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Aktualisiert: 10. Mai 2025
Selbst Steinert war ruhig geworden und saß, durch das Weinen eines solchen kleinen ungeduldigen Nachbars aus einem leichten und unerquicklichen Morgenschlaf geweckt, fröstelnd in seine wollene Decke gehüllt auf der Ecke einer fremden Matratze und blickte finster und verdrossen um sich her.
Niemand glaubte ihm. »Jetzt kommt der alte Hallunke nun wir von Bord wollen« rief Steinert besonders, doch natürlich erst als der Capitain außer Hörweite war, »und denkt sich noch beim Abschied einen weißen Fuß bei uns zu machen; redet süß und dreht den Kopf bald so, bald so herüber. Er soll zum Teufel gehn, wir brauchen ihn jetzt nicht mehr, und thun was wir wollen.«
»Sie sehn die Sache zu schwarz an, verehrter Herr,« nahm Steinert das Gespräch auf, »den Leutchen daheim liegt weniger daran hier in Amerika eine wesentliche Veränderung hervorzubringen, als nur die einzelnen Individuen los zu werden. Ihr Vergleich mit dem Meer ist aber vortrefflich.
Die meisten der Zwischendeckspassagiere glänzten heute in ihrem Sonntagsstaat, und selbst Steinert und Mehlmeier waren wie buntfarbige Tagfalter aus ihrer, allerdings etwas unscheinbaren und schmutzigen Verpuppung hervorgegangen. Steinert besonders war das Erstaunen der übrigen Passagiere, obgleich sie die Verwandlung hatten Stück für Stück vor sich gehen sehn.
»Auch erst angekommen?« frug der eine Oldenburger den ihm nächst sitzenden, einen alten Mann mit braunledernen kurzen Hosen, baumwollenen langen Strümpfen, eine blaue Jacke mit bleiernen Knöpfen darauf, weiß und blaugesprenkelte Weste und eine Pelzmütze auf. »#Jes#« sagte der Mann, »seit gestern Morgen.« »Und spricht schon Englisch?« lachte Steinert.
»Wenn Ihnen das Wenige genügt« sagte Henkel, der trotz seiner sonst ernsten Stimmung doch ein Lächeln nicht verbergen konnte, indem er sich von der Railing, an der er gelehnt, aufrichtete. »Oh bitte« rief aber Steinert, »guter Rath kommt oft vor guter That, und wer nur ein wenig Auffassungsgabe hat, für den ist ein Wink soviel, wie eine ganze Predigt für einen minder Begabten.
»Sie wissen ja, bester Herr Steinert, daß ich gar nicht rauche,« sagte Hopfgarten freundlich, »ich bin auch wirklich in diesem Augenblick so mit meiner Zeit « »Sie rauchen gar nicht?« sagte Steinert etwas bestürzt, »aber Sie haben doch gewiß Jemand, den Sie mit einem halben Tausend Regalias glücklich machen würden.«
Nun hatte aber Steinert, besonders in der letzten Zeit, nicht allein unter seinen näheren Bekannten, sondern auch im Zwischendeck überhaupt, viel mit seiner Kenntniß der Englischen Sprache geprahlt, die ihm dort allerdings von keinem bestritten werden konnte oder wurde.
»Nun sogar gefährlich sind die Leute doch auch nicht immer,« lächelte Herr Schultze freundlich vor sich hin, »wissen Sie die Gesellschaft, die uns die Herrn mit den egalen Mützen selber noch im Hafen an Bord brachten?« »Oh Doris, wärst Du nur verschwiegen,« citirte Steinert seinen Lieblingsschriftsteller; »was hilft es solche Sachen an die große Glocke zu schlagen.«
Freilich ließ sich ihnen darüber Nichts beweisen; als Passagiere an Bord hatten sie dieselben Rechte mit den anderen, und den stämmigen untersetzten Gestalten gegenüber wagte auch Keiner etwas davon gegen sie selber zu äußern; aber untereinander flüsterte man sich seinen Verdacht erst schüchtern, dann offener zu, und Steinert besonders sprach, aber immer außer Hörweite der drei dabei besonders interessirten Personen, offen seine Entrüstung darüber aus, daß ihr Schiff wie ihre ganze Gesellschaft durch solche Kameraden entehrt würde, und sie sich das eigentlich gar nicht brauchten gefallen zu lassen.
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