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Aktualisiert: 7. Juni 2025
Von einer Kugel durchbohrt, stürzte Alexander Lobsien lautlos von den Achseln seiner Träger auf das Schottergestein der Straße herab. Die Sträflinge wandten sich zur Flucht. Zwei Stunden später saß Peter Maritz unten im Leichenhaus neben dem Körper seines toten Freundes. Seine Betrachtungen waren sehr ernsthaft und nicht ohne Reue und Selbstvorwurf.
Das Echo aufwühlender Ereignisse war auch zu dieser stillen Insel gelangt, Nachrichten von Fürstenabdankung, Bürgerschlachten und Soldatenmeutereien; so wurde man also, abends vor dem Schlafengehen, in den Wirbelsturm gerissen und was Beine hatte, lief herzu. Peter Maritz knirschte in seinen wilden Bart, auf dem mädchenhaften Glattgesicht Alexanders zeigte sich Betrübnis und Verwunderung.
Also wenigstens ein Zimmer und keine Zelle; wenigstens zu zweien und nicht allein. Peter Maritz wurde seiner Fessel entledigt. Der Wärter sagte ihnen, daß das Gebot des Schweigens, das hier waltete, für sie nicht giltig sei, da sie noch nicht Verurteilte waren, doch müßten sie sich hüten, einen der Gefangenen anzusprechen.
Alexander, von diesem Vorwurf schmerzlich getroffen, senkte den Kopf. »Was weißt du vom Volk?« fuhr Peter Maritz begeistert fort. »Was weißt du von den Millionen, die da unten in der Finsternis sich krümmen, während du an deinem Schreibtisch sitzest und den Federkiel kaust? Du wohnst bei den Schatten, sieh dich nur vor, daß du die Sonne nicht verschläfst.
Auch in West und Süd erhob sich alles, was nach Freiheit seufzte, und so war es denn schmerzlich, besonders für den hitzköpfigen Peter Maritz, so weit vom Spiel zu sein. Er redete fortwährend, lief seinem Genossen stets um fünf Schritte voraus, blieb dann stehen, perorierte und fuchtelte mit den Händen wie ein Tribünenredner.
Widerwillig gehorchte der, weil er sich ungern von den Brotlaiben, Würsten und Bierfässern trennte, welche die Genossen aus der Kantine herzuschleppten. Auch Peter Maritz und Alexander Lobsien waren befreit worden. Sie traten unter den Letzten in den Hof und duckten sich scheu in einen Winkel. Am liebsten hätten sie sich unsichtbar gemacht; in ihrer Zelle hätten sie sich wohler befunden.
Peter Maritz packte ihn und preßte die Hand um seinen Arm, aber es war schon zu spät; sechzig Augenpaare veränderten die Richtung ihres Blicks und hefteten die Aufmerksamkeit gegen die beiden, die sie auf einmal als Fremde erkannten; Furcht, Mißtrauen und Haß sprühten aus ihren Mienen. »Es sind Spitzel;« »es sind Spione;« »wer sind sie?« »wo kommen sie her?« So wurde gekündet und gefragt.
Ruhig bückte sich der andre darnach, ruhig fing er an zu lesen, schüttelte hie und da den Kopf, machte ein zweifelndes, ein gnädiges, ein überlegenes, ein prüfendes, ein unbestechliches Gesicht, und schließlich, dem Harrenden glühten schon die Sohlen, er schämte sich, bereute schon, schließlich sagte Peter Maritz: »Ganz hübsch. Recht artig.
»Das ist eine Tat, damit rechtfertigt er sich und dadurch wird er schuldig«, schrie Peter Maritz. »Gerade er muß ihn ermorden; wie könnte ich besser die Sklaverei veranschaulichen, unter der das Land keucht? Kann deine empfindsame Seele nicht begreifen, was für eine grandiose Katastrophe das gibt?« Draußen in der Gaststube war es totenstill geworden.
»Was denkst du darüber?« triumphierte Peter Maritz; »das ist ein Stöffchen, wie es nicht bei jedem Literaturkrämer zu haben ist.« Alexander fand das Motiv sehr bedeutend; aber er wagte den Einwand, daß der Vatermord keineswegs notwendig sei, im Gegenteil, der alte König müsse zum Mitspieler bei der Niederlage des Sohnes werden.
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