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Aktualisiert: 1. Juni 2025
Etwas andres verhieß vielleicht eher Genugtuung: Marcolina mit anspielungsreicher, mit höhnisch-lüsterner Rede zu erniedrigen: – doch auch dieser tückische Einfall schwand dahin vor einem Blick, dessen entsetzensvoller Ausdruck sich allmählich in eine unendliche Traurigkeit gewandelt hatte, als wäre es nicht nur Marcolinens Weiblichkeit, die Casanova geschändet – nein, als hätte in dieser Nacht List gegen Vertrauen, Lust gegen Liebe, Alter gegen Jugend sich namenlos und unsühnbar vergangen.
Sie sind zu beneiden, Olivo!« – »Ja, das sag’ ich mir selbst alle Tage,« entgegnete Olivo, und die Augen wurden ihm feucht. Sie gingen die Schmalseite des Hauses entlang. Das Fenster Marcolinens stand offen, wie vorher; aus dem dämmernden Grund des Gemachs schimmerte das schleierartige helle Gewand. Durch die breite Kastanienallee gelangten sie auf die Straße, die schon völlig im Schatten lag.
Auch Casanova lag noch da, wie zuvor, die Hände vor sich hingestreckt, unter der Bank. Nach einer Weile kroch er weiter, in die Mitte der Allee, und weiter auf allen vieren, bis er an eine Stelle kam, wo er weder von Marcolinens Fenster noch von einem andern aus gesehen werden konnte.
Das hab’ ich vor ihm voraus. – Zwar war er im Innersten überzeugt, daß Lorenzi nicht nur Marcolinens erster Liebhaber, sondern er vermutete sogar, daß es heute die erste Nacht war, die sie ihm geschenkt hatte; doch das hielt ihn nicht ab, seine boshaft-lüsternen Gedankenspiele weiterzutreiben, während er den Garten längs der Mauer umkreiste.
Casanova sah in der dämmernden Tiefe des Gemachs einen halbgerafften Vorhang, hinter dem das Fußende des Bettes sichtbar wurde. Über einem Stuhl daneben hing ein lichtes, schleierartiges Gewand. »Marcolinens Zimmer?« fragte Casanova. – Amalia nickte.
Haben Sie nicht bemerkt, mit welchem Gemisch von Verachtung und Grimm er den jungen Menschen behandelt? Ich möchte nicht darauf schwören, daß die Sache ein gutes Ende nimmt.« Auch jetzt rührte sich nichts in Marcolinens Antlitz und Haltung. Sie schien an dem ganzen Gespräch über Lorenzi nicht den geringsten Anteil zu nehmen und sich still am Anblick der Landschaft zu erfreuen.
Marcolinens Fenster stand mit einemmal offen, das Gitter war zurückgeschoben, der Vorhang nach der einen Seite hin gerafft; aus dem Dunkel des Gemachs hob sich eine schattenhafte Erscheinung; Marcolina selbst war es, die in hochgeschlossenem weißen Nachtgewand an die Brüstung trat, wie um die holde Luft des Morgens einzuatmen.
Da auf dem Kies seine Schritte hörbar wurden, trat er gleich auf die Wiese über, die nun, im Frühdämmerschein, zu unwirklicher Weite sich dehnte. Dann schlich er sich in die Allee, nach der Seite hin, wo ihm Marcolinens Fenster in den Blick fallen mußte. Es war vergittert, verschlossen, verhängt, so wie er es zuletzt gesehen.
Marcolina aber war noch in den Federn gelegen, als man von Hause wegfuhr; und vom Garten aus durchs offne Fenster hatten sie sie mit Beeren und Haselnüssen beworfen, sonst schliefe sie wohl noch zu dieser Stunde. »Das ist sonst nicht Marcolinens Art,« wandte sich Olivo an seinen Gast; »meistens sitzt sie schon um sechs Uhr oder noch früher im Garten und studiert bis zur Mittagszeit.
Als die andern fort waren, nahm Olivo Casanovas Arm und versicherte ihn immer wieder, mit Tränen in der Stimme, daß alles in diesem Hause ihm, Casanova, gehöre und daß er damit schalten möge, wie es ihm beliebe. Sie kamen an Marcolinens Fenster vorbei. Es war nicht nur verschlossen, auch ein Gitter war vorgeschoben, und innen senkte sich ein Vorhang herab.
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