Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 13. Mai 2025
Er ist dann die ganze Nacht wach geblieben, und ich glaube, wenn die Frau jetzt stirbt, wird es sein Gewissen sehr bedrücken. Er ist ja deswegen auch noch nicht abgereist.“ Ich lachte. „Hab keine Sorge, Mutter, Joachims Gewissen ist recht robust.“ „Ihr werdet euch nie verstehen.“ „Nein. Niemals! Mit solch einem Kerl niemals!“ Sie saß noch ein Weilchen da.
Joachims Schritte wurden kleiner und langsamer, sein Stock stampfte hart auf das Pflaster. Irgendwo stand wohl jetzt der Mond; denn der Nebel über dem Johannisplatz war durchsichtig und silberhell. „Der alte Brunnen!“ sagte Joachim leise; „es ist merkwürdig, daß meine Gedanken meist um den alten Brunnen gingen, wenn ich an die Heimat dachte.“
So wanderte jetzt kein Atom dessen mehr nach der Heimat zurück, was vor sieben Jahren auszog. Hätte Joachim keine Seele gehabt, so wäre wirklich ein ganz fremder, ein ganz anderer Mensch nach Hause gekommen. Dem Bäcker Schiebulke begegneten wir. Er war Joachims Angelkamerad gewesen.
Wie lange die stille Frau auf der Heimwehfluh sich noch ihres Kindes freuen wird, ein, zwei, drei Jahre ...? Ob dann, wenn sie Ferien macht für immer, die kleine Anneliese, die jetzt als Schullehrerin in einem verlassenen Gebirgsdorfe lebt, doch noch Joachims Frau werden und übers Meer zu ihm ziehen wird? Und ob dann die Mutter heimkehren wird in ihre schöne alte Stube? Lauter Fragen ohne Antwort.
Wie Moses schaute ich in mein Gelobtes Land. Es ist ein Brief angekommen, der mir die überschäumende Freude des Tages genommen hat. Die Pflegeeltern der Tochter Joachims haben geschrieben. Bei dem Scheidungsprozeß wurde die kleine Luise dem Bruder zugesprochen.
Es ist darum, daß wir uns jetzt ohne gegenseitige Hochachtung, aber doch auch ohne beleidigende Gesten trennen wollen, wie Sie selbst einmal gesagt haben. Haben Sie noch zehn Minuten Zeit für mich?“ Er nickte, und ich erzählte ihm ohne alle Umschweife die Tragödie Joachims und seines Kindes, und wie ich das Mädchen heute draußen auf der Ackerstraße getroffen hatte.
Nach fünf Minuten kam ein leises Lachen, das Gesichtchen erhellte sich, und ich sah noch deutlicher als gestern beim ersten schreckhaften Begegnen in Joachims Züge, sah in Joachims Augen. Ich erinnere mich nicht, je ein kleines Mädchen gesehen zu haben, das so auffallend dem Bilde ihres Vaters glich, wie Luise meinem Bruder ähnlich ist.
Und ob es auch schon dämmrig war, der Abend hatte mich scharf sehend gemacht; ich sah, daß das Weib, das dort einsam auf der Wiese stand, Joachims erste Frau, Luises Mutter, war. Der Bruder aber sah sie nicht, und seine Augen waren gehalten, und er erkannte auch sein Kind noch immer nicht.
Wort des Tages
Andere suchen