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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Der Richter warf nun in harmloser Weise ein. „Ja, ja, ganz recht, Weirather! Aber ich mein', der Amareller wird selles Geld nicht gutwillig hergegeben haben?“ „Ich hab' den Tropf auch nimmer g'fragt. Wo er 's Geld verwahrt, hab' ich ja gewußt, und so bin ich halt es holen 'gangen!“ „Ganz richtig! Du bischt es holen gegangen. Wahrscheinlich in der Nacht?“ „Freilich!“
„Im Hause des Bauern Weirather, des Nachbars vom Amareller!“ Überrascht rief der Richter. „Nicht möglich! Weirather ischt mir selbst als völlig unbescholtener, allgemein geachteter Mann, in guten Verhältnissen lebend, bekannt. Ein Diebstahl ischt ihm absolut nicht zuzutrauen.“ „Ich weiß auch davon, Herr Bezirksrichter!“ „Wie kamen Sie in sein Haus?“
„Nicht messen, ich bitt'. Lieber sag ich's freiwillig. Ja, durchkrochen bin ich!“ „Na, also! Dann ischt die Maßprobe nicht mehr nötig! Also zum Protokoll: Inkulpant gesteht zu, durch das vergitterte Fenster eingestiegen zu sein.“ Weirather stand nun wieder trotzig vor dem Amtstisch, während der Amtsdiener zur Bewachung an der Thüre blieb.
Und das Verhör ergab, daß Amareller wohl etwas über hundert Gulden dem Geizhals schuldig ist, jedoch nicht mehr, und Weirather ein berüchtigter Wucherer sei. Amareller hätte gern gewußt, ob man den Einbrecher und Dieb schon gefaßt habe, doch wurde ihm keine Mitteilung hierüber gemacht.
Ehrenstraßer will selbst nachkommen, und Hausdurchsuchung vornehmen, während welcher Weirather dem Untersuchungsgefängnis eingeliefert werden solle. So geschah es. Der Richter folgte in Civil mit seinem Aktuar dem vorausgegangenen Gendarm, und erreichte das Gehöft in dem Augenblick, da der zeternde Bauer die Fesseln um die Hände erhielt.
Selbstverständlich nahm der Richter auch noch sämtliche Papiere Weirathers zur Prüfung mit. Der Aktuar trug die Schuhe. Noch am selben Abend war alles im reinen. Es stimmten die Spuren mit den Schuhen, und die Papiere ergaben den Beweis für ein weit verzweigtes Wuchergeschäft. Bloß der Zettel ist noch rätselhaft. Das Verhör am nächsten Morgen blieb resultatlos, Weirather leugnete alles.
Mit leiser Ironie sprach der Richter. „Das wirst du schon sehen, Weirather! Bis zum Einsteigen hast jetzt alles schön und ordnungsmäßig eingestanden, das ischt die Hauptsache. So, und nun werden wir dich mit dem Maßstab messen.“
„So, dann wollen wir den sauberen Vogel einfangen!“ sagte Ehrenstraßer, zog die Uhr, und ordnete nun an, daß der Gendarm Sittl sogleich in voller Armatur hinaus zu Weirather gehen, und den Bauer verhaften solle, und zwar in der Weise, daß vom Angeschuldigten nichts, aber auch nicht das Geringste beseitigt werden könne.
„Ich wollte kontrollieren, es soll ein Landstreicher bei Weirather übernachtet haben. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich einige auf dem Wandklapptisch liegende Werkzeuge und darunter einen großen Schraubenzieher. Ich dachte, dieses Instrument könnte ähnlich demjenigen sein, mit welchem die Truhe erbrochen worden ischt.“
Der Richter wurde fast etwas nervös ob solcher Verstocktheit und sagte dem Bauer den Diebstahl auf Grund der Untersuchungsergebnisse auf den Kopf zu. Weirather blieb dabei, von nichts zu wissen. Als Ehrenstraßer auf den rätselhaften Zettel anspielte und versuchte, durch denselben näheres aus dem Verhafteten herauszubringen, begann Weirather höhnisch zu lachen.
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