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Man brachte sie in Signes Zimmer, weil die Stube der Wirtschafterin nicht geheizt war; man zog sie aus und brachte sie zu Bett, man wusch ihr Hals und Hände, die tüchtig zerkratzt waren, während wieder andere es recht warm und hell und behaglich im Zimmer machten. Als sie wieder zu sich gekommen war und sich umsah, bat sie, man möge sie allein lassen.

So fein war ihre Auslegung, daß dies zufällige Kommen wie eine Fügung Gottes erschien, "weil nichts zerbrechen soll", ihm klang es wie fernes Locken aus einem Walde, wenn man noch steht und über den Weg nachsinnt, den man gehen soll. Signes Briefe folgten ihm überall, wohin er reiste; sie waren der Faden, der ihn hielt.

Am liebsten hätte sie sich ihr zu Füßen geworfen, sie angerufen, sie angebettelt, hätte nicht abgelassen mit Flehen, bis Signe ihr wieder einen einzigen guten Blick geschenkt! Es war dunkel geworden. Jetzt mußte Signe doch endlich wieder da sein, wo sie auch sonst gewesen war! Petra lief hinunter, durch den Gang im Flügel, wo Signes Zimmer lag; die Tür war verriegelt. Also mußte sie drin sein!

Und dann wollte sie in Signes Zimmer hineingucken! Es war ein klarer Sternenabend; Berge und Häuser standen in scharfen Umrissen; sonst war nichts zu sehen; nur diese Umrisse. Der Schnee schimmerte; die dunkeln Pfade zwischendurch hoben seine Helle nur noch schärfer hervor. Von der Landstraße klang Schlittengeläut; das eilige Sausen, der Glanz wirkten ermunternd; Petra sprang auf den Sims.

Daß dies Entsetzliche sich wiederholen konnte, daß sie noch keinen Schritt weitergekommen war, das steigerte ihre unsichere Angst bis zum Grausen. Aber in dem Maß, wie ihre eigene Schuld wuchs, wuchs das Bild Signes an Seelenreinheit und großherziger Hingebung. Ja, Signe hatte in Wahrheit glühende Kohlen auf ihr Haupt gesammelt.

Mit großer Freude sah er aus Signes Briefen, daß Petra sich sehr heranbildete und daß Signe die rechte war, ihr dabei zu helfen. Jetzt war er gekommen, um diesen Schutzgeist, der selbst nicht wußte, was er ihm gewesen war, zu sehen und ihm zu danken. Aber er war auch gekommen, um Petra wiederzusehen. Wie weit war sie vorgeschritten?

Da hörten sie wieder einen solchen Schrei; der ganze Hof lief zusammen, man suchte, man rief, ohne etwas zu finden; es war ein bloßer Zufall, daß der Propst aus Signes Fenster hinausblickte und im Mondschein Petra in den Büschen liegen sah. Eine große Angst überkam alle. Es kostete Mühe, sie von den Dornen loszumachen und hinaufzutragen.

Viele meldeten sich zum Wort, sie fingen auch alle zugleich zu reden an, aber: "Ich mag wohl vierzehn Jahre gewesen sein " klang es vom Klavier her, und alles strömte ins andere Zimmer; denn Signe sang, und Signes schwedische Volkslieder waren das entzückendste, was man sich denken konnte. Ein Lied folgte dem andern, und als nun diese schönsten Volkslieder der Welt, die treulich Kunde bringen von der Seele eines großen Volkes, alle in erwartungsvolle Weihestimmung versetzt hatten, da stand

Petra drehte sich um, um mit ihr zu ringen; sie wollte fort, um jeden Preis. Sie lachte, während sie miteinander kämpften; aber an ihren Wimpern hingen Tränen. Da ließ Signe sie los. Petra stürzte hinaus, Signe hinter ihr drein, und beide verschwanden in Signes Zimmer. Dort fiel Signe Petra um den Hals, und die umschlang sie mit beiden Armen. "O Gott, so wißt Ihr es?" flüsterte sie.

Sie verlor das Bewußtsein und fiel mit einem durchdringenden Schrei hinunter. Die Leute im Hause waren auf Signes Ruf herbeigestürzt, hatten jedoch niemand gefunden.