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Als die Klassiker ihre Tempelbauten errichteten, da kroch nach und nach viel Winde und Efeu die dorischen Säulen empor: viel Epigonentum, das den steilen Weg zum Himmel, den sie gestemmt, benutzen wollte. Es gab aber auch Zimmerer und Maurer, die bauten trotzig ihre profanen Häuser neben die Hallen der Hehren; können wir's nicht im großen, so wollen wir's ihnen im kleinen gleich tun und wenigstens im kleinen eigen sein. Oder sie bauten, wie die Klassiker nach oben in den Himmel, nach unten in die Erde hinein: sie rissen die Erde auf und legten Stollen und Gänge an: das Geheimnis des Dunkels und des Halbdunkels wurde entdeckt. Jene waren Sonnen-, diese Goldsucher. Bei diesen Bergwerksarbeiten gelangten sie dann nebenher zu allen möglichen Erkenntnissen, die sie nicht gesucht hatten, die ihnen in den Schoß fielen. Sie lernten das Leben der unterirdischen Tiere, der Engerlinge und Maulwürfe, beobachten und kamen an den Ursprung mancher Wurzel. Dann und wann trafen sie mit ihrem Spaten auf ein historisches oder prähistorisches Skelett. Sie brachten es ans Licht und suchten es zu bestimmen. Und wenn sie auch keine Entdeckung machten wie Goethe mit seinem Kieferknochen: sie entdeckten die Lebendigkeit des Todes. Der Tod war ihnen, Novalis lernte es beim Tod seiner Braut, der mädchenhaften Sophie von Kühn, begreifen, kein rein tragisches Problem mehr: schicksalhaft verhängt, konnte er selbst den Überlebenden beseligen; wie er den Toten vollendete, dem Überlebenden auch zur Vollendung dienen. Die Menschen, die dem Leben von der anderen Seite beizukommen suchten, das waren Romantiker. Es ist klar, daß diese Umkehrung der Erdkugel, dies Auf-den-Kopf-Stellen der Dinge und Begriffe, dies die Sterne auf die Erde Herunterholen in der extremsten Fassung zum Paradoxon einerseits, zur Anbetung des Fragmentes anderseits führen mußte. Weder Tieck noch Brentano sind der Versuchung überspitzter Experimente entgangen. Einzig Novalis und Eichendorff, jener der edelste und zarteste, dieser der kräftigste Schoß am Strauch der Romantik, haben sich zur Vollendung entwickelt. Der Hang, mit sich selber und den anderen Zwiesprache zu halten, mußte zur ernsten und heiteren Geselligkeit führen, bei der die Frauen wie sollte es anders sein? das große und das kleine Wort führten. Ohne Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen von Ense ist die Romantik nicht zu Ende zu denken. Aus den Tiefen der deutschen Volkspoesie hoben Arnim (aus Berlin, 1781-1831) und Brentano (aus Ehrenbreitstein, 1778-1842) jene wundervollen Volkslieder, die sie in des »Knaben Wunderhorn« sammelten. Sie selber freuten sich wie Kinder daran und Kinder waren alle Romantiker irgendwie und irgendwo, abgesehen von den würdigen Brüdern Schlegel, den wissenschaftlichen Verfechtern der Theorie und (manchmal) Spiegelfechterei. Bettina-Goethes »Briefwechsel mit einem Kinde« ist ein typisches Produkt des romantischen Geistes: halb wahr, halb erfunden, Dichtung und Wahrheit, tief echt und dennoch da und dort, der Wahrheit zuliebe verlogen. Arnim und Brentano machte es einen Heidenspaß, in des »Knaben Wunderhorn« eigene Gedichte einzuschmuggeln. Wie Kinder erzählten sie sich auch mit Vorliebe Märchen oder ließen sie sich von den Gebrüdern GrimmDeutsche Kinder- und Hausmärchen«) erzählen und schrieben Märchendramen. Im Märchen und im kleinen Liede gelang ihnen ihr Schönstes, wenngleich sie auch im Romane rühmliche Leistungen aufzuweisen haben. Sie träumten so gern und sangen sich gegenseitig mit ihren Wiegenliedern in Schlaf. Und in ihren Schlaf tutete der Nachtwächter Bonaventura: schön und schauerlich. Aber sie hörten ihn längst nicht mehr. In ihren Träumen klagte die Flöte. Die kühlen Brunnen rauschten. Golden wehten die Töne nieder. Hatte man ausgeschlafen und ausgeträumt, ritt man am Morgen in die Landschaft, speiste draußen in einem Dorf zu Mittag, tanzte mit den Dorfschönen und traf sich abends zu gelehrtem Gespräch mit den Schlegels. Man disputierte über die Shakespeareübersetzung August Wilhelm von Schlegels (aus Hannover, 1767-1845) oder über Friedrich von Schlegels (1772-1829) »Sprache und Weisheit der Inder«. Friedrich Schlegel sprach mit Feuereifer über die östlichen Kulturprobleme, aber er hörte es nicht gern, wenn man ihn an seinen erotischen Roman »Lucinde« erinnerte. Ganz in der katholischen Welt ging Novalis (Friedrich v.

