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Aktualisiert: 20. Mai 2025
Warum sie ihn verkaufen wollte, da er doch unbezahlbar war, konnte der Schmetterlingshändler nicht begreifen, denn ein Handflächenschmetterling wird alle hundert Jahre einmal im Gebirge gefunden. Auf seinen Flügeln sind dunkle Linien, deren Zeichnung den Linien in der Handfläche einer Menschenhand gleichen.
»Diese Frau,« sagte der Schmetterlingshändler, »muß vielleicht für irgendeine eingebildete Schuld ein Tempelopfer bringen, da sie mit einem solchen Schmetterling ihren besten Familienschatz verkauft, um Opfergeld zu erlangen.« Ich erstand den Schmetterling. Und kaum hatte ich ihn in Händen, so wurde mir auch, ohne daß ich fragte, eine Erklärung über meinen Amulettverlust zuteil.
Auf einmal sagte jemand neben mir: »Das ist der Schmetterlingshändler!« Der Genannte war ein Deutsch-Engländer aus Darjeeling, der einen tibetanischen Antiquitätenladen dort hatte und zugleich einen Handel mit Himalajaschmetterlingen trieb, von denen er die schönsten Exemplare auf Bestellung nach Europa sandte.
Mit großer Mühe hatte der Schmetterlingshändler die Trommel aus dem Tempel erhalten. Machte es die dünne hohe Gebirgsluft, daß meine Ohren jetzt plötzlich aus allen finstern Himalajaabgründen ein Donnern hörten, als seien die Bergschlünde trommelnde Schädelhöhlen von Ungetreuen?
Alles dieses wollte ich mit energischem Entschluß den Schmetterlingshändler jetzt fragen. Ich öffnete den Mund.
Ich selbst war aber noch zu sehr von der Schlafzimmerluft betäubt gewesen, um seinen Ursprung zu erkennen. Jetzt wandte ich mich mit einem energischen Ruck an den Schmetterlingshändler, um ihn zu fragen: »Glauben Sie, daß es Amulette gibt, die ihren Besitzern so teuer sind, daß sie sie für nichts verkaufen würden?
Im Laden kam ich nicht dazu, dem Schmetterlingshändler vom Amulett zu sprechen, denn ehe ich noch den Mund öffnen konnte, zeigte er mir in einem geschnitzten Kästchen einen aufgespießten sogenannten Handflächenschmetterling. Jene Frau hatte ihm eben den seltenen Schmetterling verkauft.
Wie der Mann auf den Tigerhill gekommen, ob er uns auf einer Nachtreise aus dem Innern des Gebirges begegnet war, oder ob er die Reisegesellschaft von Darjeeling aus begleitet hatte, wußte ich nicht. Ich dachte nur im selben Augenblick, wie ich das Wort »Schmetterlingshändler« hörte, an die seltsame Trommel, die ich in seinem Laden zwei Tage vorher gekauft hatte; eine Trommel, angefertigt aus den Hirnschalen zweier Menschen, aus der Hirnschale eines Mannes und aus der eines Weibes. Jede Schalenhöhle war mit einer Membrane überzogen; an der Wölbung aber waren die beiden Gehirnschalen zusammengeschweißt, so daß sie zwei kleine Trommeln bildeten. Schüttelte man diese, so schlug in jeder Schädelhöhle eine kleine, hinter der Membrane eingesperrte Elfenbeinkugel an die Schädelwand und an die Membrane und trommelte unausgesetzt. Der Schmetterlingshändler hatte mir erzählt: »Ich habe diese Trommel von einem tibetanischen Priester in einem tibetanischen Tempel gekauft. Es sind die Schädelschalen eines treulosen Mannes und eines treulosen Weibes. Diese Trommel wurde täglich zur Gebetstunde angeschlagen, denn die Treulosen sollen, ewig aneinander gekittet, im Tode keine Ruhe haben. Der Priester, der auf dem Leichenstein beim Tempel die Leichen zu zerschneiden und den Vögeln hinzuwerfen hat, hat das Recht, die Schädelschalen zweier, die die Treue gebrochen haben, nach dem Tode zu solchen Trommeln zu verarbeiten.«
Der Schmetterlingshändler erzählte mir, daß jene Frau eine sogenannte »ewige Witwe« sei, eine von jenen, die ihre Wangen nicht mit Ochsenblut bemalen und nicht mehr das Verlangen haben, einen anderen Mann als den Gestorbenen zu lieben. Um aber auch des Toten sicher zu sein, daß dieser ihr im nächsten Leben treu wird, wie sie ihm treu sein will, trägt eine solche Frau an einer unzerreißbaren Darmsaite ein Amulett an der Brust, welches ein Menschenpaar darstellt. Wenn die Witwe aber dieses Amulett verliert
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