Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 10. Juni 2025
Es hatte mehrere nette Kinder, aber sie waren alle sehr zart, es verlor sie wieder eins nach dem andern. Fünf hatte es begraben müssen, nur ein einziges ist ihm geblieben, ein feines, zartes Geschöpfchen, ein kleines Wiseli. Es ist nicht viel größer als unser Miezchen und ist doch gut drei Jahre älter.
Das Wiseli könne helfen, wo es sei, es sei sehr tüchtig. Er würde das Kind nicht einmal gern weggehen lassen, es sei folgsam und gelehrig. So für vierzehn Tage wollte er nichts dagegen haben, daß es den Andres ein wenig verpflege. Bis dahin werde er wohl wieder auf sein, daß es heim könne.
Da beugte Wiseli sich zu ihr und sagte: "Mutter, du hörst mich, wenn du jetzt schon im Himmel bist und ich dich nicht mehr hören kann." So saß das Wiseli noch neben seiner Mutter und hielt sie fest, als schon die Mittagszeit vorüber war. Da trat der Onkel in das Stübchen, schaute sich ein wenig darin um und rief dann die Nachbarin herein.
Aus der Küche kam die Tante herein und schaute das Wiseli ebenfalls an, als wenn sie es noch nie gesehen hätte. Der Onkel setzte sich hinter den Tisch und sagte: "Ich meine, man könnte etwas essen. Das Kleine hat, denke ich, heute noch wenig gehabt. Komm, setz dich", sagte er, zu Wiseli gewandt, das immer noch auf demselben Fleck stand, sein Bündelchen in der Hand. Es gehorchte.
Sie verstand den schüchternen Blick und sagte: »Komm nur, Wiseli, wir gehen nicht weit, es geht schon so.« Dann nahm sie schnell Abschied von den Leuten, und als Wiseli dem Vetter-Götti die Hand gab, sagte er: »Du kommst bald wieder heim, es ist nicht zum Abschiednehmen.«
Jetzt wandte er sich und sagte mit dem freundlichsten Tone: »Ich weiß es gewiß nicht, Wiseli; tu du nur, was du willst, wenn du nur ein wenig bei mir bleiben willst.« Wiseli wußte gar nicht, wie ihm geschah. Seit es seine Mutter zum letzten Male gehört, hatte niemand mehr so zu ihm geredet; es war gerade, als spüre es die Liebe seiner Mutter wieder in Andres’ Worten und Weise.
Jetzt träumte es dem Wiseli, es sehe einen schönen, weißen Weg vor sich, ganz trocken und hell von der Sonne beschienen, der ging zwischen lauter roten Nelken und Rosen durch, und war so lockend anzusehn, daß man gleich hätte darauf hüpfen und springen mögen.
Die Nachbarin stand vor der Tür, drinnen hatte sie nicht warten wollen, es war ihr nicht heimlich. Aber das Wiseli schlich hinein und setzte sich ganz nahe zur Mutter, so wie es die Nacht durch neben ihr gesessen hatte; da saß es ganz still und weinte und von Zeit zu Zeit sagte es halblaut: »Mutter!« Sie gab keine Antwort mehr.
Dann meinte es oft, es müsse in den Boden sinken vor Scham, und nachher weinte es auf dem ganzen Heimweg. Aber dem Chäppi durfte es nicht antworten, es wisse ja nicht, was zu machen sei. Sonst schimpfte und lärmte er so lange, bis die Tante hereinkam und auf Chäppis Anklagen hin dem Wiseli erst recht seine Nachlässigkeit vorwarf.
Es konnte so genau der Mutter sagen, wie der Rock und die Kappe vom Schreiner Andres aussahen und wie er erschrocken war, als es so mit einemmal an ihn heranrannte, daß die Mutter auch davon überzeugt wurde. Sie sagte wie für sich: "Dann war es der Andres, er hat gewußt, was mir so gut tun könnte." "Jetzt fällt mir noch etwas ein, Mutter", rief auf einmal das Wiseli ganz erregt aus.
Wort des Tages
Andere suchen