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Aktualisiert: 18. Juni 2025
So besaß Unrat keine Macht dagegen, daß Lohmann sich am Unterricht überhaupt nicht mehr beteiligte und auf einen Aufruf mit seinem schauspielerischen Tonfall entgegnete, er sei beschäftigt. Unrat vermochte wenig gegen von Ertzum, der, erbittert über sein langes fruchtloses Dahocken, seinem Nachbar das Extemporale aus den Händen riß, um es abzuschreiben.
Ertzum blieb stehen, ernüchtert, belastet mit der Erkenntnis, daß die soeben genossene Muskelfreude nur Selbsttäuschung gewesen sei, daß sein Sieg über den Athleten ihm nichts genützt habe, daß hier nur ein Sieger sei: Unrat; und sah schreckensvoll in das gleichgültige Gesicht der Künstlerin Fröhlich. »Fort mit Ihnen!« rief Unrat. Kieselack wollte hinterher. »Wohin?
Unrat schöpfte Luft; er wies hinter sich, nach dem Fenster, durch das Kieselack und von Ertzum entkommen waren. »Sagen Sie mir nun aber auch: dürfen Sie denn das?« »Waschen?« fragte sie erstaunt. »Das sind Schüler,« sagte Unrat; und nochmals, mit Beben, tief aus der Brust: »Das sind Schüler.« »Meinswegen. Ich hab' ja nischt davon.« Sie lachte. Unrat brach schrecklich aus.
Sie hatte zwei Balkons, in der Mitte des ersten und des zweiten Stocks, zwischen Mauerpfeilern mit knorrigen Reben herum. »Dein Pastor ist schon zu Haus,« sagte Lohmann und zeigte auf ein Licht im ersten Stock. Sie kamen näher; das Licht ging aus. Ertzum sah verdrossen und schon wieder besiegt nach dem angelehnten Fenster im obern Stock, zu dem er hinauf mußte.
Unrat auf seinem erhabenen Posten über all den Köpfen genoß seine vermeintliche Sicherheit; und inzwischen war neues Unheil am Ausbrechen. Es kam von Lohmann. Lohmann hatte seinen Aufsatz sehr kurz abgetan und dann zu einer Privatbeschäftigung gegriffen. Die wollte aber nicht vorwärtskommen, denn der Fall seines Freundes von Ertzum wurmte Lohmann.
Ertzum, von neuem: »Ich will dir was gestehen, Lohmann ... Wir sind hier ziemlich allein, die nächste Laterne und der nächste Schutzmann kommen beide erst bei Witwe Blöß. Wenn ich mich umdreh' und den Menschen niederschlage ihr werdet mich ja hoffentlich nicht abhalten ... Dies Weib dies Weib in den Pfoten eines solchen Elenden, einer solchen Krabbe! Ihre Reinheit!... Kerl, du, es geschieht was!«
Ertzum verlangte mit seinem: dies sollte nicht wahr sein. Kieselack antwortete mit dem dünnen Hohn eines Lidwinkels, der ein bißchen zuckte ... Und auf einmal sank Ertzum in ebensolche Blässe wie der andere, beugte sich über sich selbst, als habe er einen Stoß vor den Magen bekommen, und stöhnte auf vor Schmerz. Er tastete sich wankend die sechs Stufen wieder hinunter.
Ertzum versicherte mit schlecht gefesteter Stimme, Rosa sei ihm gleichgültig, er frage nicht, ob sie rein sei. Nur Unrat empöre ihn in seinem sittlichen Bewußtsein.
Er verspürte die Wirkung der kalten Luft auf seinen Kopf und bemerkte, daß ohne Wein und Bier zu der ungewohnten Stunde, dieses ganze Erlebnis schwer zustande gekommen wäre ... Er machte einen Schritt auf das Gäßchen und erschrak: an der Hauswand lungerten drei Gestalten. Er schielte hin aus den Brillenecken; und es waren Kieselack, von Ertzum und Lohmann.
Keine Bitterkeit seines Herzens gegen Frau Breetpoot kam Frau Unrat zugute. Nichts würde sich in ihm regen, wenn er mit ihr am Breetpootschen Haus vorbeiging. Er führte einfach eine elegante Kokotte durch die entgötterte Stadt. Ertzum nahm er dabei lieber nicht mit.
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