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Zerrissen und geschunden traten sie in das neue Staatsgebiet ein, das von seinen Bewohnern fluchtartig verlassen war. Die Padrutzer waren fortgelaufen, weil der schlaue Bischof von Prag im Einvernehmen mit der Philine entsetzliche Nachrichten über die nahende Heeresmacht der Lobensteiner verbreitet hatte bei ihnen.

Darin sahen die Lobensteiner nichts; denn jene gaben ihnen Brot und Arbeit und waren ihre Herren. Die Fremden luden sich von weither, aus Prag und Wien, Gäste ein und zeigten ihnen ihre Tölpel, die großen gehorsamen Deutschen, die mit Bändern und Ringen einhergingen, von ihrem fernen Herzog sangen und die Windel der Kinder wuschen.

Solche Stücke blieben keineswegs ohne Einfluß auf die Lobensteiner. Die vielen Nasführereien machten die Leutchen kopfscheu. Sie nahmen etwas Mürrisches an, das ihnen sonst ganz fremd war. Das Mißtrauen schlich sich bei ihnen ein gegen alle Welt. Sie brachten einen summarischen Widerwillen hervor auf dies böhmische Land. Ihre Erbitterung machte sich in häufigen Schlägereien mit den Fremden Luft.

Man hatte damals noch keine regelrechten Posten oder Telegraphen; das Befördern der herzoglichen Edikte stieß auf Schwierigkeiten; jetzt waren immer an zweihundert Mann mit Pferden, Wagen, Gewehren, großem Proviant unterwegs, zogen zur Donau herunter, durch das rauflustige Bayerland, auf Schlängel- und Schleichwegen, heimlich und verschwiegen mit ihren gewichtigen Dokumenten, fingen, sobald sie zwischen den Padrutzer Grenzpfählen einrückten, ein gräßliches Tuten und Trompeten an auf Lobensteiner Art und rächten sich in dieser Weise für ihre Verschwiegenheit während der Fahrt.

Die Lobensteiner gingen wie Rentiers herum, die Pfeife schief im Mund und besahen ein jedes. Alles lag und stand, als wäre es einem plötzlich Verschiedenen aus der Hand geglitten. Rasch sprangen die Behörden ein mit Listen und Registern, in einem Tage vollzog sich die Aufteilung des ganzen Geländes. Keine Mißhelligkeit, die Lobensteiner waren gewohnt zu gehorchen.

Sobald Stoffel hiervon Lunte bekam, trennte er sich zorngeschwollen von den Lobensteinern. Er kehrte mit achtzig Mann Bedeckung und einer Kanone um. Von nun an waren die Lobensteiner ohne ihren Herzog und vollendeten allein ihre Reise nach Padrutz.

Die Schützen von Reutte hatten sich in einigen Häusern dicht am Fluß verschanzt und schossen in Ruhe die vordringenden Lobensteiner ab; zwanzig kamen immer über die Brücke, acht warfen die Hände in die Luft, machten einen Bogen nach rückwärts wie Fische im Netz, und ließen den Boden unter den Füßen. Jenseits des Flusses im Ort fing das Schlagen und Morden an.

Zweihundert Soldaten bedeckten den Zug mit zwei Batterien, hundert voran und hundert am Schluß; der Herzog selbst kam in einer sechsspännigen Kutsche nach und begleitete die Kolonne fünf Tage weit nach Deutschland hinein. Zigeuner, Diebsvolk, Dirnen, Gaukelspieler erwarteten sie an der Lobensteiner Grenze in Massen, sie umschwärmten den Zug wie Fliegen und Feldmäuse.

Philine schmeichelte zwar, sie möchten zusammenhalten, aber sie mischten sich mehr und mehr unter die Lobensteiner, wurden Gläubiger der lustigen Rheinländer und setzten sich nach und nach in ihre Häuser. An den Herzog Stoffel ließ man nichts verlauten.

Es war kurz und gut zu Ende mit den Lobensteinern, und so weit war es gekommen, daß die Lobensteiner selbst wünschten, unter Fremdherrschaft zu leben und ihre Heimat zu vergessen.