United States or Morocco ? Vote for the TOP Country of the Week !


Kolmann hielt mit vor Aufregung zitternden Händen das Blatt und las, daß die Franzosen über die deutsche Grenze geschritten und in die Vogesen eingedrungen waren. Daraufhin hatte Deutschland an Frankreich den Krieg erklärt.

Aber Frau Kolmann machte unermüdlich mit ihren zwei Kindern den Gang an die Bahn und einmal, als sie wieder am Bahnsteig stand, da sprang ein Junge aus dem Zug ihr Junge; und war im Nu bei ihr, herzte und küßte sie, lachte vor Glück und weinte vor Freude; gab dem Bruder einen Kuß, hob die Kleine auf den Arm und rief: „Ich kann sie ganz nach Hause tragen.

Meine Frau und ich, wir danken Ihnen für alle Freundschaft. Vielleicht führt uns das Leben noch einmal zusammen im stolzen, sieggekrönten Vaterland!“ Er drückte ihr die Hand zum Abschied und ging. Frau Kolmann stand allein. Aber der Freund hatte etwas zurückgelassen, einen Hauch der Begeisterung, der in sie drang, sie erfüllte und ihr, der unsichern, verzagten Frau, den Weg wies.

Da sagte sich Kolmann: „Hilf dir selbst!“ Mit viel Geld, mit guten und bösen Worten, mit List und Klugheit gelang es doch, daß er am nächsten Morgen mit seiner Familie am Bahnhof stand, wo ein besonderer Zug die Ausgewiesenen bis an die Grenze bringen sollte. Der Zug hatte nicht genug Wagen, trotzdem die Leute Kopf an Kopf, sogar in den Viehwagen standen.

Niemand kümmerte sich um den Jammer der Zurückbleibenden, kein Schaffner achtete auf den verzweifelten Schrei: „Mein Kind, mein Kind!“, der aus dem Wagen drang, in dem die Familie Kolmann davon fuhr. Sie wußten nicht, war ihr geliebtes Kind überfahren oder stand es hilflos und verzweifelnd in der feindlichen Stadt. Der Zug fuhr ohne Aufenthalt immer weiter, immer zu.

„O wie fein!“ rief Frau Kolmann, „den doppelten Gehalt! Ja, dann werde ich nicht murren, wenn du später von der Bank kommst; wir werden den Abend um so vergnügter verbringen. Gehen wir gleich heute noch ins Odeon? Oder wo feiern wir sonst diese frohe Botschaft?“ „Bitte, laß uns nur ruhig zuerst zu Abend essen. Ich bin wirklich müde und gar nicht in der Stimmung auszugehen.“

Eine Mitreisende, ein junges deutsches Mädchen, das in einem der hintersten Wagen gewesen, drängte sich allmählich vor und fragte in jedem Wagen: „Sind hier die Eltern, die einen Knaben verloren haben?“ Schließlich kam sie mit der Frage in den richtigen Wagen. „Ja, ja!“ riefen Pauls Eltern wie aus einem Mund. „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich vom Fenster aus gesehen habe, wie der Junge, den man zu Boden geworfen hatte, aufgestanden ist und offenbar keinen Schaden genommen hatte.“ Frau Kolmann stürzten die Tränen aus den Augen: „Aber verloren ist er!“ schluchzte sie laut. „Ich sah noch,“ fuhr das Fräulein fort, „daß eine Frau, es schien mir eine einfache deutsche Bürgersfrau, die mit ihren kleinen Kindern abreisen wollte, Ihren Jungen angeredet hat.

Die Elsässer würden alle gleich bei Beginn des Kriegs zu den Franzosen übergehen; daran sei gar nicht zu zweifeln. Darauf entgegnete Kolmann, er habe in Deutschland gedient und würde im Kriegsfall einberufen werden. „Dagegen gibt es ein sehr einfaches Mittel,“ meinte der Direktor; „Sie dürfen sich nur naturalisieren lassen, das heißt wieder Franzose werden.

Er und seine Frau waren Deutsche. „Ich wollte nur noch schnell Abschied von Ihnen nehmen,“ sagte Herr Frank. „Meine Frau läßt Sie herzlich grüßen, sie hat alle Hände voll zu tun. Wir reisen heute ab. Man kann nicht schnell genug fortkommen aus dem Feindesland. Was sagt Kolmann zu diesem Krieg? Wie falsch und tückisch fallen die Feinde von allen Seiten über Deutschland her!

So verließen sie Frankreich noch vor dem eigentlichen Ausbruch des Krieges und eilten in ihr Vaterland zurück. Der Direktor der Bank, für den die plötzliche Abreise mehrerer Angestellter sehr störend war, sprach mit Kolmann. Er sagte ihm, daß er darauf rechne, ihn, den Elsässer, zu behalten. Im Kriegsfall käme ja Elsaß doch wieder an Frankreich.