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Aktualisiert: 9. Mai 2025
Ein paar Tage später teilte ihr Ingbert mit, der Hofrat sei bei ihm gewesen, habe sich aber nicht entschließen können, eines der Bilder zu erwerben.
»Wir können aber ohne Vergangenheit nicht in die Zukunft hinaus,« begann Lamm wieder; »wer da baut, muß die Erde höhlen. Gräber der Liebe machen neue Liebe fruchtbar, es fragt sich nur, wie reich man an Liebe ist. Du, Olivia, hast tausendfache Liebe in die Gräber gesenkt, tausendmal hast du Georg Ingbert schon begraben.« »Und doch muß ich zu ihm –«
Sie sagte gepreßt, wessen Grab es sei, das sie aufsuchen wolle. »Ich kannte Ingbert,« versetzte der Offizier, »ein lieber Kamerad. Schade um ihn.« Dann warf er einen flüchtigen Blick auf Olivia und erklärte sich bereit, sie zu führen. Sie war nicht fähig, ihm zu danken. Sie hatte keinen Dank mehr in sich. Sie gingen über einen kotigen Feldweg.
Sie stand jetzt in der Blüte ihrer Schönheit; alle Menschen drehten sich auf der Gasse nach ihr um; ihre kühn-aufgereckte Haltung, der edle Gang, das nördliche Blond der Haare, die perlenhafte Haut, der vollendete Bau des Körpers und seine vornehme Bewegung, das alles im Verein war so selten wie unvergeßlich. Ingbert malte sie, wieder und wieder.
Da drängte sich Ingbert durch eine aufgeregte Gruppe; er ging ganz nahe an Olivia vorbei; mit einer freien Anmut der Gebärde strich er mit den Fingerspitzen seiner Linken leicht und schmeichelnd über Olivias entblößten Unterarm und flüsterte, so daß nur sie es vernehmen konnte: »Olivia, Sie sind verliebt.« Ein entsagendes Lächeln spielte auf seinen Lippen. Olivia erschrak.
Marianne preßte Olivias Finger; Olivia hatte ein selig hinziehendes Gefühl; sie wünschte, Ingbert möge sie holen und mit ihr weit fortwandern. Sie fragte sich, weshalb er sich Marianne nicht eröffnete, und wartete, daß sie sich gegeneinander aussprachen. Dies geschah aber nicht, und Olivia zürnte Ingbert. Doch wenn sie Marianne ansah, die so kindlich hoffte, verstand sie seine Unschlüssigkeit.
Er sagte: »Jetzt sehen Sie erst, was für ein Stümper ich bin;« doch sie lächelte ihm zu und war froh über diese Stunden, die ihr erlaubten, sich zu sammeln. So bezaubernd wie ihr ehedem die ganze Welt geschienen hatte, so bezaubernd dünkte ihr nun Ingbert allein. Und doch war ihr Gefühl verwirrt, tief und schmerzlich verdunkelt.
Ich entledige mich hiermit meiner Mission.« »Wo ist Georg Ingbert?« erkundigte sich Olivia mit leiser Stimme. »Er liegt in Zawadow bei Strji.« »Verwundet?« »Schwer verwundet; so schwer, daß man ... daß man seinen Tod wünschen muß.« Olivia atmete tief. Nach langem Schweigen sagte sie, kaum hörbar: »Ich danke Ihnen. Sie haben mir einen großen Dienst geleistet.« Ihr Entschluß war gefaßt.
Was an Zärtlichkeit in ihrem Gemüt war, strömte Ingbert zu; sie schenkte ihm ein unbegrenztes Vertrauen, ein stilles freilich, aber er schien zu verstehen; nie durchbrach ein vorwitziges Wort von ihm die Schranken, die sie aufgerichtet hatte. Er durfte sie küssen, wenn sie kam und wenn sie ging. Er vergaß nicht, daß er es nur durfte.
Es war ihr alles ein Spiel. Eduard war ihr im Innersten fremd; seine Freundschaft mochte sie aber nicht missen. Er war klug, ehrenhaft und verläßlich. Sie spürte, daß sie ihm ein Gleichnis gegen die andere war, und daß die andere dabei verlor. So stellte sie sich in den Schatten und floh, wenn er sie suchte. Ingbert merkte, was zwischen ihr und Eduard vorging.
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