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Auf den zustimmenden Wink Napoleons trat dieser langjährige Leiter der kaiserlichen Regierung langsam und in fast feierlicher Haltung ein. Der Kaiser ging ihm heiter lächelnd entgegen und reichte ihm die Hand, welche Herr Rouher ehrerbietig ergriff und einen Augenblick in der Seinen hielt, während er mit einem traurigen Ausdruck den Kaiser ansah.

Das volle Gesicht des Herrn Rouher mit dem feinen beredten Munde und den klaren, scharf blickenden Augen zeigte eine Bewegung, welche diesem scharf berechnenden Meister der Dialektik und der parlamentarischen Debatte sonst nicht eigentümlich war.

Nun, mein lieber Rouher,“ sagte Napoleon, „wir stehen an der großen Entscheidung, und ich hoffe, daß es nunmehr gelingen wird, die Krönung des Gebäudes zu vollenden, dessen Grundmauern Sie mit so viel Eifer und Beharrlichkeit aufgeführt haben.“

Sie sind nicht einverstanden, mein lieber Rouher,“ sagte er dann mit einer gewissen unsichern Befangenheit in der Stimme, „mit dem Gange der Ereignisse und doch müssen Sie zugeben, daß es jetzt unmöglich ist, die Dinge auf einen andern Weg zu lenken.“

Nein, Majestät,“ erwiderte Herr Rouher, „jetzt nicht mehr. Vor wenigen Tagen vielleicht wäre das noch möglich gewesen. Man konnte die Zurücknahme der Hohenzollernschen Candidatur als einen großen Triumph der französischen Intercession darstellen, und wenn dies von allen Organen der Regierung und der ihr zu Gebote stehenden Presse geschehen wäre, so würde ganz Frankreich in diesem Augenblick ebenso befriedigt sein und ebenso stolz auf das wieder hergestellte Prestige des Kaiserreichs blicken, als es nun nach der Entscheidung durch die Waffen ruft. Wenn diese unglückliche Frage der Garantie für die Zukunft, welche ja doch practisch kaum eine Bedeutung gehabt hätte, nicht gestellt wäre, wenn man der Kammer und der ganzen französischen Nation die Zurückweisung einer fernern Discussion von Seiten des Königs von Preußen nicht als eine Beleidigung des Vertreters Frankreichs dargestellt hätte, dann, Sire, wäre es noch möglich gewesen, dieses gefahrvolle Spiel mit den eisernen Würfeln des Krieges zu vermeiden

Herr Rouher verneigte sich schweigend und ging hinaus. Napoleon blickte ihm lange sinnend nach.

Napoleon III war frischer als sonst, zwar hingen seine Züge mit dem Ausdruck des Leidens und körperlicher Schmerzen schlaff herab, aber in seinem Blick machte sich eine gewisse an die vergangenen Tage seiner Jugend erinnernde Energie bemerkbar, als er mit seinem langsamen, etwas unsicheren Gang dem Minister entgegentrat, welcher es übernommen, das Steuer des Staatsschiffes, welches so lange die feste Hand des Herrn Rouher geführt hatte, durch die bedenklichen Klippen verschiedener Neuerungen zu führen.

Herr Rouher schüttelte langsam den Kopf. „Ollivier, Sire,“ sagte er dann achselzuckend, „wird Alles wollen, was ihm Gelegenheit giebt, eine jener pathetischen Reden zu halten, in denen er sich so sehr gefällt. Wenn Ollivier Eurer Majestät übrigens,“ fuhr er fort, „von der liberalen Partei spricht, welche hinter ihm steht, so möchte ich mir eine abweichende Ansicht auszusprechen erlauben

Der Kaiser hatte ernst und sinnend den im Ton tiefer Überzeugung gesprochenen Worten des Herrn Rouher zugehört. Mit einer Bewegung voll herzlicher Freundlichkeit reichte er ihm die Hand und sprach. „Der Würfel rollt, so bleibt nichts anderes übrig, als muthig zu erwarten, auf welche Seite er fallen wird. Das Unglück nicht zu fürchten, ist das beste Mittel, uns das Glück dienstbar zu machen.“

Majestät,“ erwiderte Herr Rouher, „ich würde niemals das Verfahren desjenigen billigen können, der durch sichere und ruhige Unternehmungen ein großes Vermögen zu gründen und zu erhalten im Stande ist und der, statt diese Unternehmungen mit Consequenz zu verfolgen, sich auf ein Hazardspiel einläßt, das ihn in einem Augenblick zum Millionair machen,