Deutschland lag sinnlich und natürlich vor ihm, und es fielen dem edlen Jüngling unwillkürlich einige alte schöne Volkslieder ein, deren Wortlaut und Melodie er laut vor sich hersang, als sei er ein unbefangener, munterer Schneider- oder Schustergeselle, befindlich auf nächtlicher Handwerkswanderung.

Aber die Pariser Handschrift ordnet bekanntlich die Lieder nach Verfaßern und diese Verfaßer wieder nach Ständen, indem sie mit Kaiser Heinrich beginnt, hierauf Könige, Herzoge, Markgrafen, Grafen, Ritter folgen läßt und Zuletzt mit bürgerlichen Meistern schließt. Für Volkslieder, die keinen oder doch keinen namhaften Verfaßer haben, fehlte ihr eine Rubrik.

Indess haben die Akkra-Neger, und dies ist höchst bemerkenswerth, wirklich eine Art Choralgesang, denn die zweite und dritte Stimme accordirt immer melodisch mit der ersten. Möglich auch, dass sie dies durch den Unterricht von Missionären gelernt haben, obwohl die Lieder, welche sie sangen, keine religiöse zu sein schienen, sondern gewöhnliche Volkslieder.

Wo bist du, Hunddröhnte eine schreckliche Stimme. »Zünde an von allen Seiten und hau' mit der Axt auf sie los, auf die vornehmen HerrenDer berühmte Räuber und Rebell Stenjka Rasin, der um die Mitte des XVII. Jahrhunderts das ganze Wolgagebiet verwüstete. Held zahlreicher Volkslieder.

Einige Tage nachher, es ging schon gegen Abend, saß die Familie, wie gewöhnlich um diese Zeit, im Gartensaal zusammen. Die Türen standen offen; die Sonne war schon hinter den Wäldern jenseits des Sees. Reinhard wurde um die Mitteilung einiger Volkslieder gebeten, welche er am Nachmittage von einem auf dem Lande wohnenden Freunde geschickt bekommen hatte.

Dann fügte er ernst hinzu: »Glauben Sie mir, daß mir diese Bilder hier näher gehen, als das was unsre Maler malen und unsre Dichter zusammenreimen. Wissen Sie, was das hier ist? Volkslieder. Nicht vor tausend Jahren entstanden und nicht unverständlich nach zehntausend Jahren. Gedichte in einer ewigen Sprache.

Es war lieblich anzuschauen, wie sie, gleich einem frommverschämten Kinde, die Augen niederschlagend und hocherrötend mit der Lust und mit der Scheu kämpfte. Man kann denken, wie ich sie anflehte, und, als sie kleine kurländische Volkslieder erwähnte, nicht nachließ, bis sie, mit der linken Hand herüberlangend, einige Töne auf dem Instrument versuchte, wie zur Einleitung.

Eigentlichster Wert der sogenannten Volkslieder ist der, daß ihre Motive unmittelbar von der Natur genommen sind. Dieses Vorteils aber könnte der gebildete Dichter sich auch bedienen, wenn er es verstünde. Hiebei aber haben jene immer das voraus, daß natürliche Menschen sich besser auf den Lakonismus verstehen als eigentlich Gebildete.

Wie weit ihre Wanderung reichte, was für Thaten sie auf derselben verrichteten und ob sie später wieder in die Heimath zurückkehrten, darüber kann ich euch nichts weiter melden. Aber Scharfauge's Geschlecht muß noch heutiges Tages in dem Lande wohnen, wo der Stammvater einst das Glück hatte, Schwiegersohn des Königs zu werden. Vgl. auch Neus, ehstn. Volkslieder, S. 276.