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»Auseinander jetztrief der Schutzmann. »Macht euch nicht unglücklichDas war für alle Kriegswitwen zum Lachen. »Bin schon unglücklich. Mehr kann ichs nicht werden«, schrie die Agentenwitwe, immer mit dem gleichen schmerzdurchtobten Tiergebrüll. Dieselbe Gefühlswelle bewegte gleichzeitig alle Witwenleiber. Und alle Münder schrien dem Schutzmann und einander zu: »Wir sind schon unglücklich.

Augen blickten glänzend und hart. Die Agentenwitwe richtete sich straff auf. Der Kellner blickte hilflos wie ein Toter. Der gutmütige Alte stieß mit dem Zeigefinger auf seine Zeitung und rief, hassend und frohlockend: »Unsere Verluste sind ja ganz gering. Hier steht's ja

Will nichts zu tun haben mit so was. Bin ein alter MannÜbrigens habe er sich schon lange gewundert, daß bis jetzt nicht mehr Kriegswitwen . . . »Ja, es ist schon am besten, man kümmert sich nicht darumAuch manche von den Männern, die um die schreiende Agentenwitwe, um den verstummten Kellner herumstanden, dachten das.

Handbreitschrie die Agentenwitwe und erblickte, von Wut und Abscheu in die Vision hochgerissen, ein nur handgroßes Stück Erde, auf dem sich eine ungeheure Pyramide von hunderttausend zerfetzten Siegern und Besiegten erhob. Der alte Kolonialwarenhändler erschrak, als seinem beifallslüsternen Patriotenblick ein von Mordwut verzerrtes, wildes Frauenantlitz entgegengestellt wurde.

Die Agentenwitwe fühlte körperlich, wie, von ihrer Seele überglänzt, die Finsternis in ihr zur blendend weißen Fläche wurde. Ihr Gesicht war plötzlich tränennaß. Der Kellner warf die Hand an den Hals, die andere in den Nacken; seine Augen wurden groß und sahen: »Zehn Millionen Leichen! Zehn Millionen Menschen sind jetzt verendet.

Die Agentenwitwe machte mit den Händen ganz kleine, gebundene Bewegungen, die mit den Zuckungen ihres Gesichtes korrespondierten, und bemühte sich, den andern zu erklären, wie qualvoll es sei, wenn ihr ein alter Anzug, ein Trikotleibchen, eine gebrauchte Hose des toten Mannes vor die Augen komme. »Ich sehe den Stuhl an, auf dem sonst mein Mann gesessen war, sehe den Stuhl an . . . Und wenn ich unsern Sekretär ansehe, vor dem oft mein Mann gestanden war, ist das gar kein Sekretär mehr . . .«

Der von diesen beiden angeführte Revolutionszug der Liebe traf mit dem unabsehbar langen Revolutionszug der Liebe, den die Mutter und der Gekreuzigte anführten, bei einer asphaltierten, breiten Querstraße zusammen. Keine Frage. Keine Erklärung. Kellner und Agentenwitwe und die Mutter mit dem gekreuzigten Sohne blieben voreinander stehen, Auge in Auge.

Im tiefsten Grunde des Brüllens klang ein ferner Jubel mit. Mit der ganzen Kraft seines Wesens versuchte der Kellner, die Menge erst auf der Irrtumsspirale zurückzuführen bis zum Ausgangspunkt, wo die Wahrheit steht, während die Agentenwitwe ohne Besinnen mit den Irrtümern vorwärtsstürmen wollte und die ganze Menge geschlossen hinter sich hatte.

Gefährliches Murren wuchs an, verdichtete sich zu einzelnen Zornrufen, die sich schnell aneinanderreihten, bis zuletzt ein einziger langer Schrei, so dick wie der Platz, zum Himmel stieg. Den Tumult durchstach die sich überschlagende Stimme der Agentenwitwe: ihr Mann sei kein Mörder gewesen. »Kein Mörder! Mein Mann nicht!

»Berge von feindlichen Leichenwiederholte der Alte und faltete die Zeitung zusammen. Der Schmerz um den toten Mann war von einem Leichenhaufen zugedeckt. Erregt vom befriedigten Hasse, schritt die Agentenwitwe aus dem Wagen hinaus, die Mundwinkel in die Wangen zurückgezogen, daß die Lippen verschwunden waren und ihr mit Rachgier gefülltes Gesicht voller erschien. Die Zeit ging hin.