United States or Israel ? Vote for the TOP Country of the Week !


Der alte Johannisbrunnen rauscht wieder vor meinem Fenster. Hoch ragt das Bild des Täufers; aus der ehernen Schale, die seine erhobene Hand hält, plätschert das Wasser hinab ins steinerne Becken. In alter Zeit soll ein heidnisches Heer an diesem Brunnen vorübergezogen sein; die Recken haben den rauhen Nacken gebeugt und sind hier getauft worden. Am nächsten Tage fielen alle in der Schlacht.

Sie sprach nicht, sondern übergab mir nur wortlos die Depesche; aber sie sah mich stolz und verklärt an, als wollte sie sagen: „Sieh, solch einen guten Sohn habe ich!“ „Ich freue mich über Joachim“, sagte ich und ließ sie allein. Von meinem Zimmer sah ich nach dem Johannisbrunnen hinunter, dessen Wasser einförmig rann. Die Seele des fernen Bruders war immer noch krank.

Ich konnte mir zunächst über das, was ich gesprochen hatte, keine klare Rechenschaft geben. Ich hatte nur ein Gefühl der Erleichterung, hatte mir einmal das Herz abräumen gekonnt. Jetzt fiel unten die Haustür zu. Ich sah Joachim vom Fenster aus, obwohl eine mondscheinlose Nacht und die Straßenbeleuchtung sehr kümmerlich war. Joachim ging auf den Johannisbrunnen zu.

Erst als es Nacht war, bückte er sich nach der verlorenen Taufschale, und nun hält er sie wieder in erhobener Hand seit vielen Jahrhunderten. Das ist eine der vielen Sagen und Legenden von Waltersburg. Die Waltersburger haben ganz eigene Geschichten. Sie borgen nicht von fremden Gauen und Städten; ihr romantisches Tal war immer so reich, daß sie Fremdes nicht nötig hatten. Der Johannisbrunnen!

Mit einemmal das verwirklicht zu sehen, was bisher nur ein schöner Traum war, mit einemmal vor die größte und liebste Aufgabe des Lebens gestellt seinwo wäre ein berauschenderes Glück? Mein trautes Waltersburg! Wie warm liegt der Sonnenschein über deinen schrägen Dächern und alten Giebeln, wie schön singen die Spatzen am Johannisbrunnen, wie freundlich und gesund schauen die Kinder aus!