schaffnerin durch die Thür in einem freundlichen Ton Tarnow gute Nacht. »Gut Nacht,« sagte auch Tarnow. Er horchte gespannt.
Zugleich schrie er, der Tarnow solle binnen acht Tagen aus dem Hause; er habe sich durch seine Untreue und Durchstechereien der Kondition unwürdig gemacht. »Ich werde Sie unglücklich machen,« schrie er, »ich werde Sie ins Zuchthaus bringen.«
Er stand auf, klopfte Tarnow auf die Schulter und sagte: »Ein guter Kerl sind Sie, Tarnow, ein verflucht guter Bursche. Heute müssen wir zusammen anstoßen beim Trinken!« Und kameradschaftlich zurückwinkend verließ er die Stube. Die Essenszeit kam, aber Tarnow hatte heute nicht Lust zu essen.
Er hörte in der Nebenstube die Libuhn buttern. Nach einer Weile hörte sie damit auf, verließ die Stube, war aber nach kurzer Zeit an Tarnows Thür und rief leise durch die Thür: »Herr Tarnow, schlafen Sie?« »Warum?« fragte er. »Wenn Sie mal rauskommen könnten, thäten Sie was Schönes belauern,« entgegnete sie kichernd. »Was denn?« fragte er.
Der Adjutant des Generalleutnants kam zur Besichtigung des kleinen Neubaus. Tarnow führte ihn ehrerbietig herein und erstattete Bericht, bis der Amtmann selbst kam.
So heilig hat mir der Amtmann versprochen und zugeschworen, daß er und ich und die Schaffnerin gleichzeitig in unsere Stuben sollen und jetzt ist es doch nichts!« Der Jäger lachte. Ob denn das was Neues sei, meinte er. Nun kam die Libuhn abermals vor die Thüre. »Herr Tarnow,« raunte sie, »ich hab gehorcht an der Thür. Sie ist noch drin.«
Und Truchs kam, las es, und obwohl er jetzt in demselben Raum mit Tarnow war, schrieb er auf das Blatt Tarnows die Worte: »Gut, ich werde dem Generalleutnant Anzeige machen und ihm alles von der besten Seite vorstellen,« und reichte Tarnow stumm das Blatt zurück. Darauf ging Tarnow hinaus, weil die Libuhn zum Mittagessen rief. Er fand die Schaffnerin allein beim Tisch.
Er hatte ein Gefühl wie vor einer ungreifbaren Gestalt, die sich windet wie ein Rauch und in Nichts verfließt, wenn man die Arme nach ihr streckt. »Wollen Sie nicht noch eine Semmelschnitte, Herr Tarnow?« fragte Truchs zuvorkommend. »Oder mit ein wenig Mus darauf? Nicht? Zum Teufel, Herr, fressen Sie! Glauben Sie, wenn Sie jeden Tag dürrer werden, nützt mir Ihre Arbeit was?«
Er starrte unbeweglich vor sich hin. »Nun, mein lieber Tarnow,« sagte er endlich, »wollen Sie denn wirklich die Leutholdin heiraten? Sie dürfen ganz offen mit mir reden. Aber ich komme jetzt daherein zu Ihnen wie ein guter Freund. Passen Sie auf, sie hat ja eine ganz hübsche Fratze, das läßt sich nicht leugnen. Aber sie hat keine Bildung, sie hat keine Erziehung, sie hat kein Vermögen.
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