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Aktualisiert: 7. Juni 2025
»Linkshänder!« schalt Herr Habermus, »nimm die rechte!« »Er nimmt wieder die linke!« rief plötzlich jemand von hinten vor. Das dicke Jaköble hatte es gerufen, und gleich schrieen ein paar nach: »Er nimmt immer die linke!« »Die rechte Hand sollst du nehmen, Kasper!« mahnte Herr Habermus. Kasperle grinste und drehte sich um, und gleich fing die ganze Klasse zu lachen an.
Kasperle sagte schluchzend wieder sein Sprüchlein her, er sei ein armes verlassenes Waisenbüble und wolle in die weite Welt gehen. Herr Habermus hatte ein gutes, mitleidiges Herz, dem tat Kasperle gleich ungemein leid. »Nun, nun,« sagte er, »da mußt du nicht so schrecklich weinen; in der weiten Welt wird schon noch Platz für so ein Büble sein!«
Doch Herr Habermus sah eigentlich nicht böse drein, nur ein bißchen betrübt. Er dachte nämlich: Ja, was habe ich da für einen kleinen Narren ins Haus gebracht! Wie soll das mit ihm werden? Er nickte den Kindern zu und sagte nur noch einmal: »Geht nun aber heim!« Und da leerte sich das Schulzimmer im Umsehen.
Da gab es ein frohes Wiedersehen, und als Herr Habermus nach etlichen Tagen wieder heimreiste, sagte er: »Kasperle, du warst zwar ein schlimmer Schüler, aber ich hätte dich doch gern wieder in meiner Schule sitzen. Freilich, im Waldhaus hast du es am allerbesten.« Und das war wahr. Nirgends, fand Kasperle, sei es so schön wie im Waldhaus; nur vielleicht auf der Kasperleinsel war es noch schöner.
»Nä!« schrie Kasperle vergnügt. »Wir sagen's ihm vor,« riefen ein paar Stimmen. »Sagt mal zuerst das Lied her!« gebot Herr Habermus. Das taten die Kinder, und nun geschah etwas Wunderbares. Kasperle stand auf und sagte ihnen gleich das ganze Lied nach.
»Kasper, schweig!« rief Herr Habermus. »Du lernst in deinem Leben nicht singen.« Ach du lieber Himmel, das hatte schon Liebetraut immer gesagt! Kasperle schwieg traurig, er hätte doch so gern mitgesungen, aber dann saß er ganz andächtig da, hörte zu und sah wieder so unschuldig drein, als könnte er keine kleinen Dummheitle machen.
Wenn er das lachende Kasperle ansah, dann zuckte es ihm um die Mundwinkel, er mußte immer fortsehen. »Jetzt setze dich einmal, da gleich vornhin,« sagte er endlich, und Kasperle ging gehorsam an den Platz und setzte sich. Da ebbte das Lachen ab, denn nun konnten die Kinder alle Kasperle nicht von vorn sehen. Herr Habermus atmete auf. Endlich trat Stille ein, und die Schule konnte beginnen.
»Sie sind vielleicht in den Wald gegangen,« sagte Frau Veronika Lappenmeyer. »Aber es ist doch Schule!« rief Herr Habermus entrüstet. In den Wald konnte man schon gehen in Waldrast, denn der dehnte sich vom Dorf entlang bis tief, tief ins Tal hinein, viele Stunden weit. Indem kam ein Bursche mit einem Heuwagen angefahren.
An diesem schönen, hellen Tag nun gedachte Herr Habermus seine grüne Botanisierbüchse voll Kräuter zu füllen und fand dafür das weinende Kasperle. »Jemine,« schrie er, als er den Kleinen erblickte, »was ist denn das?« Er dachte wirklich, es sei ein Berggeistlein oder so etwas, obgleich er eigentlich nicht an solche Dinge glaubte.
Kasperle erzählte verlegen von Protzendorf, er klagte Damian und Florian bitter an, und der gute Herr Habermus dachte, der kleine Schelm sei wer weiß wie lange dort Gänsehirt gewesen. »Bist du denn auch ordentlich dabei in die Schule gegangen?« fragte er mitleidig. »In die Schule?« Kasperle riß seinen Mund vor Erstaunen noch weiter auf als zuvor aus Hunger.
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