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>Die Leidtragenden<, denkt der Stabsarzt, denkt an die zweitausendfünfhundert Kilometer amputiertes Menschenglied. Und der Kellner sieht die Agentenwitwe, die fanatisierten Kriegswitwen. Er sieht die Mutter, die den gekreuzigten Sohn dem gewaltigen Zuge der Mütter voranträgt. Alle schweigen. Alle glauben an die Sekunde.

Die Organisation der Hausfrauen, die Gewerkschaften, der Verband der Festangestellten, die Kriegsinvaliden und Kriegswitwen, der Bund der Gewerbetreibenden, sie alle veranstalteten Massendemonstrationen, und durch volle acht Tage wurde in Wien und den Provinzstädten überhaupt nicht gearbeitet, sondern vom Morgen bis in die Nacht demonstriert.

Alle einsperrengab das Signal für alle zum Sturze auf den Bärtigen, so daß der Browningschuß, der dem Kellner gegolten hatte, schräghoch ging und den Kirchturm traf. Ein Schrei dauerte minutenlang. »Uns könnt ihr nicht einsperren. Zwei Millionen Kriegswitwen könnt ihr nicht einsperrenDer Petroleumstrahl schoß farblos durch die Luft. Hochgebäumte Pferde. Die Equipage brannte hell und farbig.

Die Agentenwitwe trug im schmerzdurchwirkten, aufgelösten Gesicht den unbegreiflich tiefen Glanz stiller Bereitschaft, als sie zum Kellner trat, der in der Dämmerung erschöpft an der Hausmauer lehnte und auf das in der Ferne verklingende, fanatische Triumphgebrüll der Kriegswitwen lauschte. Er glaubte, den anhaltenden, zündenden Schrei der robusten Witwe herauszuhören.

Die Frauen dachten das nicht; es waren viele Kriegswitwen darunter und Mütter, die ihre Söhne verloren hatten. Der Schutzmann sagte: »Schreien Sie jetzt nicht mehrDie Agentenwitwe schrie: »Ich schreieEin Bürger dachte: man kann's ihr nicht verdenken. Und ging nach Hause. Die Trambahnwagen konnten nicht weiterfahren.

Da machte ihr Wesen einen blitzschnellen Sprung zurück zu dem Glauben: »Ich habe meinen Mann auf dem Altare des Vaterlandes geopfert . . ., wie alle andern Kriegswitwen auch

»Auseinander jetztrief der Schutzmann. »Macht euch nicht unglücklichDas war für alle Kriegswitwen zum Lachen. »Bin schon unglücklich. Mehr kann ichs nicht werden«, schrie die Agentenwitwe, immer mit dem gleichen schmerzdurchtobten Tiergebrüll. Dieselbe Gefühlswelle bewegte gleichzeitig alle Witwenleiber. Und alle Münder schrien dem Schutzmann und einander zu: »Wir sind schon unglücklich.

Dieser Mensch, der zum Kellner ins Zimmer getreten ist, spricht zu den Arbeitern. Und deutet auf den Wagen, von dem der Rumpf pyramidisch aufsteigt als nacktes Symbol des Krieges. Gewaltige Züge leiddurchtobter Mütter, Kriegswitwen, Väter, Bräute stoßen im Eiltempo durch die Menge, lösen sich auf, bilden sich neu.

Will nichts zu tun haben mit so was. Bin ein alter MannÜbrigens habe er sich schon lange gewundert, daß bis jetzt nicht mehr Kriegswitwen . . . »Ja, es ist schon am besten, man kümmert sich nicht darumAuch manche von den Männern, die um die schreiende Agentenwitwe, um den verstummten Kellner herumstanden, dachten das.

Väter, Mütter, Kriegswitwen, Krüppel, in den mildglänzenden Augen die unmeßbar tiefe Freude von Menschen, die alles hingegeben und verloren hatten und nun plötzlich zusammen mit Brüdern gingen. Von Zweifel und Frage nicht berührt, dicht hintereinander, fast am Platze marschierend, dem Ziele zu, das alle im Herzen trugen.