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"Es ist schlimm genug", rief Eduard, "daß man jetzt nichts mehr für sein ganzes Leben lernen kann. Unsre Vorfahren hielten sich an den Unterricht, den sie in ihrer Jugend empfangen; wir aber müssen jetzt alle fünf Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der Mode kommen wollen".

Ich wage vielleicht etwas, wenn ich eine solche Wahrheit mir entschlüpfen lasse: mögen Andre sie wieder einfangen und ihr so viel "Milch der frommen Denkungsart" zu trinken geben, bis sie still und vergessen in ihrer alten Ecke liegt. Man soll über die Grausamkeit umlernen und die Augen aufmachen; man soll endlich Ungeduld lernen, damit nicht länger solche unbescheidne dicke Irrthümer tugendhaft und dreist herumwandeln, wie sie zum Beispiel in Betreff der Tragödie von alten und neuen Philosophen aufgefüttert worden sind.

Bei jedem kardinalen Probleme redet ein unwandelbares "das bin ich"; über Mann und Weib zum Beispiel kann ein Denker nicht umlernen, sondern nur auslernen, nur zu Ende entdecken, was darüber bei ihm "feststeht". Man findet bei Zeiten gewisse Lösungen von Problemen, die gerade uns starken Glauben machen; vielleicht nennt man sie fürderhin seine "Überzeugungen". Später sieht man in ihnen nur Fusstapfen zur Selbsterkenntniss, Wegweiser zum Probleme, das wir sind, richtiger, zur grossen Dummheit, die wir sind, zu unserem geistigen Fatum, zum Unbelehrbaren ganz "da unten". Auf diese reichliche Artigkeit hin, wie ich sie eben gegen mich selbst begangen habe, wird es mir vielleicht eher schon gestattet sein, über das "Weib an sich" einige Wahrheiten herauszusagen: gesetzt, dass man es von vornherein nunmehr weiss, wie sehr es eben nur meine Wahrheiten sind.

Nicht umlernen und umlehren sollen sie mir, sondern nur ihrem eignen Leibe Lebewohl sagen und also stumm werden. "Leib bin ich und Seele" so redet das Kind. Und warum sollte man nicht wie die Kinder reden? Aber der Erwachte, der Wissende sagt: Leib bin ich ganz und gar, und Nichts ausserdem; und Seele ist nur ein Wort für ein Etwas am Leibe.

Nachdem ich lange genug den Philosophen zwischen die Zeilen und auf die Finger gesehn habe, sage ich mir: man muss noch den grössten Theil des bewussten Denkens unter die Instinkt-Thätigkeiten rechnen, und sogar im Falle des philosophischen Denkens; man muss hier umlernen, wie man in Betreff der Vererbung und des "Angeborenen" umgelernt hat.

Die Wiedergeburt, die mich von innen heraus umarbeitet, wirkt immer fort. Ich dachte wohl, hier was Rechts zu lernen; daß ich aber so weit in die Schule zurückgehen, daß ich so viel verlernen, ja durchaus umlernen müßte, dachte ich nicht. Nun bin ich aber einmal überzeugt und habe mich ganz hingegeben, und je mehr ich mich selbst verleugnen muß, desto mehr freut es mich.

Auch das Concubinat ist corrumpirt worden: durch die Ehe. Wer auf dem Scheiterhaufen noch frohlockt, triumphirt nicht über den Schmerz, sondern darüber, keinen Schmerz zu fühlen, wo er ihn erwartete. Ein Gleichniss. Wenn wir über Jemanden umlernen müssen, so rechnen wir ihm die Unbequemlichkeit hart an, die er uns damit macht.

Wenig befriedigt von den Ausführungen des Verfassers werden auch #zunächst# Persönlichkeiten sein, die sich in der Weise als Lebenspraktiker ansehen, wie man unter dem Einflusse mancher liebgewordener Gewohnheiten die Vorstellung der Lebenspraxis heute nimmt. Sie werden finden, daß in dieser Schrift kein Lebenspraktiker spricht. Von diesen Persönlichkeiten glaubt der Verfasser, daß gerade #sie# werden gründlich umlernen müssen. Denn ihm erscheint ihre »Lebenspraxis« als dasjenige, was durch die #Tatsachen#, welche die Menschheit der Gegenwart hat erleben müssen, unbedingt als ein Irrtum erwiesen ist. Als derjenige Irrtum, der in unbegrenztem Umfange zu Verhängnissen geführt hat. Sie werden einsehen müssen, daß es notwendig ist, manches als praktisch anzuerkennen, das #ihnen# als verbohrter Idealismus erschienen ist. Mögen sie meinen, der Ausgangspunkt dieser Schrift sei deshalb verfehlt, weil in deren ersten Teilen weniger von dem Wirtschafts- und mehr von dem Geistesleben der neueren Menschheit gesprochen ist. Der Verfasser #muß# aus seiner Lebenserkenntnis heraus meinen, daß zu den begangenen Fehlern ungezählte weitere werden hinzu gemacht werden, wenn man sich nicht entschließt, auf das Geistesleben der neueren Menschheit die sachgemäße Aufmerksamkeit zu wenden.

Die Lieb ist eins, von eins zu eins, Und Eins und Eins und Eins ist eins; So drei zwei eins ist urselbstein, Wo's All ist muss ein Nichts auch seinDas aber ist der Sündenfall: Etwas und Ego, Teil und Zahl. Umlernen muss die Mathematik, Astronomie auch, und Physik. Und wollen wir das Heil ergründen: Nur in der Kugel lässt sich's finden.

In einer denkwürdigen Stelle bezeichnet Aristoteles als die Aufgabe seiner »Politik«, diejenige Staatsform zu finden, welche nicht die an sich vollkommenste, aber die brauchbarste sei: »Welche also ist die beste Verfassung und das beste Leben für die meisten Staaten und die meisten Menschen, wenn man an Tugend nicht mehr verlangt als das Maß der Durchschnittsmenschen, noch an Bildung mehr als ohne besondere Begünstigung der Natur und der Umstände möglich ist, noch eine Verfassung, wie sie nur im Reiche der Ideale liegen kann, sondern ein Leben, das mitzuleben, eine Verfassung, in der sich zu bewegen den meisten Menschen möglich istEr sagt: darauf komme es an, eine solche Staatsordnung zu finden, welche aus den gegebenen Bedingungen sich entwickelnd leicht Eingang und Teilnahme gewinnen wird; »denn es ist kein geringeres Werk, eine Staatsordnung zu verbessern, als eine von Grund aus neue zu schaffen, wie ja auch das Umlernen ebenso schwer ist als das Erlernen«. So weit geht der Philosoph in seinem Realismus; aber wenn er von den meisten Menschen, den meisten Staaten spricht, denkt er nur an die hellenische Welt, denn die Barbaren sind ja wie Tiere und Pflanzen.