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Durch Klugheit denkt er schon das Unglück abzuwehren. Kurz, Semnon läßt nicht nach, er will sein Schicksal hören. "Du wirst", hub das Orakel an, "Durch deines Weibes Gunst den Zepter künftig führen, Und Völker, die dich dienen sahn, Dereinst durch einen Wink regieren."

Sein künftig Schicksal zu erfahren, Eilt Semnon voll Begier zum delphischen Altar. Die Gottheit weigert sich, ihm das zu offenbaren, Was über ihn verhänget war. Sie spricht: "Du wirst ein großes Glück genießen; Doch wirds dein Unglück sein, sobald du es wirst wissen." Ist Semnons Neugier nun vergnügt? Nichts weniger! Nur mehr wächst sein Verlangen.

"O Gottheit", fährt er fort, "wenn Bitten dich besiegt: So laß mich größres Licht von meinem Glück empfangen!" So traut der Mensch, und traut zugleich auch nicht. Ein Semnon glaubt sein Glück, nicht, weils die Gottheit saget, Nein, weil ers schon gewünscht, eh er sie noch gefraget. Doch glaubt er auch, wenn sie vom Unglück spricht? O nein! Denn dieses wünscht er nicht.

Du, du verdienst ein ewig Lobgedicht, Und wärst du jung, verdientest du Selinden. Selinde geht. Der Beifall folgt ihr nach; Man sprach von ihr gewiß, wenn man von Schönen sprach; Je mehr sie zweifelte, ob sie so reizend wäre, Um desto mehr erhielt sie Ehre. Je minder sich der Kluge selbst gefällt: Um desto mehr schätzt ihn die Welt. Semnon und das Orakel

Das ihm so günstige Geschicke Erfüllte des Orakels Sinn; Und Semnon ward, bei immer größerm Glücke, Der Liebling seiner Königin. Sie schenkt ihm Herz und Thron; doch ein verborgnes Schrecken Läßt ihn das Glück der Hoheit wenig schmecken. Sein reizendes Gemahl, das er halb liebt, halb scheut, Erfüllt ihn halb mit Frost, und halb mit Zärtlichkeit.