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Aktualisiert: 18. Juni 2025
Ihr Mund, der etwas Kindlich-Süßes hatte, zuckte beständig, wenn sie schwieg. Caspar geriet in Verwirrung unter ihrem erstaunten Blick und sah wieder in die Sonne. »Sie antworten mir nicht?« fragte Frau von Kannawurf leise und enttäuscht. Caspar schüttelte den Kopf. »Es ist unmöglich zu tun, was Sie von mir wollen,« sagte er. »Unmöglich? warum?« Frau von Kannawurf richtete sich jäh auf.
Frau von Kannawurf erhob sich. »Wie soll ich das verstehen?« brach sie leidenschaftlich aus, »wie kann man ihn nicht lieben, ihn nicht auf Händen tragen?« Ihr Gesicht glühte, sie trat dicht vor den erschrockenen Lehrer hin und sah ihn drohend und traurig an. Doch sie besänftigte sich schnell und sprach nun von andern Dingen, um den ihr erstaunlichen Mann besser kennen zu lernen.
Der von Hickel neuaufgenommene und für die Dauer seiner Abwesenheit streng unterwiesene Bursche ward gleich zu Anfang so lästig, daß sich Frau von Kannawurf beim Hofrat Hofmann darüber beschwerte.
Eines Morgens erschien daher Frau von Kannawurf in der Studierstube des Lehrers und stellte ihn kühn zur Rede. Quandt konnte ihr nicht ins Gesicht sehen; er war vollkommen verdattert und wurde abwechselnd rot und blaß. »Ich bin ganz zu Ihren Diensten, Madame,« sagte er mit dem Ausdruck eines Menschen, der sich auf der Folter zu allem entschließt, was man von ihm haben will.
Als sie drinnen war, spürte sie eine entsetzliche Übelkeit. In ihrem Hirn war etwas wie zerrissen. Auf der Treppe stockte sie; ihr war, als müsse sie umkehren und den furchtbaren Mann noch einmal anreden. Als Caspar am nächsten Nachmittag zu Imhoffs kam, wurde ihm mitgeteilt, daß Frau von Kannawurf schon abgereist sei.
Aber nicht mit freiem Herzen hatte Frau von Imhoff diesen Entschluß gefaßt, und sie atmete seltsam erleichtert auf, als ihr am andern Tag Frau von Kannawurf die Eröffnung machte, Caspar habe sich unbegreiflicherweise hartnäckig gegen den Vorschlag gesträubt, das Haus des Lehrers zu verlassen.
Allgemach spürte er eine so große Müdigkeit, daß es ihn förmlich hintüberzog, und er mußte sich auf den Rücken legen. Da trat Clara zu ihm und ergriff seine Hand, die er ihr jedoch hastig wieder entriß. Er machte die Augen zu, und einen Moment lang war sein Gesicht vollkommen leblos. Frau von Kannawurf stieß einen matten Angstruf aus und fiel neben ihm auf die Knie.
Hinter ihm stand sein Hund, eine große graue Dogge; das Tier war genau so regungslos wie sein Herr und blickte unverwandt an ihm empor. Caspar zog grüßend den Hut; Hickel bemerkte es nicht. Frau von Kannawurf sah noch einmal zurück und flüsterte fröstelnd: »Wie furchtbar! Was für ein Mann! Was mag ihn peinigen!«
So oft die kleinen Briefchen von Frau von Kannawurf an Caspar kamen, öffnete er und las sie, ehe er sie dem Jüngling gab. Er brachte nichts heraus; der Inhalt war zu unverfänglich. Wahrscheinlich verständigen sie sich in irgendeiner Geheimsprache, dachte Quandt und stellte gewisse wiederkehrende Phrasen zusammen in der Hoffnung, damit den Schlüssel zu finden.
Ihn zu meinem Plan zu bekehren, ist vergeblich, dachte Frau von Kannawurf sogleich; großer Gott, wie wahr, wie einfach alles vor ihm liegt: ja – nein, schön – häßlich; er betrachtet die Dinge nur von oben. Und wie sein Gesicht grenzenlose Güte mit einer naiven und zärtlichen Traurigkeit vereint; man ist benommen und erstaunt, wenn man ihn anschaut. »Was aber wollen Sie tun?« fragte sie zaudernd.
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