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Und hier ist es am Platz, zu sagen, daß Flametti keineswegs unvorbereitet um eine Konferenz mit Herrn Schnabel nachsuchte. Er hatte die spielfreien Abende benützt: er hatte sich umgesehen. Mit Jenny im "Germania-Cabaret": Stanislaus Rotter, Schnelldichter und Conférencier man hatte ihn seine Schmonzes vortragen hören; seinen redegewandten Improvisationen nicht ohne Gewinn gelauscht.

"Richtig!" fuhr er in großem Bogen von der Stirn weg in die Luft. "Macht ja Karriere!" rühmte Flametti und schob klotzig den Unterkiefer vor, um die brutal verdrängende Energie des Herrn Rotter respektvoll zu charakterisieren. "Verdient ja ein Heidengeld! Stadtgespräch!" "Na und jetzt?" interessierte sich Herr Schnabel. "Unnahbar. Nichts zu machen. Keiner kommt an ihn ran. Wie abgeschnitten."

Noch kannte Flametti von dem neuen Ensemble, das Herr Rotter ihm zugesagt und bestimmtest versprochen hatte, nicht viel mehr, als daß die Musik in C-Dur ging; daß es voraussichtlich "Die Delawaren" hieß, und daß er selbst, Flametti, den Häuptling Feuerschein vorstellen würde, mit Lanze, Pfeilen und Tomahawk.

"Gut", sagte Schnabel, "wenn du was bringst von dem Rotter, und alles anständig, dezent : dreihundert Franken und am fünfzehnten könnt ihr kommen." "Abgemacht!" schwitzte Flametti und streckte Herrn Schnabel die Hand zu über den Tisch. "Anna, 'ne Halbe!" Jenny lag schon zu Bett, als Flametti von diesem an Aufregungen reichen Tage nach Hause kam. "Na, Max, was ist? Was hast du erreicht?"

Flametti bestellte ein Pilsner, und dann befummelten sie die Affäre. "Also sieh her, Flametti!" sagte Herr Rotter, "das ist der Dreck." Dabei wog er das Manuskript auf der Hand. Flametti beugte den Oberkörper herunter aufs Knie und rauchte Zigarre. "Also es ist so: "Die Delawaren". Du machst den Feuerschein. Die andern, die Weiber, fünf Stück, machen die Bande.

Damit ich auch sehe, was ihr draus macht." "Sowieso", beruhigte Flametti. Und um zuverlässig zu beweisen, daß das Ensemble in guten Händen sei: "Fünfzig Mann Blasorchester!" Und nahm einen tiefen Schluck Pilsner. "Das ist alles nichts", meinte Rotter, "wenn ihr den Schick nicht trefft. Wenn das gewisse Etwas fehlt." "Es kommt", versicherte Flametti, "da ist das Wort zuviel."

"Ah was, Bagatelle!" sagte Herr Rotter und steckte den Schein nachlässig in die Rocktasche. Flametti hatte sofort das Gefühl: "der ist das Einheimsen gewohnt!" und erinnerte sich jener erstaunlichen Fertigkeit, mit der Herr Rotter im Germania-Cabaret die Pausen füllte durch Selbstverkauf seiner "Gesammelten Werke". Flametti nahm das Ensemble jetzt an sich mit beiden Händen und begann zu lesen.

"Wirst mal sehen", meinte der, "wenn die Beleuchtung dazu kommt, Musik, Reklame, der ganze Klimbim!" Und er versuchte, durch gleichzeitige Anspannung aller Gesichtsmuskeln, Wackeln der Ohren, vorgeschobenen Unterkiefer, Hochziehen der Brauen, einen Begriff zu geben von der Schlagkraft der Dinge, die dann kommen würden. "Apropos", behielt Rotter sich vor, "bei der Hauptprobe will ich dabei sein.

So schreckte es ihn aus der Illusion. "Klappt alles. Unbesorgt!" versicherte Rotter. "Hören Sie zu", sagte Flametti, "ich hab' ein Plakat machen lassen: "Die Indianer". Großartig, imposant. Dreißig Franken. Beim Lemmerle. Kennst ihn doch!" "Schon gut! Mach' was du willst mit dem Dreck!" sagte Herr Rotter und drückte den Klemmer fest. "Ist ja nicht mein Beruf. Macht man so nebenbei."

Aus Flamettis Hand, zeremoniös umschlossen, stieg eine Photographie in Postkartenformat, darstellend einen Herrn in den mittleren Jahren, mit englisch gestutztem Schnurrbart, Schillerkragen und Künstlerkrawatte. "Das ist doch der Rotter?" riet der Wirt. "Jerum, der Rotter!" rief er erstaunt seiner Frau zu und beugte sich näher, um über Flamettis Schulter hinweg die Photographie zu betrachten.