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Man hat zwar noch niemals erlebt, daß die Leute einander durch ihr bloßes flüchtiges Anschauen mit ihren Fehlern anstecken und läßt sich nicht läugnen, daß ein Zellenbewohner den vor ihm Hergehenden möglicherweise trotz der Maske am Gange und den Umrissen der Gestalt erkennt, allein Dreierlei läßt sich ebenfalls nicht läugnen, nämlich daß erstens die Maske jedenfalls dazu beiträgt, Anknüpfung von Bekanntschaften zu erschweren, ferner den Gefangenen vor den Blicken neugieriger Besucher der Anstalt beschützt und endlich den großen Vortheil bietet, daß er nach der Entlassung nicht leicht Zuchthausbrüder trifft, welche ihn erkennen und in unangenehme oder gefährliche Lagen versetzen.

Dann geht der vortreffliche Oberlehrer, welcher mit Pestalozzi Bibel und Kalender für die wichtigsten Urkunden des Menschengeschlechtes hält, daran, den Sonntagsbuchstaben zu erklären, durch den sich der Wochentag eines geschichtlichen Ereignisses sicher bestimmen läßt und ist noch nicht fertig, wie die Glocke ertönt und anzeigt die Lieblingsstunde vieler Zellenbewohner sei wiederum vorüber.

Noch niemals habe ich ein gemeines Verbrechen begangen, welches mich in eine Strafanstalt führte!" Will eine Regierung sich vollkommen überzeugen, ob Zellenbewohner auf eine Weise gebessert werden, daß die menschliche Gesellschaft wirklichen Nutzen davon hat, so muß sie nach unseren Ansichten genaue Nachrichten über das Leben und Treiben aller Entlassenen von Zeit zu Zeit einziehen.

Aber leidet der Gewerbsbetrieb nicht durch die Schule Noth? Der Zellenbewohner besucht nicht mehr Unterrichtsstunden als andere Sträflinge, dagegen ist es richtig, daß er Besuche vom Lehrer in der Zelle und bei dieser Gelegenheit besondern Unterricht erhält.

Der Fleiß der Gefangenen wird in der Zelle leichter und besser controllirt, als in jedem Sträflingssaale und zwar auf eine Weise, daß der Zellenbewohner nichts davon weiß. Der Controllirende tritt zur Thüre, hebt einen kleinen Schieber in die Höhe und überschaut mit Einem Blicke die ganze Zelle, wahrend Nro. 110 vergeblich sich abmühen würde, durch dasselbe Fensterchen auf den Gang hinauszusehen.

Durch das viele Gehen löst sich von diesen Ziegelplatten ein feiner Staub ab, der jedoch nur dann sehr ungesund werden mag, wenn der Zellenbewohner ein unreinlicher Bursche ist, was bei den Falkenblicken des Obermeisters und Aufsehers nicht wohl angeht.

Weil Menschen und die allseitigen Wirkungen von Einrichtungen bis ins Kleinste studirt, Alles auf bestimmte Zwecke gerichtet und alle Zwecke Einem großen Zwecke untergeordnet werden müssen, deßhalb muß der Vorstand ein organisirender Kopf und weil ein Arzt jedenfalls am meisten Gelegenheit besitzt, sich theoretische und praktische Kenntnisse über den Menschen und das Volk, Krankheiten des Leibes und der Seele und unserer gesellschaftlichen Zustände zu erwerben, endlich weil Zellenbewohner in mancher Beziehung Ausnahmsmenschen werden und Einem Arzte sehr viel zu schaffen machen, wenn auch der Krankenstand ganz unbedeutend bleibt, deßhalb möchte es gut und zweckmäßig sein, wenn auch der Gefängnißvorstand ein Arzt ist.

Arme und reiche Handwerker sind an solche Dinge gewöhnt, die sich nicht vermeiden lassen, Gewohnheit stumpft gegen den schlimmen Einfluß derselben ab, weßhalb soll und wie soll der Zellenbewohner dagegen geschützt werden? Tadeln ist in allen Dingen leicht, Verbessern häufig schwer.

Zweitens bekommt der Zellenbewohner nicht nur Zeit, Gelegenheit und Mittel, ein Gewerbe zu erlernen oder sich in einem solchen zu vervollkommnen, sondern er bekommt in weit höherm Grade als jeder andere Gefangene auch Zeit, Gelegenheit und Mittel, sich mehr oder minder die Macht der Bildung anzueignen, um ein guter Bürger, ein sittlicher, religiös gesinnter Mensch zu werden.

Wenn ein entlassener Zellenbewohner ungefähr weiß, was jeder ordentliche Realschüler zu wissen vermag, so weiß er noch lange nicht zuviel und wird durch das Gewicht seines Wissens schwerlich in den Pfuhl des Lasters und der Verbrechen hinabgedrückt!