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Aktualisiert: 18. Juli 2025
Vor dem Schloß stand Rosemarie, die Tochter des Schloßherrn, in einem rosenfarbenen Kleid. Die hatte dem Grafen von Singerlingen einen schönen Willkomm sagen sollen; sie schrie statt dessen aber laut: »Da fällt ein Junge vom Wagen!« Kasperle war mitten in ein schönes Blumenbeet hineingefallen. Da blieb er drin liegen, steif und starr, und rührte sich nicht.
Die Prinzessin war gar nicht sehr sanftmütig, und als alle »Kasperle« und immer wieder »Kasperle« schrien, rief sie: »Zum Kuckuck, was ist das für ein Gerufe hier! Ich bin eine Prinzessin und im Leben kein Kasperle! Das ist eine Beleidigung! Und wo ist der Graf von Singerlingen, daß ich ihn heiraten kann? Gleich will ich ihn sehen.«
Die Prinzessin Gundolfine lächelte den Grafen von Singerlingen lieblich an, und der lächelte wieder, denn er fand die Prinzessin heute eigentlich recht nett. Er dachte: Vielleicht ist es gar nicht wahr, daß sie so boshaft ist, wie die Leute sagen; na, und die Puddings kann ja schließlich auch die Köchin kochen, von einer Prinzessin kann man so etwas doch nicht gut verlangen!
Der Graf von Singerlingen reiste ab, er fuhr zu Marlenchens Vater und lud Marlenchen zu sich ein; sie sollten vier Wochen lang mit Kasperle zusammen bei ihm bleiben. Auch die Prinzessin reiste ab und der Herzog blieb allein in seinem Schloß. Da spürte er erst, wie lustig es doch mit dem Kasperle gewesen war.
Der Tag der Hochzeit brach an. Von weither kamen die Leute gelaufen, um Rosemarie, die liebliche Braut, zu sehen. Und alle freuten sich, daß sie nicht den alten Grafen von Singerlingen, sondern den schönen jungen Geiger Michael zum Manne bekam. In aller Morgenfrühe, als der Herzog gerade frühstückte, spielte das Michele auf der Wiese vor dem Schloß auf seiner Geige. Das klang wundersam.
Der Graf von Singerlingen hatte nämlich einen Boten geschickt, der Kasperlemann möchte flink dorthin kommen. Mit Prunk und Pracht sollte die Hochzeit gefeiert werden, der Herzog wollte dazu kommen, und um den Gästen einen Spaß zu bereiten, hatte der Graf von Singerlingen gemeint, ein Kasperlespiel wäre sehr lustig und unterhaltsam. In acht Tagen sollte die Hochzeit stattfinden.
»Heiho, Kasperlemann,« rief da ein Landjäger, »mit wem redest du denn da?« »Na, mit meinem Kasperle, wie's halt ein Kasperlemann tut,« antwortete der. »Ich will zum Herrn Grafen von Singerlingen und fragen, ob ich heute dort nicht einmal kaspern kann.«
»Nein,« sagte Michele traurig, »der nicht, aber die schöne Gräfin Rosemarie war da, die nächstens den Grafen von Singerlingen heiraten wird.« Nun fiel Kasperle doch steif wie ein Stock hin. Denn was zuviel ist, ist zuviel, und daß die schöne Gräfin Rosemarie, die ihm einst als Kind geholfen hatte zu entfliehen, den alten Grafen von Singerlingen heiraten sollte, das ging über seine Nase.
»Jemine, du Dummkopf! Das meine ich doch nicht. Aber ich muß nun eine Prinzessin heiraten, weil dein Michele die schöne Gräfin Rosemarie bekommt.« »Ist das schlimm?« fragte Kasperle verdutzt. »Ich denke, das ist fein.« »Die Prinzessin heiraten, ist schlimm!« Der Graf von Singerlingen sah so traurig aus, daß Kasperle tiefes Mitleid mit ihm fühlte.
»Ei, potz Wetter!« rief der Graf von Singerlingen, »wer will mich nicht vorbeilassen? Ja, das wäre ja eine neue Mode!« »Wir sind der Graf von Singerlingen,« schrie der Kutscher, und der Diener blies so laut »trarira, trarira!« daß die Landjäger ganz erschrocken zurückwichen.
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