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Nach einigen Jahren war Dotterine zur reifen Jungfrau herangewachsen, und ihre Schönheit und Wohlgestalt war so blendend, daß man glaubte, es gebe ihres Gleichen nicht auf der Welt. Da brach ein schwerer Krieg aus, der von Tag zu Tage schlimmer wurde, bis zuletzt der Feind vor die Königsstadt zog und sie mit Heeresmacht einschloß, so daß keine Seele heraus noch herein kommen konnte.

An ihr wurde das alte Wort zu Schanden, welches sagt: »Man kann wohl aus einem Bauern eine Herrschaft, aber aus einer Herrschaft keinen Bauern machenDa traf es sich, daß eines Tages eine Edelfrau durchs Dorf fuhr, als Dotterine gerade auf dem Hofe Holzgefäße scheuerte.

Um meinen Sohn sorge ich nicht, ihn, als des Reiches Erben, wird der König unter seine Obhut nehmenDie Wärterin mußte ihr dann eidlich versprechen, das Geheimniß vor jedermann zu bewahren. Darauf ließ sie den König an ihr Bett rufen und bat ihn, er möge die gewesene Amme Dotterinen's ihr als Wärterin und Dienerin lassen, so lange als Dotterine es wünschen würde.

Für Dotterine hatte die Taufmutter Bauernkleider besorgt, und ihr Antlitz so verändert, daß Niemand sie erkennen konnte. »Wenn einst wieder eine bessere Zeit kommtsagte die Taufmutter, »und du dich sehnst, in deiner früheren Gestalt vor die Leute zu treten, dann flüstere dem Körbchen die geheimen Worte zu und gebiete ihm, dich in deine eigene Gestalt zurück zu verwandeln; und es wird so geschehen.

Da war's, als ob ihr eine Stimme zurief: »Nimm dein Körbchen zur Hand, dann wirst du Alles finden, was du brauchstDotterine sprang auf, nahm das Körbchen aus dem Busen, sprach darüber die geheimen Worte, welche sie gelernt hatte, und siehe das Wunder! augenblicklich lagen prachtvolle goldgewirkte Gewänder auf dem Bette.

Darüber waren wieder ein Paar Jahre hingegangen, als eines Tages, da der König sich entfernt hatte, die Stiefmutter Dotterine im Garten unter einer Linde sitzen fand: wie ein Habicht fuhr sie auf das Kind los, riß es an den Ohren und schlug es, daß Blut aus Mund und Nase floß.

Schon entschloß sie sich zurückzufahren, als eine kleine Schwalbe mit dem Körbchen im Schnabel an's Kutschfenster geflogen kam. Erfreut nahm ihr Dotterine das Körbchen aus dem Schnabel, steckte es in den Busen und hüpfte leicht wie ein Eichhörnchen die Treppe hinauf.

Niemand wußte, woher sie gekommen war und wohin sie ging; auch die Königin gab auf Befragen keinen weiteren Bescheid als: es ist eine mir bekannte Königstochter aus fernem Lande. Die Kinder gediehen fröhlich, Willem bei der Muttermilch und Dotterine an der Brust der Amme.

Jetzt ertrage eine Zeitlang geduldig schwere Tage, bis die Lage sich bessertScheidend ermahnte sie noch das Mädchen, das Körbchen gut in Acht zu nehmen, und entfernte sich dann. Dotterine wanderte mehrere Tage von einem Orte zum andern umher, da aber der Feind die ganze Umgegend verwüstet hatte, so fand sie anfangs weder Obdach noch Dienst.

Da nun Dotterine Anderen ihren Kummer nicht zeigen durfte, so weinte sie heimlich bittere Thränen über ihres Vaters Tod, denn ein anderer als ihr Vater konnte ja doch der verstorbene König nicht sein. Nach Ablauf des Trauerjahres ließ der junge König verkünden, daß er entschlossen sei, sich zu vermählen.