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So können wir zu Fräulein Klinkhart, der Haushälterin oder Empfangsdame des Angeklagten, übergehen.« Ein Fräulein von etwa fünfunddreißig Jahren trat vor, einfach, aber gut gekleidet, schwarzhaarig, mit gerader Nase und ruhigen, braunen Augen.
»Sehr wohl, mein liebes Fräulein,« sagte der Staatsanwalt mit entzücktem Lächeln, »wenn nun aber kein Nachtkleid in dem Paket war, was war Ihrer Meinung nach dann darin?« Fräulein Klinkhart zuckte ärgerlich und ungeduldig die Achseln und sagte: »Wahrscheinlich war irgendein Kostümstück zum Verkleiden darin, das er jemandem leihen wollte.«
»Sehen Sie, sehen Sie,« rief der Staatsanwalt triumphierend und mit dem langen Zeigefinger auf sie deutend, »dahin wollte ich Sie bringen! Also ein Nachthemd hatte er nicht mitgenommen?« »Nun, und?« sagte Fräulein Klinkhart finster, »wenn er doch gar nicht verreiste!«
»Ja, wenn er verreiste, nahm er eine Reisetasche,« sagte Fräulein Klinkhart. »Nun, mein liebes Fräulein,« fuhr der Staatsanwalt mit süßlicher Liebenswürdigkeit fort, »sollten Sie als Dame und als Haushälterin, teils aus Neugier und teils aus Ordnungsliebe, nachdem Ihr Brotherr fort war, nicht nachgesehen haben, was er mitgenommen hatte?
Wir haben sehr gelacht.« »Er freute sich also sehr?« »Gewiß,« sagte Fräulein Klinkhart ruhig, »er war geradezu toll vor Freude. Er litt immer unter der Beschränktheit seiner Mittel und liebte es, sich auszumalen, daß er reich wäre. Er war wie ein Kind, wenn er in solchen Vorstellungen schwelgte. Aber oft sagte er schon eine Stunde nachher, daß er den ganzen Bettel verachte.«
»Das denken Sie, Herr Präsident,« sagte Fräulein Klinkhart mit einem lebhafteren Feuer ihrer stillen, braunen Augen, »weil Sie einen Argwohn haben und sich womöglich einbilden, es wäre irgendein Mordinstrument in dem Paket gewesen. Ich war aber unbefangen, und deshalb fand ich das Paket gar nicht wichtig, was es auch gewiß nicht war.
Da machte er eine abwehrende Bewegung mit der Hand und sagte: 'Ich kann nicht, und da wußte ich, daß ich nicht weiter in ihn dringen dürfte.« »Fiel Ihnen denn dieses Benehmen nicht auf?« fragte der Vorsitzende. »Durchaus nicht,« sagte Fräulein Klinkhart. »Er leidet an Migräne, und wenn ein Anfall kommt, hat er solche Kopfschmerzen, daß ihm alles einerlei ist.
»Ich erinnere Sie, Fräulein Klinkhart,« sagte =Dr.= Zeunemann streng, »daß Sie unter Eid aussagen. Es ist glaublich, daß Sie im ersten Augenblick nicht an das Paket dachten; aber da Sie am anderen Tage das Zimmer aufräumten, wird es Ihnen doch eingefallen sein?«
Fräulein Klinkhart faltete finster die Brauen und warf einen Blick unverhohlener Abneigung auf den Staatsanwalt. »Ich sah,« antwortete sie, »daß in der Truhe alles durcheinandergeworfen war, und machte wieder Ordnung. Ob etwas fehlte, weiß ich nicht, ich habe nicht darauf geachtet. Ein Nachthemd hatte er, wie mir schien, nicht mitgenommen.«
Aber wenn ein Kostüm darin gewesen war, das er jemandem geliehen hatte, so konnte er es ja auch gar nicht wieder mitbringen.« »Ja, wenn,« sagte =Dr.= Zeunemann, »das stimmt. Besaß denn der Angeklagte einen chinesischen Kimono?« »Chinesisches Zeug habe ich einmal gesehen,« sagte Fräulein Klinkhart. »Nebenbei kenne ich aber nicht alles, was der Doktor besitzt. Ich bin kein Spion.«