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Aktualisiert: 30. April 2025
Angesichts des Wulckowschen Niederganges fand Diederich jenen Grundstückshandel, der ihn selbst so sehr benachteiligt hatte, immer anstößiger. Seine Entrüstung nahm einen solchen Umfang an, daß der Besuch, den gerade jetzt der Reichstagsabgeordnete Fischer in Netzig machte, für Diederich zur wahrhaft befreienden Gelegenheit ward. Parlamentarismus und Immunität hatten doch ihr Gutes! Denn Napoleon Fischer stellte sich umgehend im Reichstag hin und enthüllte. Er enthüllte, ohne daß ihm das geringste geschehen konnte, die Schiebungen des Regierungspräsidenten von Wulckow in Netzig, seinen Riesengewinn am Grundstück des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, der nach Napoleon Fischers Behauptung von der Stadt erpreßt war, und das Ehrengeschenk von angeblich 5000 Mark, dem er den Titel „Schmiergeld“ gab. Der Zeitung zufolge bemächtigte hier der Volksvertreter sich ungeheure Erregung. Freilich galt sie nicht Wulckow, sondern dem Enthüller. Wütend verlangte man Beweise und Zeugen; Diederich zitterte, in der nächsten Zeile konnte sein Name kommen. Zum Glück kam er nicht, Napoleon Fischer blieb sich der Pflicht seines Amtes bewußt. Statt dessen redete der Minister, er überließ den unerhörten, leider unter dem Schutze der Immunität begangenen Angriff auf einen Abwesenden, der sich nicht verteidigen konnte, dem Urteil des Hauses. Das Haus urteilte, indem es dem Herrn Minister Beifall klatschte. Parlamentarisch war der Fall erledigt, es erübrigte nur noch, daß auch die Presse ihren Abscheu äußerte und, soweit sie nicht einwandfrei gesinnt war, ganz leicht dabei mit dem Auge zwinkerte. Mehrere sozialdemokratische Blätter, die die Vorsicht außer acht gelassen hatten, mußten ihren verantwortlichen Redakteur den Gerichten ausliefern, so auch die Netziger „Volksstimme“. Diederich benutzte diesen Anlaß, um zwischen sich und denen, die an dem Herrn Regierungspräsidenten hatten zweifeln können, glatt das Tischtuch zu zerschneiden. Er und Guste machten Besuch bei Wulckows. „Ich weiß aus erster Quelle,“ sagte er nachher, „dem Mann ist die größte Zukunft gewiß. Er war neulich auf der Jagd mit Majestät und hat einen großartigen Witz gerissen.“ Acht Tage später brachte die „Woche“ ein ganzseitiges Bildnis, Glatze und Bart auf der einen Hälfte, ein Bauch auf der anderen, und dazu die Unterschrift: „Regierungspräsident von Wulckow, der geistige Schöpfer des Netziger Kaiser-Wilhelm-Denkmals, gegen den kürzlich ein allgemein als empörend empfundener Angriff im Reichstag erfolgte und dessen Ernennung zum Oberpräsidenten bevorsteht“ ... Das Bild des Generaldirektors Heßling mit Frau hatte nur eine Viertelseite eingenommen. Diederich überzeugte sich, daß der gebührende Abstand wiederhergestellt war. Die Macht blieb, auch unter den modernen Lebensbedingungen einer großzügigen
Und wirklich, als man nun Herrn von Brietzen den Vortritt in den Salon aufgenötigt, vor der Präsidentin entzückte Kratzfüße ausgeführt hatte und mit allen bekannt geworden war: welche Aufgabe, so ehrenvoll wie gefährlich, auf einem Stühlchen zwischen Damenkleider eingeengt, die Teetasse im Gleichgewicht zu erhalten, während man Kuchenteller weitergab, und mit dem Kuchen ein huldigendes Lächeln zu spenden und beim Essen ein schmelzendes Wort über die so gelungene Aufführung der „Heimlichen Gräfin“ zu liefern, ein männlich anerkennendes für die großzügige Verwaltungstätigkeit des Präsidenten, ein gewichtiges über Umsturz und Kaisertreue – und dabei noch den Wulckowschen Hund zu füttern, der bettelte!
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