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Aktualisiert: 4. Juni 2025
Wir aßen den heißen Eierkuchen und ein kräftig frisches, braunes Roggenbrot dazu, und allerdings ließ ich mir bald eine zweite Flasche Bier bringen, während Knulp seine erste noch halbvoll hatte. Mir war, da ich wieder üppig und herrschaftlich an einem guten Tische saß, herzlich wohl zumut, und ich dachte das heute abend noch eine Weile zu genießen.
Knulp aber hatte eine Menge zu fragen, und bald wurden die Schritte des Mädchens ruhiger und gleichmäßiger, und schließlich ging sie leicht und munter neben ihm wie ein Kamerad und erzählte, von seinen Fragen und Einwürfen erwärmt, mit Begier und Eifer von ihrer Heimat, von Vater und Mutter, Bruder und Großmama, von den Enten und Hühnern, von Hagelschlag und Krankheiten, von Hochzeiten und Kirchweihfesten.
Vorerst bestimmten wir eine abseits stehende, leicht zugängliche Scheuer zu unserer Nachtherberge, dann zogen wir in das Dorf ein und in einen schönen Wirtsgarten, denn ich hatte meinen Freund für heute als meinen Gast geladen und dachte einen Eierkuchen und ein paar Flaschen Bier zu spendieren, weil es doch ein Freudentag war. Knulp hatte die Einladung auch willig angenommen.
Er neckte den Gast und redete ihm dann wieder ernstlich zu, er solle doch das ewige Wandern und Nichtstun einmal aufgeben. Knulp hörte zu und gab wenig Antwort, und die Meisterin sagte kein Wort. Sie ärgerte sich über ihren Mann, der ihr neben dem manierlichen und hübschen Knulp grob erschien, und gab dem Gast ihre gute Meinung durch die Aufmerksamkeit ihrer Bewirtung kund.
Ich will Euch nicht beleidigen, aber Gerber ist doch ein unsauberes Handwerk.« »Da habet Ihr vielleicht recht,« sagte Knulp gutmütig. »Ihr sollet mich ja auch nicht heiraten. Es weiß kein Mensch, daß ich ein Gerber bin und daß Ihr so stolz seid, und die Hände hab ich mir gewaschen, und wenn Ihr also einmal mit mir herumtanzen wollt, so seid Ihr eingeladen. Sonst kehren wir um.«
Plötzlich fing sie an zu singen: »Bald gras’ ich am Neckar, bald gras’ ich am Rhein.« Ihre Stimme klang warm und rein, und beim zweiten Vers fiel Knulp mit ein und sang die zweite Stimme so sicher, tief und schön, daß sie mit Behagen darauf horchte. »So, ist jetzt das Heimweh vergangen?« fragte er am Ende. »O ja,« lachte sie hell. »Wir müssen wieder einmal so einen Spaziergang machen.«
»O, das tät’ ich auch am liebsten.« »Ich glaub’s. Sie haben gewiß einen schönen.« Sie lachte wieder zudringlich. »Vielleicht sogar mehr als einen?« »Ei, das wäre nicht schön,« tadelte Knulp munter. »Ich kann Ihnen auch ein Bild von ihr zeigen.« Begierig trat sie heran, während er sein Wachstuchmäpplein aus der Brusttasche zog und das Bildnis der Duse hervorsuchte.
Am Nachmittag probierte Knulp in aller Heimlichkeit seine neue Kleidung, und da er nun wieder so gut aussah, begann es ihm leid zu tun, daß er sich in der letzten Zeit nicht mehr rasiert hatte. Er wagte nicht, die Haushälterin um des Doktors Rasierzeug zu bitten, aber er kannte den Schmied im Dorf und wollte dort einen Versuch machen.
Als Knulp mit seinem Bier zu Ende war, nahm er trotz meiner Bitten keine zweite an und schlug mir vor, jetzt noch ein wenig durchs Dorf zu schlendern und dann zeitig schlafen zu gehen. Das war nun gar nicht meine Absicht, doch mochte ich nicht geradezu widersprechen.
»Ach was, zu arg darf man sich auch nicht verwöhnen. Ich komme nicht spät heim. Wo tust du den Schlüssel hin, daß ich dann herein kann?« »Du bist ein Eigensinn, Knulp. Also dann geh halt, und den Schlüssel findest du hinterm Kellerladen. Du weißt doch, wo?« »Jawohl. Dann geh ich jetzt. Leget Euch nur zeitig ins Bett! Gut Nacht. Gut Nacht, Frau Meisterin.«
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