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Aktualisiert: 16. Mai 2025
Und als sie im Tale angelangt waren und vom Turme, in dem der Ritter gehaust hatte, eine Trompetenfanfare ihnen den Reisegruß nachschmetterte, war es, als ob in diesen Trompetentönen alle Erlösungsjauchzer zusammenflössen, die Schwarzenburg heute ob des Auszuges seines Herrn ausstieß. Weil er ja geheilt zurückkehren würde ....
Eine Woche lang brüllte er nun durch den Turm wie ein gereizter Eber, und ganz Schwarzenburg, Schloß und Dorf, zitterte vor Angst und Besorgnis, daß dem armen gnädigen Herrn nur das Essen gut behagen und der Wein und das Bier gut munden möge.
Und, ohne daß sie sich dieses Gefühls ordentlich bewußt wurde, so rein und ohne Fehl war sie, freute sie sich doch, für ihre Flucht aus dem Kloster eine Art Buße auf sich nehmen zu können, und willigte ohne viel Fragen und Reden ein, mit dem kranken Ritter nach dem heiligen Rom zu pilgern. Und es war ein großer und aufrichtiger Jubel darüber in Schwarzenburg.
Sie umarmten und küßten sich lange und mit dankbaren und glücklichen Lippen und noch am selben Tage machten sie sich auf, – nachdem sie sich in der Kapelle der gnadenreichen Madonna für ewige Zeiten vereinigt hatten, – um nach Schwarzenburg heimzuwandern. »Denn,« flüsterte er ihr ins Ohr, »nach Rom zu pilgern ......« worauf sie glutrot wurde und ihr Gesicht an seiner Brust verbarg.
Gerade vierzehn Tage nun, ehe die liebliche Schwester Clarissa mit ihrem Spiegel aus dem Kloster entwich, war ein großer, berühmter Medikus auf Schwarzenburg gewesen, ein frommer und grundgelehrter Mann, der nicht wie die anderen mit Latwergen und Kräutern sein Heil versuchte, sondern der dem Teufel in dem traurigen Heinrich mit ganz anderen und wirksameren Mitteln auf den Leib rückte.
In dem Kloster, daraus die Gräfin Clarissa von Schwarzenburg als Nonne entwichen, und fern, fern in der hohen Alpenkapelle, wo sie ihre armseligen Spiegelscherben der Mutter Gottes weihte, hängen zwei Bilder, von einer Künstlerhand gemalt und beide berühmt ob ihrer Schönheit und Wunderkraft für unglückliche Liebesleute: die Madonna, die in der Hand ein Spieglein hält und sich holdselig und lächelnd in dem Glase betrachtet....
Als sie nun also gegen Schwarzenburg gewandelt kam, hatte sich die Sonne eben zur Ruhe gelegt und der Mond war noch nicht aus dem Abendmäntelchen einer silberrandigen Wolke hervorgeschlüpft, so daß jene unbeschreiblich schöne Dämmerung herrschte, die ohne Schatten und ohne Glanz ist, und Clarissa endlich ihren Spiegel senkte.
Als er atemlos seine Botschaft auf dem Schlosse ausgerichtet hatte, erhob sich in dem abendlichen Schwarzenburg ein großer Jubel und Glückslärm, der fast den schnarchenden Ritter geweckt hätte, wenn er sich nicht einen so gesegneten Schlaf in seiner bösen Krankheit bewahrt hätte.
Nun lebte zur selben Zeit auf seinem Schlosse Schwarzenburg, das prächtig und drohend auf einem waldigen Berge über ein ängstlich geducktes Dörflein gleichen Namens hinwegsah, ein melancholischer Graf Heinrich, der trotz seiner mannbaren Jugend von dreißig Jahren doch schon seit vielen, vielen schwarzen Tagen sein Leben abgeschlossen wähnte und in einer beklagenswerten Dürre des Gemütes sich für fertig und abgewirtschaftet hielt.
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