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Aktualisiert: 27. Juni 2025
»Selten kamen Spaziergänger aus dem nahen Städtchen dorthin, desto öfter benutzte Lucie die kleine Ausgangspforte, durchstreifte den Wald bis an die Spitze des Berges, oder was sie noch häufiger that, sie lagerte sich an irgend einem versteckten Platze. So im weichen, schwellenden Moose zu liegen, ein gutes Buch zu lesen und darüber die Welt zu vergessen, – das war die höchste Wonne ihres Lebens.
Die Villa mußte verkauft werden und Lucie, das verwöhnte und verzogene Mädchen, war gezwungen, für die Zukunft ihr eignes Brot zu verdienen.« Ilse sah entsetzt die Lehrerin an. »Ja, ihr Brot zu verdienen,« betonte dieselbe. »Das erschreckt dich, nicht wahr? Aber es wurde ihr nicht so schwer, als sie einstmals geglaubt.
»Ah, da ist ein Mädchen,« rief die eine Dame, die, das lange Reitkleid emporhaltend, nahe am Hause stehen geblieben war, und sich nach irgend einem lebenden Wesen, das ihr Rede zu stehen vermochte, schien umgesehen zu haben, »aber lieber Gott, Lucie, es ist eine Eingeborene, und mit meinem Tahitisch sieht es noch windig aus ich kann noch weiter Nichts als ~Joranna~ und ~aita~.«
»O bitte, fahren Sie fort,« bat Nellie, deren Augen vor Entzücken glänzten; niemals bis jetzt hatte das Fräulein ähnliches erzählt, »bitte, weiter! O, ich bin zu gierig, weiter zu wissen!« Ilse saß still und sinnend da. Was sie da hörte, berührte eine verwandte Saite in ihr, oftmals hatte sie das Gefühl, als ob das junge Mädchen nicht Lucie, sondern Ilse geheißen habe. –
Das war sehr schlimm für sie, denn bei manchen guten Eigenschaften des Herzens besaß Lucie einen häßlichen Fehler, den Trotz. »Anstatt denselben durch unerbittliche Strenge schon in der Kindheit zu zügeln, pflegte ihn die Großmama durch allzugroße Nachsicht.
Hat die arm’ Lucie nie gehört davon?« »Seine Werke hat sie oft in den Galerien bewundert – er selbst blieb verschollen.« »Oh wie ein furchtbar trauriges Geschicht’ ist das!« rief Nellie. »Es thut mich sehr weh.« Und Ilse? Sie saß da, die Hände gefaltet, mit gesenktem Blick. Sie war bis in das Innerste getroffen.
»Aber sie hoffte vergebens. Die Großmama überhäufte ihre Enkelin mit bitteren Vorwürfen und forderte sie unter Thränen auf, sie möge nachgeben. »›Wird es dir denn so schwer,‹ sagte sie, ›dem Manne, dem du in vier Wochen die Hand für das Leben geben willst, ein bittendes Wort zu sagen? Ueberwinde dich, Lucie, nimm deine bösen Worte zurück, oder es giebt ein Unglück.‹ »›Ich kann nicht, Großmama.
»Wie bald er der Liebling derselben, wie er nach und nach täglicher Gast bei ihr wurde und wie er endlich der trotzigen Lucie Herz gewann, das kann ich euch nicht erzählen, nur so viel, daß sie eines Tages seine Braut war. »Es war ihm nicht leicht geworden, ihr Jawort zu erringen, denn wenn er heute glaubte, daß sie ihn gern möge, war er morgen vom Gegenteil überzeugt.
Ein böser Geist hielt sie für den Augenblick gefangen und trauernd floh ihr guter Engel von dannen. »›Ich will nicht mit dir reden!‹ rief sie zurück, ›ich wüßte auch nicht, was du mir noch sagen könntest!‹ »›So treibst du mich fort von dir, Lucie!‹ – rief er außer sich. ›Bedenke was du thust! Ich gehe und nicht eher kehre ich zu dir zurück, bis du mich zurückrufst: Lebe wohl!‹ – –
Jetzt, wo das ernste Verlangen ihres Verlobten in aller Entschiedenheit an sie herantrat, ihren Widerstand zu zähmen, da bäumte derselbe sich dagegen auf und sie unterlag seiner Macht. »›Ist das dein letztes Wort, – Lucie!‹ – Wie ein Schrecken kam es über seine Lippen. Sie blieb ungerührt, wandte sich von ihm und eilte aus dem Zimmer.
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