United States or New Zealand ? Vote for the TOP Country of the Week !


Weißt du etwas NäheresAgathe erzählte, wie sie vor einem Jahr Achim Ursanner besucht habe, wie sich aus einem Gespräch ein Freundschaftsverhältnis zwischen ihnen entwickelt, und wie er einmal im Sommer in Erfft gewesen; wenige Tage später sei das Anwesen in Randersacker abgebrannt und er habe ihr geschrieben. Den Brief wußte sie beinahe Wort für Wort auswendig. Sylvester runzelte die Stirn.

Er ging in die Heimat. Seine Frau folgte ihm, mißvergnügt durch die Aussicht auf dauernde ländliche Langeweile und empört durch den erzwungenen Verzicht auf ihre gesellschaftliche Stellung in der großen Stadt. Die Seinen empfingen ihn kalt. Der Vater grämte sich über den Zusammenbruch der Hoffnungen, die er auf den einzigen Sohn gesetzt, zu Tode; die Mutter war verständnislos und den Einflüssen geistlicher Berater unterworfen. Ursanner nahm dies alles hin. Er publizierte eine Rechtfertigung, die eine glühende und beispiellos kühne Anklage gegen die Regierung war. Er nannte sich herausfordernd den Deutschen; die Deutschen, an die er sich wendete, von Mal zu Mal freier, gesammelter, bewußter und beredter, denen er den Wurzelfraß ihres nationalen Haders, ihrer Kleingeisterei, ihrer Verlogenheit und Selbstgenügsamkeit aufdeckte, nannten ihn den Feind. Er war so gefürchtet als gehaßt. Das Brandmal eines Verräters haftete ihm an, in dessen Seele die heißeste Liebe für sein Land und für sein Volk wohnte. Als es gar noch bekannt wurde, daß er mit Ferdinand Lassalle in brieflichem Verkehr stand, dem Erzketzer und Demagogen, verließen ihn selbst die wenigen, die bis dahin wenn auch nicht zu seiner Sache, so doch zu seiner Person gehalten hatten. Damals hatte sich auch Sylvester von Erfft von ihm zurückgezogen

Sylvester von Erfft konnte mehrere Reitpferde und einen Kutschierwagen halten, konnte ein ziemlich ausgedehntes Waldland pachten, um sich dem Vergnügen der Jagd hinzugeben, konnte mit Agathe, seiner Lebensgefährtin, kleine Reisen nach einer nördlich oder südlich gelegenen Residenz unternehmen, weil hier ein Konzert, ein Theater, dort ein geselliger Zirkel lockte, und war vor allem nicht daran gehindert, seine Bibliothek zu bereichern, denn er war ein Mann von Kenntnissen und lebhaften Interessen.

Gegen Mittag kam ein Holzfäller vorüber. Erstaunt betrachtete er das bleiche, überirdisch schöne Gesicht des anscheinend schlummernden Kindes, warf seine Last zur Erde, hob das Mädchen aus dem nassen Moos und trug es über eine Stunde Wegs nach Erfft zurück, wo alles in größter Sorge und Bestürzung war. Frau

Auch Sylvester ertappte sich bisweilen in der Ungeduld eines Zuschauers, der im Theater vergebens darauf warten muß, daß der Vorhang hochgezogen wird. So kam der Sommer. Eines Tages war der Major zu Tisch in Erfft; nach dem Essen, man hatte über allerlei geredet, sagte er zu Sylvester: »Mein lieber Schwager, wir müssen auf große Dinge gefaßt sein. Es gibt Krieg

Die ganze Kleinlichkeit und Engigkeit des bürgerlichen Daseins gähnte ihm wieder entgegen, die Geldsorgen, die geistlosen Geschäfte, das Übelwollen beflissener Verwandten, und alles, was in dem Verhältnis zu Agathe zum Austrag gelangen sollte. Er nahm sich vor, vierzehn Tage in Erfft zu bleiben. Bis dahin mußte die Entscheidung gefallen und der Weg in die Zukunft offen sein.

Indessen wartete sie von Tag zu Tag auf Nachricht; eine ihr eigentümliche Halsstarrigkeit hinderte sie daran, die Frist zu brechen, die sie sich selbst gesetzt, und als sie nach Verlauf von eineinhalb Wochen wieder in Erfft eintraf, erfuhr sie, daß Sylvester schon vier Tage vorher abgereist war.

Sein Schmerz strömte aus dem allertiefsten Grund des Lebens, und mit ihm stieg zuweilen eine unermeßliche Sehnsucht empor, in deren Umklammerung er sich ohnmächtig hinschleppte. Einmal träumte ihm, er sei mit Adam Hund von Erfft aufgebrochen. Sie ritten durch den Wald, Adam mit einer brennenden Fackel voraus. Es ist eine stürmische Nacht, die Zweige krachen und seufzend biegen sich die Stämme.

Ein solcher Mann war der Herr von Erfft und Dudsloch, der gegen das Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zwischen Würzburg und Kitzingen im unterfränkischen Kreis lebte.

Sylvester benutzte einen Teil der Nacht dazu, um seine Koffer zu packen. Am andern Morgen reiste er ab. Als Agathe in der Stadt ankam, blieb ihr die Beschämung nicht erspart, von den Hotelbediensteten erfahren zu müssen, daß Herr von Erfft abgereist sei. Kaum brachte sie es über sich, zu fragen, ob er nicht eine Adresse hinterlassen habe. Die Antwort lautete verneinend.