Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 24. Juli 2025
Immer noch schlief die Kranke; immer noch saß er wartend an ihrem Bette. Nur die Nachtlampe dämmerte jetzt in dem stillen Zimmer; draußen aus dem Garten kam statt des Vogelsangs nun das Rauschen des Nachtwindes; manchmal wie Harfenton wehte es auf und zog vorüber; die jungen Zweige pochten leise an die Fenster. "Ines!" flüsterte er, "Ines!" Er konnte es nicht lassen, ihren Namen auszusprechen.
Wie ein plötzliches Verständnis flog es durch ihre Züge. "Es ist ja bei dir wie in einer Kapelle", sagte sie, und ihre Worte klangen kalt, fast feindlich. Er hatte alles begriffen. "Oh, Ines", rief er, "sind nicht auch dir die Toten heilig!" "Die Toten! Wem sollten die nicht heilig sein!
Zürne nicht mit ihr, daß sie es zu keiner andern auf der Welt mehr sagen kann!" Ines hatte seine Worte kaum gehört; ihre Gedanken verfolgten nur den einen Punkt. "Wenn du sagen kannst: Sie ist ja nicht dein Kind, warum sagst du denn nicht auch: Du bist ja nicht mein Weib!" Und dabei blieb es. Was gingen sie seine Gründe an!
Kardinäle, Erzbischöfe, Bischöfe standen umher, der ungewisse Schein des Tages, vermischt mit dem Flackern der Lichter, der Kerzen, welche die Chorknaben hielten, umgab sie mit einem ehrwürdigen Heiligenschein, der jedoch bei manchem wie Scheinheiligkeit aussah. Auf der andern Seite kniete unter vielen schönen Frauen Donna Ines mit ihren Kindern.
Aber wie langweilig dünkte es mir, daß das Fräulein noch in demselben Zustande war, daß die beiden Anbeter noch nicht in Streit geraten waren, daß das Ende von diesen Geschichten ein Übertritt zur römischen Kirche, eine Hochzeit der Donna Ines und vielleicht eine zweite, Luisens mit dem Berliner, werden sollte? Denn eben dieser ehrliche Berliner!
"Komm zurück, Ines!" hatte er gerufen, "es ist nicht sicher dort." Aber sie war noch immer stehengeblieben, mit den schwermütigen Augen in die Kreise starrend, welche langsam auf dem schwarzen Wasserspiegel ausliefen. "Das ist wohl unergründlich?" hatte sie gefragt, da er sie endlich in seinen Armen forgerissen.
Plötzlich schlang sie die Arme um seinen Hals, und mit erstickter Stimme flüsterte sie angstvolle und verworrene Worte, deren Sinn er nicht verstehen konnte. "Ines, Ines!" sagte er und nahm ihr schönes kummervolles Antlitz in seine beiden Hände. "O Rudolf! Laß mich sterben; aber verstoße nicht unser Kind!" Er war vor ihr aufs Knie gesunken und küßte ihr die Hände.
Ja, dachte ich, und wenn erst das Wechselchen anlangt und er nicht zahlen kann, und wenn ihn Donna Ines mit den funkelnden Augen sucht und bei der Fremden findet, und wenn erst der Kardinal seine Künste anwendet! Die Schule der Verzweiflung hat er noch nicht ganz durch gemacht.
Sie sah unbeweglich auf den Schlüssel, der noch immer in ihrer offenen Hand lag. "Nun, Ines, willst du nicht annehmen, was ich dir gegeben habe?" Sie schüttelte den Kopf. "Noch nicht, Rudolf, ich kann noch nicht, später später; dann wollen wir zusammen hineingehen." Und indem ihre schönen dunkeln Augen bittend zu ihm aufblickten, legte sie still den Schlüssel auf den Tisch.
Er zog sie fester an sich; dann sagte er: "Darf ich weiter hören, Ines?" "Doch! Aber ich schäme mich, Rudolf."
Wort des Tages
Andere suchen