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Ach, ich wußte nicht, um wie vieles sie mir voraus war, der ich noch so gar nicht geschult war im Lebenskampf, dem es an Erschütterungen äußerer und innerer Art bisher gänzlich gefehlt hatte, um zu irgendeiner Tiefe zu gelangen. Wie wenig kannte ich von den ernsteren Seiten des Lebens; wie wenig riß mich ein starkes Müssen auch nur in mir selbst zum Guten oder Bösen nach irgendeiner Seite. Ich war eine der sogenannten glücklichen Naturen, die von vielen so gern gesehen werden, weil es sich mit ihnen behaglich und ohne viel Reibung leben läßt, und denen das eigentliche Glück, das errungen sein will, so leicht entgeht, da sie es nicht zu rechter Zeit erkennen und dafür irgendeinem Scheingebilde nachgehen. Doch, was ich versäumt und gesündigt habe, habe ich bezahlen müssen. Und

Sie schüttelte verwundert den Kopf, als sie dieser Zeit gedachte; ja, sie begriff heute nicht, daß ihr das Eingeständnis ihrer bedrängten Lage jemals schwer geworden sei. Und nun begann in der Folge der wirkliche Lebenskampf. Welche Auseinandersetzungen mit den Kindern, wenn sie nach alter Gewohnheit irgend etwas begehrten, das ihnen die Laune eingab! „Nein, nein!“ sagte Ange.

Wohl möglich, daß eine abwartende Haltung nicht mehr in die heutige Gesellschaft paßt und daß derjenige, der das, was er liebt, laut verkündigt, mehr Aussicht hat, die wie er im Lebenskampf Stehenden mit sich fortzureißen, als der, welcher seinen Glauben bekennt; und daß der Glaube infolgedessen allen Wert verloren hat, um so mehr, als sich einstweilen erwies, daß überall, auf philosophischen und materiellen Gebieten, unsere gegenwärtige Gesellschaft ihren Glauben in Dinge und Gedanken, die sie nicht liebt oder nicht mehr liebt, öffentlich ausspricht.

Dann lässt sich von unseren jungen Leuten der eine seine Braut, der andere seine Eltern und Geschwister nachkommen. In neuen Culturen heiratet man früh. Das kann der allgemeinen Sittlichkeit nur zu Statten kommen, und wir erhalten kräftigen Nachwuchs; nicht jene schwachen Kinder spätverheirateter Väter, die zuerst ihre Energie im Lebenskampf abgenützt haben.

Sie nimmt von einem Bukett, das sie mitgenommen hat, eine dunkle, prangende Rose und wirft sie ins glitzernde Wasser. Wie ihre Augen traurig dabei blitzen. Es ist, als wenn die junge Frau jetzt qualvollen Lebenskampf hinuntergeworfen hätte, für immer. Es ist ein großer Schmerz, von einer Qual Abschied nehmen zu müssen. Und wie lautlos die ganze Welt ist.

Die Freundschaft mußte ihr ersetzen, was ihr die Liebe schuldig geblieben war, und in einer Zeit wie die ihre, wo die Herzen einander weit offen standen, weil der eigene innere und äußere wüste Lebenskampf die Empfindungen noch nicht bis zu dem traurigen Rest vollkommener Selbstsucht abgestumpft hatte, gab es noch echte, teilnehmende Freunde. Ottilie Goethe nahm unter ihnen die erste Stelle ein.