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Nicht sonderlich achtete er darauf, daß er dem Professor Spalanzani gegenüber wohnte, und ebensowenig schien es ihm etwas Besonderes, als er bemerkte, daß er aus seinem Fenster gerade hinein in das Zimmer blickte, wo oft Olimpia einsam saß, so, daß er ihre Figur deutlich erkennen konnte, wiewohl die Züge des Gesichts undeutlich und verworren blieben.

Allgemein verbreite man, daß Spalanzani seine Tochter Olimpia, die er so lange jedem menschlichen Auge recht ängstlich entzogen, zum erstenmal erscheinen lassen werde.

Die Mittel dazu hätten Orazio und er hergegeben, da der Sänger durch die erwähnten Schicksalsschläge mittellos geworden sei; es reue sie aber das Opfer nicht, da jeder Ton aus der gesegneten Kehle edleres Gold als das sei, was sie dafür ausgegeben hätten. Wenn Olimpia ihn zu hören geneigt sei, so wolle er eine Gelegenheit dazu in seinem Hause veranstalten.

Wohl fiel es ihm endlich auf, daß Olimpia oft stundenlang in derselben Stellung, wie er sie einst durch die Glastüre entdeckte, ohne irgend eine Beschäftigung an einem kleinen Tische saß und daß sie offenbar unverwandten Blickes nach ihm herüberschaute; er mußte sich auch selbst gestehen, daß er nie einen schöneren Wuchs gesehen; indessen, Clara im Herzen, blieb ihm die steife, starre Olimpia höchst gleichgültig und nur zuweilen sah er flüchtig über sein Kompendium herüber nach der schönen Bildsäule, das war alles. Eben schrieb er an Clara, als es leise an die Türe klopfte; sie öffnete sich auf seinen Zuruf und Coppolas widerwärtiges Gesicht sah hinein.

War er auch überzeugt, daß bei Olimpia nichts vorlag als die Schwärmerei einer empfänglichen Seele für die Stimme, in der etwas Göttliches sinnfällig zu werden schien, so zweifelte er doch billig, ob der gewalttätige Bauer einer ähnlichen Erhabenheit der Empfindung fähig sei, dem er vielmehr die Absicht zutraute, das Weib in die Niederungen seiner Sinnlichkeit herabzuziehen.

In diese verliebt er sich bald so heftig, daß er seine kluge und nüchterne Braut über sie vergißt. Aber Olimpia ist ein Automat, an dem Spalanzani das Räderwerk gemacht und dem Coppola der Sandmann die Augen eingesetzt hat.

Olimpia überkam ein gewaltsamer Schmerz, der aber nicht niederdrückend war wie der, dem sie seit vielen Wochen in wechselnder Art hingegeben war, sondern durchdringend und angenehm, als eine Kraft, die sie über das gemeine Leben emporzutragen schien.

Doch wie er immer schärfer und schärfer durch das Glas hinschaute, war es, als gingen in Olimpias Augen feuchte Mondesstrahlen auf. Es schien, als wenn nun erst die Sehkraft entzündet würde; immer lebendiger und lebendiger flammten die Blicke. Nathanael lag wie festgezaubert im Fenster, immer fort und fort die himmlisch-schöne Olimpia betrachtend.

Sie hätte ihn am liebsten nicht mehr gesehen; wenn sie ihn zuweilen dennoch herbeiwünschte und seinen Besuch annahm, so tat sie es hauptsächlich, um ihn fühlen zu lassen, was sie von ihm dachte, und wie unglücklich sie sei. Ein schweres Verhängnis war es für den Kardinal, daß der verdüsterte Gemütszustand der schönen Olimpia sie ihm noch weit liebenswerter erscheinen ließ als früher.

Einzig Kardinal Mazzamori machte böse Zeiten durch; denn die üble Laune seiner Herrin Olimpia nahm zu, seit er in der Angelegenheit ihres jungen Vetters nichts ausgerichtet hatte.