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Aktualisiert: 21. Juli 2025


Der freie Volksstaat ist in den freien Staat verwandelt. Grammatikalisch genommen ist ein freier Staat ein solcher, wo der Staat frei gegenüber seinen Bürgern ist, also ein Staat mit despotischer Regierung. Man sollte das ganze Gerede vom Staat fallen lassen, besonders seit der Kommune, die schon kein Staat im eigentlichen Sinne mehr war.

Ich habe nicht gelesen, daß die liberale Presse diese Art der Kriegführung mißbilligt hätte. Und wie die Deutschen gegen die Festungen, so handelte Thiers gegen Paris, und da will man es der Kommune als Verbrechen anrechnen, wenn sie sich, so gut es ging, wehrte!

Und wie man 1848 und 49 unsere besten Männer in Wien, Rastatt und Mannheim standrechtlich erschossen hat, so fielen auch die Männer der Kommune, die meisten mit dem Rufe: „Es lebe die Republik! Es lebe die Kommune!“ Jetzt komme ich zu den Brandlegungen.

Die Kommune, von allen Seiten angegriffen und zum Kriegführen gezwungen, mußte in dieser Lage diejenigen Mittel anwenden, die in einem solchen Falle jeder kriegführenden Partei zu Gebote stehen und stehen müssen. Sie bedrohte jeden mit dem Tod durch Erschießen, der sich weigerte, die Waffen zur Verteidigung zu tragen.

Ganz wie damals in Wien Bürgertum und Reaktion, so standen sich in Paris die Kommune und die Versailler gegenüber. Die Kommune mußte bis zum letzten Atemzuge kämpfen, und sie hat heldenmütig gekämpft. Das können ihre grimmigsten Gegner nicht bestreiten.

Aber während der letzten 8 Tage, als sie mit Hilfe der Deutschen den Montmartre mit 50 schweren Geschützen besetzen konnten, haben sie mit glühenden Kugeln und selbst mit Petroleumbomben auf die Häuser geschossen und, wie nicht anders zu erwarten, viele davon in Brand gesteckt. So sind die meisten Brände durch die Versailler entstanden, die sie der Kommune in die Schuhe schieben.

Was hat nun die Kommune weiter getan? Sie hat eine alte liberale Forderung, die seit Jahrzehnten im Programm der liberalen Partei gestanden, aber seitdem sie zur Herrschaft gelangt ist, in die Rumpelkammer geworfen wurde, verwirklicht. Die Kommune hat die Trennung der Kirche von Schule und Staat beschlossen und durchgeführt, und sie hat weiter beschlossen, das Kircheneigentum zu konfiszieren.

Ich verteidigte die Kommune und wies darauf hin, daß jetzt selbst die liberale Presse eine ganze Reihe angeblicher Schandtaten habe richtig stellen müssen, deren sie vorher die Kommune beschuldigt habe. Das Haus wurde wieder nervös, man unterbrach mich und gebrauchte die stärksten Schimpfworte gegen mich, ohne daß der Präsident ein Wort des Tadels hatte.

Mich wundert nur, daß Herr Sparig dieses nicht erwähnt und eine Anklage auf Verletzung des Eigentums erhoben hat. Zum Vorwurf hat man es der Kommune vielfach gemacht. Da es Herr Sparig nicht erwähnte, so erwähne ich's, um ihn zu ergänzen. Schade nur, daß das, was die Kommune getan, andere längst vor ihr getan haben.

Wie die Versailler gewütet, beweist die Tatsache, daß keine Verwundeten vorhanden waren. So kamen in wenig Tagen nach übereinstimmenden Aussagen 15-20000 Menschen ums Leben. In einer solchen Lage gab es für die Kommune kein Mittel, als sich auf jede mögliche Art ihrer Haut zu wehren; daß man durchaus berechtigte Handlungen der Besiegten als Schandtaten hinstellt, daran sind wir gewöhnt.

Wort des Tages

mützerl

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