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Bei Ferrero hing das Programm jeden Abend punkt acht beim Kapellmeister am Klavier. Bei Flametti gab's überhaupt keines. Oft wußte er fünf Minuten vor seinem Auftritt noch nicht, solle er den "Mann mit der Riesenschnauze" bringen oder die "Feuernummer". Sprudeln muß man: das war sein oberster Grundsatz. Auch bei Engagements: Flametti hatte das renommierteste Ensemble.

Auch von ihnen ging jene Wirkung nicht aus, die Wärme und Begeisterung verbreitete, Einladungen zu Bier, Wein und Sekt mit sich brachte; Wagenpartien, Abenteuer und Schicksale im Gefolge hatte. Worin lag die geheimnisvolle Anziehungskraft der Flamettis? Darüber zerbrach sich mancher den Kopf. Flametti zahlte weder die besten Gagen, hatte infolgedessen auch nicht die ersten Kräfte, wie Ferrero.

Sie hatten Kontrakt gemacht mit Ferrero, gestern noch spät in der Nacht, nach dem "Schackerl", und fanden es nicht übertrieben, Flametti Adieus zu ersparen. Herr Meyer sah aus wie Friedrich Haase als Richard der Dritte. Man fuhr nach Basel. Herr Meyer sah aus, als sei er, Herr Meyer, verantwortlich für diese Partie.

"Na, siehst du!" meinte Herr Seidel, stolz auf die Suggestion, die auszuüben er sich befähigt fühlte. Traute ging selbstgefällig in die Garderobe. Sie hatte es ihr gegeben, dieser Bordelldame. Flametti kam und fragte ein wenig unsicher: "Was gibt's?" und begrüßte Herrn Seidel. Frau Häsli saß bei Direktor Ferrero. "Siehst du dort?" zeigte Jenny auf das verhandelnde Paar.

Artist von reinstem Wasser. Er hatte ein Auge, verstand, seine Leute sich auszusuchen. Er war: eine Persönlichkeit gewissermaßen. Kein Ferrero, der früher mit Lumpen gehandelt hatte. Kein Pfäffer, der seinen Weibern zurief: "Kinder, macht's euch bequem!" und dann im Hemd mit ihnen den "Kleinen Kohn" einstudierte. Fleiß? Verachtete er. Der echte Artist schläft morgens bis gegen elf.

Der Prozeß war Jennys geringste Sorge. Das würde sich schon arrangieren lassen. Sie war der begründeten Meinung, daß in der Fuchsweide viel ärgere Sünder ungeschoren ihr Wesen trieben. "Mach' dir keine Sorge!" sagte sie zu Max, "der Ferrero hat ganz andere Sachen hinter sich. Und der Pfäffer was der für eine Wirtschaft hatte! Ich weiß doch! Ich war doch Soubrette bei ihm!

Noch hatte er die besten Schlager, wie ebenfalls Ferrero, der Jude war, raffiniert, geschickt, tüchtig, und der infolge seiner "Vornehmheit" die besten Verbindungen hatte.

Beim großen Artistenfest in der "Weißen Kuh" reichte man sich den Artikel von Hand zu Hand, ein klebriges Heiligtum, mit verständnissinnigem Lächeln und unterdrücktem Gezwinker. Da war besonders Herr Köppke, Baritonsolo und Offiziersdarsteller bei Ferrero, der laut Partei nahm für die beiden Mädel und die Moralität.

Ein andrer Direktor begann ebenfalls "Indianer" einzustudieren, die er "Komantschen" nannte. So daß Flametti sich genötigt sah, unter das Plakat des Herrn Lemmerle noch setzen zu lassen: "Jede Nachahmung verboten! Wer die Indianer nachmacht, wird gerichtlich verfolgt!" Den Vogel aber schoß Ferrero ab. Unter Zuhilfenahme maßloser Reklame zeigte er an: "Lullu Cruck, König aller Bauchredner!

Und das Häsliterzett sang soeben das "Schackerl", als wie auf Verabredung auch Herr Direktor Ferrero erschien, der heute abend nicht spielte. Einige Gäste, die zur Bahn mußten, standen auf. So bekam er rasch Platz, abseits vom Künstlertisch.