United States or Pakistan ? Vote for the TOP Country of the Week !


Der Rosshaendler, nicht ohne Befremden, durch einen Haescher in das Gubernium abgefuehrt, erschien, den Heinrich und Leopold, seine beiden kleinen Knaben auf dem Arm; denn Sternbald, der Knecht, war Tags zuvor mit seinen fuenf Kindern aus dem Mecklenburgischen, wo sie sich aufgehalten hatten, bei ihm angekommen, und Gedanken mancherlei Art, die zu entwickeln zu weitlaeufig sind, bestimmten ihn, die Jungen, die ihn bei seiner Entfernung unter dem Erguss kindischer Traenen darum baten, aufzuheben, und in das Verhoer mitzunehmen.

Der Tag brach eben an, und die ganze Stadt schlief noch, als er an die Tuer der kleinen, in der Pirnaischen Vorstadt gelegenen Besitzung, die ihm durch die Rechtschaffenheit des Amtmanns uebrig geblieben war, anklopfte, und Thomas, dem alten, die Wirtschaft fuehrenden Hausmann, der ihm mit Erstaunen und Bestuerzung aufmachte, sagte: er moechte dem Prinzen von Meissen auf dem Gubernium melden, dass er, Kohlhaas der Rosshaendler, da waere.

Kohlhaas, mit einem sprechenden Blick, den er auf den Offizianten warf, sagte, entschlossen die Sache zu beugen oder zu brechen: "dass er dies tun wolle"; stieg mit klopfendem Herzen von dem Wagen, liess die Kinder durch den Hausmann in den Flur tragen, und verfuegte sich, waehrend der Knecht mit dem Fuhrwerk vor dem Hause halten blieb, mit dem Offizianten und seiner Wache in das Gubernium.

Kohlhaas, dem das Herz unter allen diesen Umstaenden unruhig zu klopfen anfing, harrte durch mehrere Tage auf die Entscheidung seiner, der Person des Landesherrn mit befremdender Weitlaeufigkeit vorgelegten Bitte; doch es verging eine Woche, und es verging mehr, ohne dass weder diese Entscheidung einlief, noch auch das Rechtserkenntnis, so bestimmt man es ihm auch verkuendigt hatte, bei dem Tribunal gefaellt ward: dergestalt, dass er am zwoelften Tage, fest entschlossen, die Gesinnung der Regierung gegen ihn, sie moege sein, welche man wolle, zur Sprache zu bringen, sich niedersetzte, und das Gubernium von neuem in einer dringenden Vorstellung um die erforderten Paesse bat.

Nun hatte der, mit diesem Brief beauftragte Kerl das Unglueck, in einem Dorf dicht vor Dresden, in Kraempfen haesslicher Art, denen er von Jugend auf unterworfen war, niederzusinken; bei welcher Gelegenheit der Brief, den er im Brustlatz trug, von Leuten, die ihm zu Huelfe kamen, gefunden, er selbst aber, sobald er sich erholt, arretiert, und durch eine Wache unter Begleitung vielen Volks, auf das Gubernium transportiert ward.

Dem gemaess ward der Knecht, den man in ein Gefaengnis gesteckt hatte, am andern Morgen auf das Gubernium gefuehrt, wo der Schlosshauptmann ihm den Brief wieder zustellte, und ihn unter dem Versprechen, dass er frei sein, und die Strafe die er verwirkt, ihm erlassen sein solle, aufforderte, das Schreiben, als sei nichts vorgefallen, dem Rosshaendler zu uebergeben; zu welcher List schlechter Art sich dieser Kerl auch ohne weiteres gebrauchen liess, und auf scheinbar geheimnisvolle Weise, unter dem Vorwand, dass er Krebse zu verkaufen habe, womit ihn der Gubernial-Offiziant, auf dem Markte, versorgt hatte, zu Kohlhaas ins Zimmer trat.

Der Offiziant versicherte ihn, dass die Befehle des Schlosshauptmanns, Freiherrn von Wenk, der in diesem Augenblick Chef der Polizei sei, ihm die unausgesetzte Beschuetzung seiner Person zur Pflicht mache; und bat ihn, falls er sich die Begleitung nicht gefallen lassen wolle, selbst auf das Gubernium zu gehen, um den Irrtum, der dabei obwalten muesse, zu berichtigen.