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Cleonissa blieb also in dem Ansehen eines lebendigen Beweises des Platonischen Lehrsatzes, daß die äußerliche Schönheit ein Widerschein der intellektualischen Schönheit des Geistes sei; das Vorurteil für ihre Tugend hielt dem Eindruck, welchen ihre Reizungen hätten machen können, das Gleichgewicht; und sie hatte das Vergnügen, die vollkommne Gleichgültigkeit, welche Dionys für sie behielt, der Weisheit ihres Betragens zu zuschreiben, und sich dadurch ein neues Verdienst bei den Prinzessinnen zu machen.

Die heitre Stille, welche in seinem ohnehin zur Freude aufgelegten Gemüt in kurzem wieder hergestellt wurde; die Freiheit von allen Geschäften und Sorgen; der Genuß alles dessen, womit die Freundschaft ein gefühlvolles Herz beseligen kann; der Anblick der Glückseligkeit seines Freundes Critolaus, welche im Besitz der liebenswürdigen Psyche alle Tage zu zunehmen schien; der Mangel an Zerstreuungen, wodurch die Seele verhindert wird, sich in die Sphäre ihrer angenehmsten Ideen und Empfindungen zu konzentrieren; die natürliche Folge hievon, daß diese Ideen und Empfindungen desto lebhafter werden müssen alles dieses vereinigte sich, ihn nach und nach wieder in Dispositionen zu setzen, welche die zärtlichste Erinnerungen an die einst so sehr geliebte Danae erweckten, und ihn von Zeit zu Zeit in eine Art von sanfter wollüstiger Melancholie setzten, worin sein Herz sich ohne Widerstand in diese zauberischen Szenen von Liebe und Wonne zurückführen ließ, welche aus Ursachen, die wir den Moralisten zu entwickeln überlassen wollen durch die in seiner Seele vorgegangene Revolution ungleich weniger von ihrem Reiz verloren hatten, als die abstraktern und bloß intellektualischen Gegenstände seines ehmaligen Enthusiasmus.

Das Exempel so vieler großen Geister, welche in der Bestrebung, über die Grenzen des menschlichen Verstandes hinauszugehen, verunglückt waren, hätte ihn in diesem Stücke vielleicht nicht weiser gemacht, wenn er mehr Eitelkeit und weniger kaltes Blut gehabt hätte; aber so wie er war, überließ er diese Art von Spekulationen seinem Freunde Plato, und schränkte seine Nachforschungen über die bloß intellektualischen Gegenstände lediglich auf diese einfältigen Wahrheiten ein, welche das allgemeine Gefühl erreichen kann, welche die Vernunft bekräftiget, und deren wohltätiger Einfluß auf den Wohlstand unsers Privat-Systems so wohl als auf das allgemeine Beste allein schon genugsam ist, ihren Wert zu beweisen.

Sie fuhr immer fort sich in den Grenzen der Freundschaft zu halten, und, die Wahrheit zu sagen, sie war entweder nicht geistig genug, sich von dieser intellektualischen Liebe, von der er ihr so viel schönes vorsagte, einen rechten Begriff zu machen; oder sie fand es lächerlich, in ihrem Alter und mit ihrer Figur eine Rolle zu spielen, die, nach ihrer Denkungsart, sich nur für eine Person schickte, die im Bade keine Besuche mehr annimmt; wenn sie gleich allzu bescheiden war, ihm dieses mit Worten zu sagen, so fand sie doch Mittel genug, ihm ihre Gedanken über diesen Punkt auf eine vielleicht eben so nachdrückliche Art zu erkennen zu geben.

Und was für Ursache hatte er, sich auf die Stärke seiner Grundsätze zu verlassen? Auch in diesem Stücke schwebte er in einem subtilen Selbstbetrug, den ihm vielleicht nur die Erfahrung sichtbar machen konnte. Entzückt von der Idee der Tugend, ließ er sich nicht träumen, daß das Gegenteil dieser intellektualischen Schönheit jemals Reize für seine Seele haben könnte.

Die Lebhaftigkeit seiner Wiedererinnerungen schien sie in Empfindungen zu verwandeln; er bedachte nicht, daß es weniger anstößig wäre, eine Geliebte, wie Danae, mit der ganzen Metaphysik der intellektualischen Liebe, als mit so enthusiastischen Beschreibungen der Vorzüge einer andern, und der Empfindungen, welche sie eingeflößt, zu unterhalten.

Unvermerkt schwatzte ich mich in einen Enthusiasmus hinein, in welchem ich, nach den Grundsätzen meiner geheimnisreichen Philosophie, von der intellektualischen Liebe, von der Liebe welche der Weg zum Anschauen des wesentlichen Schönen ist, von der Liebe welche die geistigen Flügel der Seele entwickelt, sie mit jeder Tugend und Vollkommenheit schwellt, und zuletzt durch die Vereinigung mit dem Urbild und Urquell des Guten in einen Abgrund von Licht, Ruhe und unveränderlicher Wonne hineinzieht, worin sie gänzlich verschlungen und zu gleicher Zeit vernichtigt und vergöttert wird so erhabne, mir selbst meiner Einbildung nach sehr deutliche, der schönen Priesterin aber so unverständliche Dinge sagte, daß sie in eben der Proportion, nach welcher sich meine Einbildungs-Kraft dabei erwärmte, nach und nach davon eingeschläfert wurde.