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Aktualisiert: 25. Oktober 2025
Die robuste Kriegswitwe, von deren Mann der Kopf und die Erkennungsmarke nicht hatten gefunden werden können, stellte ihre Petroleumkanne auf den Wagen, zu Füßen des Kellners. Alle Fenster, rund um den Platz, waren schwarz von Menschen.
Gläubiger schickten Rechnungen, dann Mahnungen, dann Drohbriefe, in denen noch der Satz stand: die Zeiten seien schlecht, jetzt brauche jeder sein Geld; dann kurze Mitteilungen, in denen die Pfändung unverschleiert angekündigt wurde. Das hatte die Kriegswitwe, deren Mann doch auf dem Felde der Ehre gefallen war, nicht für möglich gehalten.
Der noch undurchlittene Schmerz hatte Zeit, konnte warten, bis die Schutzwehren der Altar des Vaterlandes, das Feld der Ehre und die lindernde Tatsache, daß es zwei Millionen Frauen so erging ins Nichts zurückstürzten und das Herz der Kriegswitwe bloßgelegt war für den Sprung des Schmerzes, hinein ins Witwenherz. Und was dem Tage nicht ganz gelang, vollbrachten die Träume.
Droschkenkutscher standen auf den Böcken, Fahrgäste streckten die Oberkörper, schief wie gotische Gestalten, aus den Wagenfenstern heraus. Die Menge vergrößerte sich rapid. Auch die Seitengassen, die zum Platze führten, waren schon schwarz von Menschen. Der Schutzmann faßte die Kriegswitwe am Arme: »Gehen Sie jetzt heim.« »Loslassen! Loslassen!« »Heim?
»Liebe Frau, hier dürfen Sie nicht so reden, hier bei mir . . . Sie müssen sich trösten, müssen sich trösten. Da hilft alles nichts. Vielen geht es so wie Ihnen. Ja, es geht Millionen so.« »Dann halt adieu, wenn Sie keinen Malzkaffee haben«, sagte die andere Kriegswitwe. Das Tränenwasser lief in den gewohnten Bahnen herunter, schaukelte am Kinn.
Wurde von den rasenden Pferden zerstörerisch schnell über den Platz und die Straße hinauf getragen, von der stürmenden Menge verfolgt. Die robuste Kriegswitwe stand, ringend mit dem Bärtigen, flammenumloht auf dem Bocke. Eine Anzahl Witwen und Mütter, im Blick noch das große Fragen, blieben zögernd zurück.
Und das Vaterland? Unser heiliges Vaterland? Unsere heiligsten Güter? Unser Vaterland!« Dunkle, unbezähmbare Wut war urplötzlich in der robusten Kriegswitwe entstanden. Da stieg, von ihr entladen, ein vielstimmiger Protestschrei, der erst an seinem Ende in helles Gelächter und in den Hohnruf: »Heiligste Güter!« zersplitterte.
Und wie ein Mensch, der ein auf seiner Handfläche liegendes Brettchen unter die Bohrmaschine hält, schmerzlos das monotone Wühlen des Bohrers fühlt, empfand sie, starren Auges, noch schmerzlos, das rapide, unabänderlich näherkommende Bohren, bis plötzlich der Schmerz das letzte Hindernis durchstoßen hatte und, wie der Bohrer in die Handflüche, hineinsauste ins Herz der noch schlaftrunkenen Kriegswitwe.
Trifft jeden . . . Ich, eine Versicherungsagentenwitwe, könnte ebensogut eine Beamten- oder Arbeiterwitwe sein. Zwischen mir und allen anderen gibts keinen Unterschied. Ich bin eine Kriegswitwe. Wie alle. Eine Kriegswitwe . . . Und wenn meinen Mann eine Granate so zerfetzt und in die Luft gesprengt hätte, daß nicht ein Teilchen seines Körpers mehr zu finden gewesen wäre? Ganz gleichgiltig!
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