Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 11. Mai 2025
Als es zur Abendmesse läutete, ging Herr Valentin Priebe an der riesigen Hedwigskirche vorüber und erwog, seine dünne goldene Uhr mit einer eleganten Armbewegung aus der Tasche ziehend, wie er den Rest des Tages verleben solle. Es war Sonnabend, sein Bureau um fünf Uhr geschlossen, und in der warmen Herbstluft mochte es lieblich sein für einen jungen Mann zu flanieren.
Herr Lorenz wischte sich die Lippen ab. »Wo war das?« gellte ein Fräulein; sie rannte heulend über den Hof zum Tor, die beiden anderen nach. »Ich kann so was nicht sehen,« murmelte Herr Priebe, »mir wird ganz schlecht; ich leg' mich schlafen.« Im Hause klapperte es, wurden Fenster hell.
Kommen Sie doch bloß mal rauf zu uns, Herr Priebe.« Valentin riß die kleine Ella bei der Schulter herum; sie solle ausspucken hinter der Frau; den Vater fuhr er an, wie er die Tür vor so was aufmachen könne. Das Kind bockte: »Grade machen wir die Tür auf.«
Sein linkes Auge, mit schwarzen Sprenkeln in der Iris, stand etwas nach außen; auch zuckte Herr Priebe mit dem Kopf häufig nach links, als wollte er über die Schulter nach hinten sehen. In aufgelösten Scharen trotteten die Menschen beide Seiten der Straße entlang, standen vor den Schaufenstern, sprangen in die Wagen, schlüpften zwischen schnurrenden Autos über den Asphalt.
Am nächsten Morgen hatte Herr Priebe eine faltige Stirn, zotete mit den Kollegen, dann ging er summend durch den Raum, beugte sich, wie versehentlich, über die polnische Maschinistin, die hochfuhr, und flüsterte eine kleine Zeit mit ihr vor allen Menschen.
Zwei Fräulein stießen sich an, sagten laut zueinander: »Herr Priebe sieht eigentlich recht verlebt aus.« Er stutzte, rekelte sich an seinem Pult, sagte unter hörbarem Gähnen zu seinem Nachbarn: »Das Großstadtleben bekommt einem auf die Dauer nicht. Ich werde doch noch nach Friedrichshagen ziehen.« Aß zum Frühstück einen sauren Hering.
An der Charlottenstraße prustete ein lahmes Auto vorbei; schnüffelnd hob sich die aufgestülpte Nase über dem struppigen blonden Schnurrbart. Herr Priebe wedelte anmutig das Taschentuch gegen den Staub, bog sich besänftigt in den Hüften vor. Er huschte über den Damm.
Sie fragte ihn leise, warum er sie nicht ansähe und warum er sie vorige Woche sitzen gelassen hätte. »Hier sind zwei Billetts für das Konzert bei Lipps, um halb neun an der Kegelbahn oder drin im Saal.« Drückte ihm einen gelben Programmzettel in die Hand, lief über den Kohlenhof. Herr Priebe zitterte stark. Seine kalten Hände schwitzten, als er wieder an seinem Pult saß.
Herr Priebe ging in einem glanzigen schwarzen Überrock über den dunstigen Hof; seine grauen Hosen waren abgestoßen. Er warf verschlafene Blicke über die Geleise, kletterte die Wendeltreppe des kleinen Bureauhauses hinauf. Niedrige weite Kontorräume, Holzladen an den Fenstern.
Morgens im Finsteren klopfte Antoniens Mutter bei Priebe an, schrie und schluchzte am ungeheizten Ofen, der Fensterriegel sei nicht zu gewesen in der Nacht, sie hätte es vergessen am Abend. Sie hielt auch einen alten Zettel von Antonie in der Faust; auf dem stand, Valentin solle ihre Puppe nicht bekommen, wenn sie wieder krank würde. »Da ist nun der Lumpen.
Wort des Tages
Andere suchen