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Aktualisiert: 3. Mai 2025
Es zeigte sich, daß auch diesen Herren das häßliche Gerede bereits zu Ohren gekommen war, daß sie aber aus verschiedenen Gründen gegen den Bürgermeister geschwiegen hatten, der kleine Lüddeke, weil es eine heikle Sache und Tile Stint vielleicht nicht genehm wäre.
Auf diese Insinuierung öffnet Tile von Stint seine matten blauen Augen voll Staunen, indem er ausrief: »Der kann Eier legen! Mache mir das nicht weis!
Tile Stints übrige Diener sagten aus, daß sie freilich den Hahn nicht hätten Eier legen sehen, daß er aber etwas Widriges an sich habe und sie ihm wohl allerlei Unrichtiges zutrauten; ferner, wie oft der Stadthauptmann zu Besuch gekommen sei, wie oft der Herr und die Frau Bürgermeister zur Kirche gegangen seien, daß sie keine Kinder hätten und woran dies etwa liegen könne, was für Aufwand sie trieben, wieviel Röcke, Unterröcke, Pelze und Hauben die Bürgermeisterin hätte, daß sie alle ihre Bezahlung reichlich und pünktlich erhielten und auch sonst, was ins Haus käme, auf den Heller bezahlt würde.
»Du weißt, Tile,« sagte er, »daß ich in allen Gefahren zu dir halte und ein mannhafter Kriegsoberst immer gewesen bin, es ist dir aber auch bekannt, daß ich im Christentum heikel bin, und wenn ich einen Eid habe schwören müssen, am liebsten den Mund nicht wieder auftäte, geschweige denn, daß ich dagegen anlöge. Wie soll ich mich denn nun daraus ziehen, wenn ich wegen des Hahnes befragt werde?
Tile Stint klopfte dem Stadthauptmann auf den Rücken, als ob er einen Hustenanfall hätte, und sagte begütigend. »Wenn du mir sagst, was es mit dem Hahne auf sich hat, so mag es meinetwegen aufhören, da dir viel daran zu liegen scheint.« »Was,« rief der Stadthauptmann noch lauter als zuvor, »so willst du zu der Schandbarkeit deiner Tat noch die Dreistigkeit fügen, sie mir abzuleugnen, da doch das Gelichter der Gasse ungestraft hinter dir her kräht.« Diese Worte stimmten den Bürgermeister nachdenklich, und er sagte: »Das Krähen der mutwilligen Buben ist mir in der Tat aufgefallen, und es wäre mir lieb, den eigentlichen Grund desselben zu erfahren.
Tile, Lüddeke und Würmling, die inzwischen näher gekommen waren, versuchten der Frau zu erklären, man dürfe das Tier nicht töten, da es so ausgelegt werden würde, als hätten sie ein verräterisches Zeugnis aus der Welt geschafft; aber sie war Belehrungen nicht leicht zugänglich, wenn ihr Gemüt in Aufruhr war, und forderte die Herren mit Ungestüm auf, die Bestie herunterzuschießen, wenn anders sie sie nicht für Feiglinge halten sollte.
Die Herren sputeten sich, aus dem Bereich der niedersausenden Blöcke zu kommen, woran sie durch das Lachen nicht wenig behindert wurden, in das sie über die Heftigkeit der Dame geraten waren; doch kehrte der gute Tile wieder zurück, um seine Frau darauf aufmerksam zu machen, daß sie leichter sich selbst als den Hahn treffen würde.
Tile Stint, der nicht bemerkt hatte, woher das Pfeifen kam, sah sich erschrocken und ein wenig verlegen um in der Meinung, es sei einem aus Versehen entwischt und als eine Unschicklichkeit peinlich, und er räusperte sich, um zu antworten und zugleich den kleinen Zwischenfall zuzudecken.
Wegen des Imbiß, zu dem Tile Stint den Richter einlud, entschuldigte sich Tönepöhl, da er in seinem Amte sich der weichen Regung, die ein trauliches Verkehren bei Tische anfache, nicht unterstehen dürfe, vielmehr beständig das Bild des Rechtes vor Augen haben müsse, gleichsam als den Nabel, auf den die indischen Mönche ihr unentwegtes Augenmerk richteten, um zur Gefühllosigkeit zu erstarren.
Unterdessen bereute es Tile von Stint schon, daß er gegen seine Frau ausgefallen war; denn er war keineswegs bösartig, vielmehr sanft und verträglich, nur hatte er schwache Nerven, konnte Lärm, Streit und Aufregung nicht vertragen und wurde zuweilen hitzig, wenn es in seinem Kopfe durcheinanderzugehen anfing.
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