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Aktualisiert: 18. Mai 2025


Mit der größten Gleichgültigkeit, als handle es sich darum, irgendwelchen Krimskram an einen Kamerunneger zu versenden, packte der Buchhändler alle möglichen gerade vorrätigen frommen Schriften in ein Paket: Katechismen in Form von Frage und Antwort, Streitschriften aufgeblasener Dogmatiker und frömmelnde Romane in rosa Einbändchen und süßlichem Stil, verbrochen von dichtenden Schulmeistern oder blaustrümpfigen Betschwestern, mit Titeln wie: »Die Herzpostille«, »Der Weltmann zu Füßen Mariä.

Schon der Titel der Schrift war für das Volk, geistlichen und weltlichen, adelichen und bürgerlichen Standes, eine kühne vermessene Frage, unerhört in den älteren Katechismen, in welche man sich wohl jede andere Frage: nur niemals die: =Was ist der Pabst?= erlaubt hatte.

[Der Jesuitenorden.] Im sechzehnten Jahrhundert wurde das Papstthum, das damals von neuen und furchtbareren Gefahren als je zuvor bedroht war, durch einen neuen religiösen Orden gerettet, der mit glühender Begeisterung erfüllt und mit außerordentlichem Geschick organisirt war. Als die Jesuiten zur Rettung des Papstthums erschienen, schwebte es in der größten Gefahr, aber von diesem Augenblicke an wendete sich das Glück. Der Protestantismus, der während eines ganzen Menschenalters Alles mit sich fortgerissen hatte, wurde in seinem Fortschreiten gehemmt, und mit reißender Schnelligkeit vom Fuße der Alpen bis an die Küsten der Ostsee zurückgetrieben. Der Orden bestand noch keine hundert Jahre, so hatte er schon die ganze Welt mit Denkmalen großer Thaten und Leiden für den Glauben erfüllt. Keine religiöse Gemeinschaft konnte eine Liste so mannigfach ausgezeichneter Männer aufweisen, keine andre hatte das Feld ihrer Thätigkeit zu solchem Umfange erweitert und doch hatte in keiner jemals eine so vollkommene Einheit des Denkens und Handelns geherrscht. Es gab keine Gegend des Erdballs, kein Gebiet des wissenschaftlichen oder praktischen Lebens, auf dem nicht Jesuiten zu finden waren. Sie leiteten die Beschlüsse der Könige; sie entzifferten lateinische Inschriften; sie beobachteten die Bahnen der Trabanten des Jupiter; sie gaben ganze Bibliotheken heraus: Polemik, Casuistik, Geschichte, Werke über Optik, alcäische Oden, Ausgaben der Kirchenväter, Madrigals, Katechismen und Libelle. Die höhere Erziehung der Jugend fiel fast ausschließlich in ihre Hände und wurde von ihnen mit ausgezeichnetem Geschick geleitet. Sie hatten genau den Punkt entdeckt, bis zu welchem man mit der geistlichen Bildung gehen kann, ohne geistige Emancipation fürchten zu müssen. Selbst ihre Feinde mußten zugestehen, daß sie in der Kunst, das jugendliche Gemüth zu leiten und zu bilden nicht ihres Gleichen hatten. Daneben pflegten sie auch mit großem Eifer und Erfolg die Kanzelberedtsamkeit. Mit noch größerem Eifer und noch größerem Erfolge aber widmeten sie sich dem Dienste des Beichtstuhls. Durch das ganze katholische Europa waren sie im Besitz der Geheimnisse jeder Regierung und fast jeder hochstehenden Familie. Unter zahllosen Gestalten, als elegante Kavaliere, als einfache Landleute und als puritanische Prediger, schlichen sie aus einem protestantischen Lande in das andre. Sie wanderten nach Ländern, zu deren Erforschung weder merkantilische Habsucht noch wissenschaftliche Neugierde je einen Fremden veranlaßt hatte. Man fand sie in Mandarinentracht in Peking als Aufseher der Sternwarte; man fand sie mit dem Spaten in der Hand in Paraguay, wo sie den Wilden in den Anfangsgründen des Ackerbaues unterrichteten. Doch wo sie auch sein und was sie auch treiben mochten, ihr Geist war stets und überall der nämliche: unbegrenzte Hingebung für die gemeinsame Sache und unbedingter Gehorsam gegen die Centralgewalt. Keiner von ihnen hatte seinen Aufenthaltsort oder seinen Beruf selbst gewählt. Ob der Jesuit unter dem Polarkreis oder unter dem

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