United States or Germany ? Vote for the TOP Country of the Week !


Wie nun die Mutter sah, daß der Kleine sich alles ausdachte und ganzen Ernst aus der Sache machen wollte, fing sie an, ihn auf alle Weise abzumahnen und auf andere Gedanken zu bringen, denn sie hatte mehrmals erzählen hören, was für unglaubliche Gefahren der Rico auf seiner Reise zu bestehen hatte, und wie es das größte Wunder sei, daß er lebendig habe bis nach Peschiera herunterkommen können, und was für ein schreckhaft wildes Volk dort oben in den Bergen lebe.

Rico war der einzige Leidtragende, der dem Sarge folgte, einige gute Nachbarn hatten sich noch angeschlossen; so ging der Zug hinüber nach Sils. Dort hörte Rico, wie der Herr Pfarrer in der Kirche laut ablas: »Der Verstorbene hieß Enrico Trevillo und war gebürtig aus Peschiera am Gardasee

Sie gehörte zu einem langen Lied, das fing so an: #»Una sera In Peschiera« –# Es war eine ganz wehmütige Melodie, die einer zu der kurzweiligen Romanze gemacht hatte, und sie gefiel dem Büblein besonders wohl, so daß es sie immer mit Freuden und ganz andächtig absang, und es tönte gut, denn das Büblein hatte eine helle, glockenreine Stimme, die floß so schön mit des Vaters kräftigem Baß zusammen.

Voran kam der hochgewachsene Rico stattlich dahergeschritten, an seiner Seite das frohäugige Stineli mit einem frischen Blumenkränzlein auf dem Kopf; dann kam in weichgepolstertem Wägelchen, von zwei fröhlichen Peschierabuben gezogen, der kleine Silvio, freudeglänzend wie ein Triumphator, darauf folgte die Mutter Menotti, ganz gerührt und ergriffen in ihrem rauschenden Hochzeitsstaat, nach ihr der Bursche mit einem Blumenstrauß, der ihm die ganze Brust bedeckte; und nun wogte ganz Peschiera daher in der allerlautesten Teilnahme; denn das schöne Paar wollten alle sehen und mit feiern.

Rico sang unentwegt sein Lied zu Ende, denn wenn er es einmal angefangen hatte, dann sang er es durch. Wie er nun fertig war, besann er sich: einen Tanz konnte er nicht spielen, er kannte keinen; das Lied von der Großmutter ging noch langsamer, und sie konnten wieder nichts verstehen; jetzt kam ihm in den Sinn und er stimmte an: #»Una sera In Peschiera« –#

Der Silvio geriet sogleich in die äußerste Begeisterung für dieses Unternehmen, und es währte gar nicht lange, so waren alle einig darüber, daß es so sein müsse und gar nicht anders sein könnte. – Am schönsten Maitage, der je über Peschiera geleuchtet hatte, bewegte sich ein langer Festzug von der Kirche her der »Goldenen Sonne« entgegen.

Es war wie ein allgemeines Familienfest der Leute von Peschiera, nun der verlorene und wiedergekehrte Peschierianer daranging, sein festes Haus zu gründen in seiner Heimat. Die Siegesfreude der Wirtin zur »Goldenen Sonne«, als sie den Zug vor ihrem Hause ankommen sah, ist nicht zu beschreiben!

Das gefiel der Wirtin besonders, als sie es bemerkte, und es flößte ihr einen solchen Respekt ein vor dem Jungen, daß sie ihn selbst nicht ausfragte, und so kam es, daß eigentlich niemand wußte, wie er nach Peschiera gekommen war; aber es hatte sich eine Geschichte verbreitet, die nahm jedermann an, daß er als ein verlassenes Waisenkind da droben in den Bergen schlecht gehalten und bös behandelt worden, da sei er entlaufen und habe viele Gefahren bestanden auf der langen Reise und sei endlich hier angekommen, wo die Leute nicht so roh seien wie in den Bergen, und hier sei er gern.

»Nun wollen wir einmal deine Barschaft ansehen«, sagte er zu Rico, »daß wir wissen, was sie erleiden mag. Wohin mußt du unten am See?« »Nach Peschiera am Gardasee«, war Ricos unveränderliche Antwort. Er zog nun seine Geldstücke alle hervor, ein artiges Häuflein kleiner Münzen und oben darauf das größere Silberstück. »Hast du nur das eine gute Stückfragte der Händler.

So mochte er wohl gegen drei Stunden unbeweglich dagesessen haben, als der Zug wieder einmal anhielt, wie schon mehrere Male. Jetzt trat ein Wagenführer herein, nahm den Rico beim Arm und zog ihn in Eile aus dem Wagen und die Treppe hinunter. Dann deutete er die Anhöhe hinab und sagte: »Peschiera«, und im Nu war er wieder im Wagen droben und verschwunden, der Zug sauste weiter.