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Aktualisiert: 9. Juni 2025
Ihr graute vor seiner Stimme, vor seinem Auge, vor seiner Hand, vor seinem Hauch; sie sträubte sich leidenschaftlich, aber alle Bemühungen waren vollkommen vergebens. Man brachte sie nach Hause. Unterwegs wurde sie wieder Herrin ihrer Sinne und bat die Begleiter, die bei ihr im Wagen saßen – es waren Ingbert und ein junges Mädchen –, sie möchten die Mutter nicht beunruhigen.
Leib und Seele standen auf widereinander; ach, dieser Verzicht, dies dumpfe Sichnichtkennen, das nun Verrat wurde! Der ewige Hunger der Dämonen schrie nach Stillung. Eine reuevolle Unruhe erfaßte sie. Ingbert war der Erwecker ihrer Sinne gewesen, und ihre Sinne erhoben sich, jetzt, aus der Zerrüttung menschlicher Dinge, aus Ninas vernichtetem Schicksal.
Sie wollte seinen Rat haben, doch er war zurückhaltend und hörte mit seinem reizenden Lächeln zu. Eines Abends saß sie mit Ingbert am Waldrand; Marianne war bettlägerig, Eduard war für ein paar Tage verreist.
Marianne nämlich hatte eine Neigung zu einem jungen Maler gefaßt; Georg Ingbert war sein Name. Er stand noch ganz im Dunkeln, und wie es auch mit seinem Talent beschaffen sein mochte, Ehrgeiz oder Ungeduld, sich geltend zu machen, besaß er nicht.
Olivia umarmte sie; zu sagen wußte sie wenig, Trost hatte sie keinen. Sie fragte nach Ingbert; Marianne schaute erstaunt und unwillig empor. So verstellst du dich? zürnte ihr vorwurfsvoller Blick. Erst als Olivia, kühl und befremdet, zum zweitenmal fragte, erkannte Marianne ihren Irrtum, weinte aber noch heftiger.
Sie erfuhr, daß er an einem bestimmten Abend wieder dort sein würde, und versäumte nicht, sich einzufinden. Es war ein gastliches Haus, in welchem allerlei freie und halbfreie Menschen zwanglos verkehrten. Bei ihrem Eintritt wurde sie von Georg Ingbert begrüßt; sie zeigte weder Überraschung, noch Freude.
Das Blut pochte wider ihre Schläfenwand, mit einem dumpfen Schrei brach sie zusammen. Ingbert fing sie in seinen Armen auf. Sie aber fühlte sich in den Armen Robert Lamms. Sie fühlte sich in seinem Besitz, unentrinnbar und für alle Zeiten.
Doch gerade damals war sie in Georg Ingbert verliebt gewesen. Plötzlich war sie ein Weib, sein Weib. Er hatte den Verlauf ihrer Spiele, ihrer Verstrickungen, ihrer Trübungen abgewartet, um sie zu rufen im Angesicht einer blutüberströmten Welt. Geschah es, weil er nach einem letzten Halt griff?
Sie ging zum Oberarzt, der kaum Zeit hatte, ihr Rede zu stehen. Ein jüngerer Arzt trat hinzu, und dieser konnte ihr sagen, daß Leutnant Ingbert tot sei. Gestern war er begraben worden. Olivia faßte die Kalkmauer mit den Fingerspitzen der einen, dann der andern Hand an. Es schien ihr, als springe ihr Herz vor Kummer.
Ingbert fühlte sich in dem teuren und eleganten Hotel nicht behaglich, und da die Geschwister zögerten, die Tour ohne Olivia fortzusetzen, sagte er, er wolle allein seiner Wege gehen. Um sich zu verabschieden, kam er in Olivias Zimmer und fand sie in tiefem Nachdenken. Sie gab ihm die Hand, und als sie spürte, daß er ihren Blick forderte, sah sie ihn an.
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