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Aktualisiert: 12. Juni 2025
Mit jedem Tage kam auch Rico lieber in das Haus, und oft, wenn er eintrat, dachte er: so ist es wohl einem zumute, der heimkommt. Aber er war ja doch nicht daheim, er durfte nur für ein paar Stunden kommen und mußte immer wieder gehen. In der letzten Zeit war aber etwas in den Rico gefahren, das die Wirtin manchmal in große Verwunderung setzte.
Rico mußte dem Stineli zeigen, wo die Mutter stand, wenn sie wusch am See und er dasaß und auf sie wartete, und er mußte erzählen, wie sie miteinander über die schmale Brücke kamen und sie ihn an der Hand hielt. »Aber wo seid ihr dann hingegangen?« fragte Stineli. »Hast du nie das Haus gefunden, wo ihr hineingegangen seid?«
Unterdessen verstanden sich die beiden drinnen vortrefflich, denn auf Silvios Fragen konnte Rico ganz gut antworten; auch konnte er sich leicht verständlich machen, wo er etwa nicht gleich das rechte Wort wußte, und die Unterhaltung war dem Silvio sehr kurzweilig.
Da stieg er auf einem Treppchen hinein, dem Begleiter nach, und nun fuhr Rico zum ersten Male in seinem Leben auf einer Eisenbahn. Nachdem man so eine Stunde lang gefahren war, stand der Schafhändler auf und sagte: »Jetzt kommt’s an mich, da sind wir in Bergamo, und du bleibst ruhig sitzen, bis dich einer herausholt, denn ich habe alles eingerichtet, dann steigst du aus und bist da.«
»Ich habe nichts sagen wollen«, entgegnete Rico schüchtern, »nur fragen, was eine Geige kostet.« »Du hast mich nicht verstanden, Rico; paß jetzt auf, was ich dir sage: ein Mensch spricht etwas aus und denkt sich dabei einen Zweck; oder er denkt sich nichts dabei, das sind unnütze Worte.
Plötzlich rannte Rico, von brennendem Verlangen getrieben, hinauf auf die Straße und hinüber, da war die kleine Brücke – er wußte alles –, da war er darübergegangen und jemand hielt ihn an der Hand – die Mutter.
Zitternd vor Freude und innerer Aufregung ergriff Rico jetzt seine Geige, nahm sie in den Arm und schaute sie unverwandt an, so, als könne sie ihm wieder wegkommen, wenn er einmal weggehen würde.
So wußte sie ja, daß kein Mensch so ein Mädchen herunterholen würde, am wenigsten ein zartes Bürschlein wie Rico; er konnte ja ganz elend zugrunde gehen, wenn er so etwas beginnen würde, und dann hätte sie die Verantwortung auf sich. Das wollte sie nicht auch noch, sie hatte schon genug.
Über all’ diesen Ereignissen waren an die drei Jahre dahingegangen, seit der Rico der Peschiera erschienen war. Er war nun ein vierzehnjähriger aufgeschossener Junge geworden, und wer ihn ansah, der hatte sein Wohlgefallen an ihm. Wieder leuchteten die goldenen Herbsttage über den Gardasee und der blaue Himmel lag auf der stillen Flut.
Diesmal war auch Stineli sehr niedergeschlagen; als es aber mit Rico um die Ecke kam, wo es ins Feld hineinging, lag der schmale Fußweg so schön trocken in der Sonne bis zur Haustür hin, und dort flimmerte das Plätzchen davor auch ganz weiß und trocken, und Stineli rief: »Sieh, sieh, nun wird’s Sommer, Rico, und wir können wieder in den Wald hinauf; dann freut’s dich auch wieder.
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