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Die amphitheatralisch gebaute Kirche des Zellengefängnisses zu Bruchsal zu beschreiben, wäre zu weitläufig; es genügt zu wissen, daß jeder Gefangene seinen besondern Verschlag hat, eine Art Miniaturzelle, welche ihm das Sitzen, Knieen und Stehen gestattet und so eingerichtet ist, daß Keiner den Andern, Jeder den Altar, die Kanzel, den Priester, einzelne Aufseher zu sehen vermag, denen keine seiner Bewegungen entgeht.

Das Zellengefängniß zu Bruchsal wurde bekanntlich nach dem Muster von Pentonville erbaut und eingerichtet, doch sahen wir mit eigenen Augen, wie sehr alle gemachten und reifenden Erfahrungen benutzt und allmählige Verbesserungen eingeführt wurden, welche namhafte Verschiedenheiten zwischen dem englischen Muster und dem deutschen Abbilde begründen.

Februar 1850 schlüpfte ich in die entehrende Sträflingsjacke, nachdem ich schon seit September 1849 innerhalb der Mauern des Zuchthauses als Untersuchungsgefangener geweilt hatte. Im Sommer kam die Bestätigung meines Urtheils von Seite des höchsten Gerichtshofes, im August 1850 wurde ich in das Zellengefängniß nach Bruchsal versetzt und blieb daselbst bis zum 13. April 1852.

Bevor die Anstalt Bruchsal die Kost für Gefangene, Kranke und Aufseher selbst bereitete, war sie für die erstere manchmal herzlich schlecht und zudem bekam der Zellengefangene Ursache, besonders nach den schönen Brodlaiben Freiburgs zu seufzen. Dort wird jetzt die Kost und hier noch immer das Brod von der Anstalt unmittelbar bereitet, in beiden Fällen profitirt der Staat sammt den Gefangenen.

Bleiben wir noch einen Augenblick bei der Schule. Die Sträflingsschule des Zellengefängnisses zu Bruchsal erregt besonders die Aufmerksamkeit und Bewunderung der Besucher, weil die Sträflinge einen Grad von intellectueller Bildung und Bildungsfähigkeit entwickeln, den man in den besteingerichteten Gefängnissen anderer Art vergeblich suchen würde.

Ganz vertattert frage ich warum und da sagt er mir, ich hätte ein Mädchen mit einem Kind und sei auch schon in Bruchsal gesessen. "Ja, das ist wahr, sage ich, aber darf ein Mensch, der seine Strafe erstanden und sich ehrlich und redlich ernähren will, nirgends mehr arbeiten?" "Er kann arbeiten, wo Er will, aber in diesem Amtsbezirk ist's mit Ihm Mathäi am Letzten!"

Wer auf der Eisenbahn zwischen der altberühmten Musenstadt Heidelberg und dem schönen Karlsruhe fährt, wird selten ermangeln, bei der Station Bruchsal nach einem großen Bau hinüberzuschauen, welcher gleichzeitig an die Pracht und an das Elend unseres Jahrhunderts mahnt.

Gott schien mich an den Haaren zu Sich reißen zu wollen, im Zuchthause mußte ich gezwungen den gottesdienstlichen Uebungen fleißig anwohnen, Gott nahm mir einige wenige Freunde, welche mich besucht und getröstet hatten, indem ihr Beruf sie in die Ferne rief, endlich entriß Er mich den sehr bedeutenden Zerstreuungen, welche in der Sträflingsgesellschaft eine tiefe Verinnerlichung des Gemüthes arg erschweren und führte mich in eine Zelle nach Bruchsal.

Endlich darf man nicht vergessen, daß in Bruchsal noch viele politische Gefangene sitzen, welche, wie namentlich die armen Soldaten, keineswegs das Bewußtsein innerer Verworfenheit, sondern eher das lebendige Gefühl, für Andere die Suppe ausessen und allzu schwer büßen zu müssen im Bunde mit einer einst mächtigen und jetzt zerstörten Hoffnung dem Wahnsinn in die Arme treibt!

Was die Strafverschärfungen angeht, so hat bei uns wie anderswo die Liebhaberei dafür so sehr Platz gegriffen, daß man Bruchsal mit mehr Recht bald eine neu aufgelegte und vermehrte Abschreckungsanstalt denn eine Besserungsanstalt nennen dürfte. Selten wird Einer von den Schwurgerichten verurtheilt, ohne eine Anzahl von Hungerkost- und Dunkelarresttagen auf den Weg zu bekommen.