Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 10. Juni 2025
Auch Sylvester ertappte sich bisweilen in der Ungeduld eines Zuschauers, der im Theater vergebens darauf warten muß, daß der Vorhang hochgezogen wird. So kam der Sommer. Eines Tages war der Major zu Tisch in Erfft; nach dem Essen, man hatte über allerlei geredet, sagte er zu Sylvester: »Mein lieber Schwager, wir müssen auf große Dinge gefaßt sein. Es gibt Krieg.«
Er rief, die Brandung übertönte seine Stimme; er eilte ins Schloß zurück, suchte sie in der Kapelle und in vielen Zimmern, und es war ihm, als ob sie jeden Raum, den er betrat, kurz zuvor verlassen hätte. Dennoch hatte er beständig das Gefühl, daß sie ihn erwartete. Da wurde es Nacht. Alles schlief im Hause. Sylvester ging durch die langen, finstern Korridore und öffnete Gabrieles Schlafgemach.
Sie schien es kaum zu merken. Die Last der Verpflichtungen, die ihr der Ruhm auferlegte, bedrückte sie. Sie klagte gegen Sylvester, daß sie unter dem Klima leide.
Der von einer Lampe erhellte Raum, in den Sylvester täglich schauen konnte, hatte grüne Tapeten; an der gegenüberliegenden Wand hing das Bildnis eines alten Mannes, der einen goldnen Becher in der Hand trug. Sylvester hörte, wie drüben die Uhr tickte; auf ihrem geschweiften Mahagonigehäuse stand ein alabasterner Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Nach einer Stunde erwies es sich, daß auch dieser Versuch erfolglos gewesen war. Sylvester gab sich ohne sonderliches Bedauern zufrieden. Die allgemeine Erregung berührte ihn peinlich, zumal er auch Leute von ihr angesteckt sah, für die die Kunst nicht mehr war als etwa ein Hanswurst auf dem Marktplatz.
»Man kann aber frei werden, oder nicht?« »Nein. Man kann niemals frei werden,« beharrte Gabriele mit demselben Ernst; »ist eine Ehe nicht vor Gott und vor der Menschheit geschlossen?« »Was reden Sie da, Gabriele!« rief Sylvester unmutig. »Das ist Pfaffenmoral.« »Nein. Es ist Blutgesetz.« »Blutgesetz? Also Leibeigenschaft?« »Vielleicht Leibeigenschaft; so muß es vielleicht sein.
Sylvester antwortete nicht, und die Gleichgültigkeit seiner Miene erfüllte den diplomatischen Zwischenträger mit Besorgnis. Ein äußerster Grad von Sehnsucht kann eine zweite Wirklichkeit erschaffen. Gefesselt in jedem Betracht, flohen Sylvesters Sinne in ein anderes Reich, das kein erträumtes, das wesensvoller für ihn war als die zu ertastende und mit leiblichen Augen zu erschauende Gegenwart.
Im selben Moment fiel auch dieser, in den Kopf getroffen, wie ein Stück Holz. Warum der und warum nicht ich? dachte Sylvester verwundert. Dicht vor Bazeilles lag das alte Schloß Dorival. Verwitterte Amoretten blickten aus dem Gesträuch.
Sylvester II., der Nachfolger Gregors V., ist der einzige Papst, von welchem die päpstlichen Geschichtsschreiber mit Bestimmtheit melden, dass ihn der Teufel geholt habe. Er war nämlich ausnahmsweise gescheit, trieb viel Mathematik, begünstigte die Wissenschaften und dergleichen Teufeleien. Ihm verdanken wir auch die arabischen, dass heißt unsere gewöhnlichen Zahlen.
Sie heftete die Blicke auf den Boden, und ihr Gesicht hatte einen Ausdruck von Tiefsinn und Verlorenheit. Sylvester ging auf sie zu und schloß sie in seine Arme. Sie wagte ihn anzusehen; ihre Augen schienen zu flehen: sag' mir, wer du bist.
Wort des Tages
Andere suchen