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Er hat nicht viel Geschmack, der gute Tüvache, und künstlerischen Sinn nun gleich gar nicht!« Mittlerweile waren Rudolf und Emma in den ersten Stock des Rathauses gestiegen, in den Sitzungssaal. Da dieser leer war, erklärte Boulanger, das wäre so recht der Ort, das Schauspiel bequem zu genießen.
Schöne Zähne, schwarze Augen, niedliche Füße und schick wie eine Pariserin! Zum Teufel, wo mag sie her sein? Wo mag sie dieser Schlot nur aufgegabelt haben?« Rudolf Boulanger war vierunddreißig Jahre alt von roher Gemütsart und scharfem Verstand. Er hatte sich viel mit Weibern abgegeben und war Kenner auf diesem Gebiete. Die da gefiel ihm. Somit beschäftigte sie ihn in Gedanken, ebenso ihr Mann.
»Herr Boulanger!« rief sie und rückte ein wenig von ihm ab. »Ah!« sagte er in wehmütigem Tone. »Sehen Sie, wie recht ich hatte, wenn ich nicht wiederkommen wollte! Ihr Name ..., dieser Name, der mein ganzes Herz erfüllt ..., er ist mir entschlüpft, und Sie verbieten mir, ihn auszusprechen! Frau Bovary! Alle Welt nennt Sie so! So heißen Sie!
»Wer mir das gesagt hat?« wiederholte er, ein wenig betroffen von dem harten Klang ihrer Frage. »Na, sein Kutscher, dem ich vorhin vor dem Cafe Français begegnet bin. Boulanger ist verreist, oder er steht im Begriff zu verreisen ...« Emma schluchzte laut auf. »Wundert dich das?« fuhr er fort. »Er verdrückt sich doch immer mal von Zeit zu Zeit so. Um sich zu zerstreuen. Kanns ihm nicht verdenken.
Als das Ehepaar dann allein war, fragte Karl: »Warum hast du eigentlich das Angebot des Herrn Boulanger abgelehnt? Es war doch sehr liebenswürdig!« Emma tat, als ob sie schmollte; sie wußte nicht gleich, was sie sagen sollte, und schließlich erklärte sie, die Leute könnten es »komisch« finden.
Aber der bloße Gedanke, ich selber könne bluten, der macht mich schwindlig, wenn ich nicht schnell an was andres denke.« Inzwischen hatte Boulanger seinen Knecht fortgeschickt, nachdem er ihn ermahnt, sich nun zu beruhigen. »Nun ists aber alle mit der Einbildung!« sagte er ihm. »Die hat mir die Ehre Ihrer Bekanntschaft verschafft«, fügte er hinzu. Bei dieser Phrase blickte er Emma an.
Sie nannte ihn einen Gauner, einen Halsabschneider. »Da! Sehen Sie!« fügte sie hinzu. »Da geht er! Unter den Hallen! Jetzt begrüßt er Frau Bovary. Sie hat einen grünen Hut auf und geht am Arm von Herrn Boulanger.« »Frau Bovary!« echote Homais. »Ich muß ihr schnell guten Tag sagen. Vielleicht ist ihr ein reservierter Platz auf der Tribüne vor dem Rathause erwünscht.«
»Ist der Herr Doktor zu sprechen?« fragte der Herr den Apothekergehilfen, der an der Haustüre mit Felicie plauderte. Er hielt ihn für den Diener des Arztes. »Melden Sie Herrn Rudolf Boulanger von der Hüchette.« Es war keineswegs Eitelkeit, daß der Ankömmling sein Gut zu seinem Namen fügte. Er wollte nur genau angeben, wer er war.
Als er Rudolf bemerkte, ging er lebhaft auf ihn zu und sagte verbindlich-freundlich zu ihm: »Herr Boulanger, Sie lassen uns ja im Stich?« Rudolf versicherte, er werde gleich zur Stelle sein. Als er jedoch außer Hörweite des Vorsitzenden war, meinte er: »Der Fuchs soll mich holen, wenn ich hinginge! Ich bleibe lieber bei Ihnen!«
Die Knie schlotterten ihm; er wurde leichenfahl. »Emma! Emma!« rief der Arzt. Mit einem Satze war sie die Treppe hinunter. »Essig!« rief ihr Karl zu. »Ach du mein Gott! Gleich zweie auf einmal!« In seiner Aufregung konnte er kaum den Verband anlegen. »'s ist weiter nichts!« meinte Boulanger gelassen, der Justin aufgefangen hatte.